[Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und andrer geistvollen Schriften. Bd. 2. Zürich, 1741.
"viel- und Addison, als einen Verführer der gantzen Engli- schen Nation, und als einen Verfechter des verderb- ten Geschmacks verachten. Man wird hieraus nun genugsam abnehmen können, daß die Critische Dicht- künst, auf welche der Schweitzerische Verfechter des Miltonischen Ansehens alle seine Hoffnung setzet, nicht die Leipzigische seyn könne, die Hrn. G-ttsch-d zum Verfasser hat. Künftige Dinge sind ungewiß) Etiam sententias
loquitur - - - - Terent. Die wir hier besser, als in der Schweitz haben können) Freylich kan man in Deutschland die Wahr- scheinlichkeiten besser haben, als in der Schweitz, wie es einem gedrückten Wercke ergehen werde; allermas- sen sie diese Wahrscheinlichkeiten und das Schicksal ei- nes Buchs selbst machen können. Wie leicht wird es ihnen fallen, durch ihr Ansehen, welches sie bey ih- ren Schülern haben, durch die Gefälligkeit ihrer Vor- redner, Journalisten, Zeitungsschreiber, die sie über- all zu ihren Diensten haben, durch ihre gelehrten Bünd- nisse etc. ein Buch, das dem Ruhm einiger von den berühmtesten deutschen Poeten so sehr im Lichte stehet, in den Ruff zu bringen, daß es weder gekauft, noch gele en zu werden verdiene.
„viel- und Addiſon, als einen Verfuͤhrer der gantzen Engli- ſchen Nation, und als einen Verfechter des verderb- ten Geſchmacks verachten. Man wird hieraus nun genugſam abnehmen koͤnnen, daß die Critiſche Dicht- kuͤnſt, auf welche der Schweitzeriſche Verfechter des Miltoniſchen Anſehens alle ſeine Hoffnung ſetzet, nicht die Leipzigiſche ſeyn koͤnne, die Hrn. G-ttſch-d zum Verfaſſer hat. Kuͤnftige Dinge ſind ungewiß) Etiam ſententias
loquitur ‒ ‒ ‒ ‒ Terent. Die wir hier beſſer, als in der Schweitz haben koͤnnen) Freylich kan man in Deutſchland die Wahr- ſcheinlichkeiten beſſer haben, als in der Schweitz, wie es einem gedruͤckten Wercke ergehen werde; allermaſ- ſen ſie dieſe Wahrſcheinlichkeiten und das Schickſal ei- nes Buchs ſelbſt machen koͤnnen. Wie leicht wird es ihnen fallen, durch ihr Anſehen, welches ſie bey ih- ren Schuͤlern haben, durch die Gefaͤlligkeit ihrer Vor- redner, Journaliſten, Zeitungsſchreiber, die ſie uͤber- all zu ihren Dienſten haben, durch ihre gelehrten Buͤnd- niſſe ꝛc. ein Buch, das dem Ruhm einiger von den beruͤhmteſten deutſchen Poeten ſo ſehr im Lichte ſtehet, in den Ruff zu bringen, daß es weder gekauft, noch gele en zu werden verdiene. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <cit> <quote><pb facs="#f0070" n="68"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Mehrere authentiſche Urkunden</hi></fw><lb/> „de. <hi rendition="#fr">Kuͤnftige Dinge ſind ungewiß,</hi> und<lb/> „wir wollen ihm alſo nicht vor der Zeit alle<lb/> „Hoffnung abſprechen. Alleine nach vielen<lb/> „Wahrſcheinlichkeiten, <hi rendition="#fr">die wir hier beſſer,<lb/> „als in der Schweitz haben koͤnnen,</hi> zu ur-<lb/> „theilen, ſollte man eher das Gegentheil<lb/> „glauben; indem auch dieſe neue Dichtkunſt<lb/> <fw place="bottom" type="catch">„viel-</fw><lb/><note