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[Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und anderer geistvollen Schriften. Bd. 3. Zürich, 1742.

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in Miltons verlohrnen Paradiese.
geben, als nur allein darauf bedacht seyn, daß
man sie mit denen Wörtern gebe, welche in den
Wörterbüchern als gleichgültig mit denselben hin-
gesezt werden. Denn es geschieht allzu gerne,
daß die Wörter, welche in verschiedenen Spra-
chen vor gleichgültig unter einander gehalten wer-
den, wiewohl sie in dem Hauptbegriffe eines sa-
gen, dennoch durch gewisse Nebenideen, so sich
daran anzuhängen pflegen, unvermerckt davon
abgeführt, und nach und nach hauptsächlich verän-
dert werden. Diese Behutsamkeit wird desto noth-
wendiger, weil es in den Sprachen gewisse ange-
nommene Metaphoren und Formen der Rede giebt,
welche blosse Anomalien sind, indem sie nur auf
irgend eine äusserliche und zufällige Aehnlichkeit,
oder den willkürlichen Eigensinn eines Volkes ge-
gründet sind. Dergleichen Metaphoren in der
Uebersezung beybehalten, wird sie eben so unge-
reimt machen, als sie in der Grundsprache selbst
sind, und jedermann so vorkommen würden, wenn
sie nicht durch den langen Gebrauch wären vor
bündig erkennt worden, so daß sie izo vor eigent-
liche Wörter gehalten werden, nachdem ihre un-
ächte Geburt ins Vergessen gekommen ist.

Aber mit diesen unbegründeten Metaphoren
muß man diejenigen nicht vermischen, die einen
natürlichen Ursprung haben, wiewohl solcher nicht
mehr bekannt ist, oder nicht mehr in Acht genom-
men wird, weil die Dinge und Geschäfte, so
dazu Anlaß gegeben, aus der Uebung gekommen
sind, oder ein langer und alltäglicher Gebrauch
gemacht hat, daß sie vor eigentliche Wörter

ge-
[Crit. Samml. III. St.] H

in Miltons verlohrnen Paradieſe.
geben, als nur allein darauf bedacht ſeyn, daß
man ſie mit denen Woͤrtern gebe, welche in den
Woͤrterbuͤchern als gleichguͤltig mit denſelben hin-
geſezt werden. Denn es geſchieht allzu gerne,
daß die Woͤrter, welche in verſchiedenen Spra-
chen vor gleichguͤltig unter einander gehalten wer-
den, wiewohl ſie in dem Hauptbegriffe eines ſa-
gen, dennoch durch gewiſſe Nebenideen, ſo ſich
daran anzuhaͤngen pflegen, unvermerckt davon
abgefuͤhrt, und nach und nach hauptſaͤchlich veraͤn-
dert werden. Dieſe Behutſamkeit wird deſto noth-
wendiger, weil es in den Sprachen gewiſſe ange-
nommene Metaphoren und Formen der Rede giebt,
welche bloſſe Anomalien ſind, indem ſie nur auf
irgend eine aͤuſſerliche und zufaͤllige Aehnlichkeit,
oder den willkuͤrlichen Eigenſinn eines Volkes ge-
gruͤndet ſind. Dergleichen Metaphoren in der
Ueberſezung beybehalten, wird ſie eben ſo unge-
reimt machen, als ſie in der Grundſprache ſelbſt
ſind, und jedermann ſo vorkommen wuͤrden, wenn
ſie nicht durch den langen Gebrauch waͤren vor
buͤndig erkennt worden, ſo daß ſie izo vor eigent-
liche Woͤrter gehalten werden, nachdem ihre un-
aͤchte Geburt ins Vergeſſen gekommen iſt.

Aber mit dieſen unbegruͤndeten Metaphoren
muß man diejenigen nicht vermiſchen, die einen
natuͤrlichen Urſprung haben, wiewohl ſolcher nicht
mehr bekannt iſt, oder nicht mehr in Acht genom-
men wird, weil die Dinge und Geſchaͤfte, ſo
dazu Anlaß gegeben, aus der Uebung gekommen
ſind, oder ein langer und alltaͤglicher Gebrauch
gemacht hat, daß ſie vor eigentliche Woͤrter

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[113/0115] in Miltons verlohrnen Paradieſe. geben, als nur allein darauf bedacht ſeyn, daß man ſie mit denen Woͤrtern gebe, welche in den Woͤrterbuͤchern als gleichguͤltig mit denſelben hin- geſezt werden. Denn es geſchieht allzu gerne, daß die Woͤrter, welche in verſchiedenen Spra- chen vor gleichguͤltig unter einander gehalten wer- den, wiewohl ſie in dem Hauptbegriffe eines ſa- gen, dennoch durch gewiſſe Nebenideen, ſo ſich daran anzuhaͤngen pflegen, unvermerckt davon abgefuͤhrt, und nach und nach hauptſaͤchlich veraͤn- dert werden. Dieſe Behutſamkeit wird deſto noth- wendiger, weil es in den Sprachen gewiſſe ange- nommene Metaphoren und Formen der Rede giebt, welche bloſſe Anomalien ſind, indem ſie nur auf irgend eine aͤuſſerliche und zufaͤllige Aehnlichkeit, oder den willkuͤrlichen Eigenſinn eines Volkes ge- gruͤndet ſind. Dergleichen Metaphoren in der Ueberſezung beybehalten, wird ſie eben ſo unge- reimt machen, als ſie in der Grundſprache ſelbſt ſind, und jedermann ſo vorkommen wuͤrden, wenn ſie nicht durch den langen Gebrauch waͤren vor buͤndig erkennt worden, ſo daß ſie izo vor eigent- liche Woͤrter gehalten werden, nachdem ihre un- aͤchte Geburt ins Vergeſſen gekommen iſt. Aber mit dieſen unbegruͤndeten Metaphoren muß man diejenigen nicht vermiſchen, die einen natuͤrlichen Urſprung haben, wiewohl ſolcher nicht mehr bekannt iſt, oder nicht mehr in Acht genom- men wird, weil die Dinge und Geſchaͤfte, ſo dazu Anlaß gegeben, aus der Uebung gekommen ſind, oder ein langer und alltaͤglicher Gebrauch gemacht hat, daß ſie vor eigentliche Woͤrter ge- [Crit. Sam̃l. III. St.] H

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Zitationshilfe: [Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und anderer geistvollen Schriften. Bd. 3. Zürich, 1742, S. 113. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bodmer_sammlung03_1742/115>, abgerufen am 22.11.2024.