xml:id="f38" prev="#f37" place="foot">und Addiſon, als einen Verfuͤhrer der gantzen Engli-<lb/> ſchen Nation, und als einen Verfechter des verderb-<lb/> ten Geſchmacks verachten. Man wird hieraus nun<lb/> genugſam abnehmen koͤnnen, daß die Critiſche Dicht-<lb/> kuͤnſt, auf welche der Schweitzeriſche Verfechter des<lb/> Miltoniſchen Anſehens alle ſeine Hoffnung ſetzet, nicht<lb/> die Leipzigiſche ſeyn koͤnne, die Hrn. G-ttſch-d zum<lb/> Verfaſſer hat.</note><lb/><note place="foot"><hi rendition="#fr">Kuͤnftige Dinge ſind ungewiß)</hi><hi rendition="#aq">Etiam ſententias<lb/> loquitur ‒ ‒ ‒ ‒ Terent.</hi><lb/><hi rendition="#fr">Die wir hier beſſer, als in der Schweitz haben<lb/> koͤnnen)</hi> Freylich kan man in Deutſchland die Wahr-<lb/> ſcheinlichkeiten beſſer haben, als in der Schweitz, wie<lb/> es einem gedruͤckten Wercke ergehen werde; allermaſ-<lb/> ſen ſie dieſe Wahrſcheinlichkeiten und das Schickſal ei-<lb/> nes Buchs ſelbſt machen koͤnnen. Wie leicht wird es<lb/> ihnen fallen, durch ihr Anſehen, welches ſie bey ih-<lb/> ren Schuͤlern haben, durch die Gefaͤlligkeit ihrer Vor-<lb/> redner, Journaliſten, Zeitungsſchreiber, die ſie uͤber-<lb/> all zu ihren Dienſten haben, durch ihre gelehrten Buͤnd-<lb/> niſſe ꝛc. ein Buch, das dem Ruhm einiger von den<lb/> beruͤhmteſten deutſchen Poeten ſo ſehr im Lichte ſtehet,<lb/> in den Ruff zu bringen, daß es weder gekauft, noch<lb/> gele en zu werden verdiene.</note><lb/></quote> </cit> </div> </div> </body> </text> </TEI> [68/0070]
Mehrere authentiſche Urkunden
„de. Kuͤnftige Dinge ſind ungewiß, und
„wir wollen ihm alſo nicht vor der Zeit alle
„Hoffnung abſprechen. Alleine nach vielen
„Wahrſcheinlichkeiten, die wir hier beſſer,
„als in der Schweitz haben koͤnnen, zu ur-
„theilen, ſollte man eher das Gegentheil
„glauben; indem auch dieſe neue Dichtkunſt
„viel-
und Addiſon, als einen Verfuͤhrer der gantzen Engli-
ſchen Nation, und als einen Verfechter des verderb-
ten Geſchmacks verachten. Man wird hieraus nun
genugſam abnehmen koͤnnen, daß die Critiſche Dicht-
kuͤnſt, auf welche der Schweitzeriſche Verfechter des
Miltoniſchen Anſehens alle ſeine Hoffnung ſetzet, nicht
die Leipzigiſche ſeyn koͤnne, die Hrn. G-ttſch-d zum
Verfaſſer hat.
Kuͤnftige Dinge ſind ungewiß) Etiam ſententias
loquitur ‒ ‒ ‒ ‒ Terent.
Die wir hier beſſer, als in der Schweitz haben
koͤnnen) Freylich kan man in Deutſchland die Wahr-
ſcheinlichkeiten beſſer haben, als in der Schweitz, wie
es einem gedruͤckten Wercke ergehen werde; allermaſ-
ſen ſie dieſe Wahrſcheinlichkeiten und das Schickſal ei-
nes Buchs ſelbſt machen koͤnnen. Wie leicht wird es
ihnen fallen, durch ihr Anſehen, welches ſie bey ih-
ren Schuͤlern haben, durch die Gefaͤlligkeit ihrer Vor-
redner, Journaliſten, Zeitungsſchreiber, die ſie uͤber-
all zu ihren Dienſten haben, durch ihre gelehrten Buͤnd-
niſſe ꝛc. ein Buch, das dem Ruhm einiger von den
beruͤhmteſten deutſchen Poeten ſo ſehr im Lichte ſtehet,
in den Ruff zu bringen, daß es weder gekauft, noch
gele en zu werden verdiene.
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