Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und andrer geistvollen Schriften. Bd. 2. Zürich, 1741.

Bild:
<< vorherige Seite

für die Tr-ll-rischen Fabeln.
scriptes, nicht etwann nur erdichtet, son-
dern mit Grund erzehlet habe, so kan ich
eben so wenig begreiffen, daß Hr. D. Tr-l-
l-r von dieser Vorrede mehrere Abschriften
sollte haben verfertigen lassen, als ich be-
greiffen kan, daß mein Exemplar mehr als
eins sey.

Sollte es dennoch solche unglaubige Spöt-
ter geben, die mich in den Verdacht fassen,
und die Leute bereden wollten, als ob ich
dieses Manuscript nicht auf besagte wunder-
bare Weise bekommen, sondern aus Muth-
willen erdichtet und Hrn. D. Tr-ll-r unter-
geschoben hätte, so würden sie dadurch entwe-
der ihre dumme Einfalt, oder ihre Boßheit
augenscheinlich verrathen: Jhre Einfalt, in-
dem sie sich vermässen, mir etwas zuzuschrei-
ben, welches ich, so wenig als sie selbst, auf
eine solche Art und mit so vieler Geschicklich-
keit auszuführen im Stande seyn würde;
Jhre Boßheit, indem sie Hrn. D. Tr-ll-r
aus Mißgunst eben so vermessen dasjenige
absprächen, was nach aller Kenner Urtheil
niemand als Hr. D. Tr-ll-r zu verfertigen
geschickt gewesen. Diejenigen, die desselben
moralische Ernsthaftigkeit, seine pathetische
Schreibart, und seine feine Art höflich und
galant zu spotten, kennen, sind gegen der-
gleichen verführerischen Argwohn genugsam
bewafnet; Jn Ansehung solcher aber, die

wegen
B

fuͤr die Tr-ll-riſchen Fabeln.
ſcriptes, nicht etwann nur erdichtet, ſon-
dern mit Grund erzehlet habe, ſo kan ich
eben ſo wenig begreiffen, daß Hr. D. Tr-l-
l-r von dieſer Vorrede mehrere Abſchriften
ſollte haben verfertigen laſſen, als ich be-
greiffen kan, daß mein Exemplar mehr als
eins ſey.

Sollte es dennoch ſolche unglaubige Spoͤt-
ter geben, die mich in den Verdacht faſſen,
und die Leute bereden wollten, als ob ich
dieſes Manuſcript nicht auf beſagte wunder-
bare Weiſe bekommen, ſondern aus Muth-
willen erdichtet und Hrn. D. Tr-ll-r unter-
geſchoben haͤtte, ſo wuͤrden ſie dadurch entwe-
der ihre dumme Einfalt, oder ihre Boßheit
augenſcheinlich verrathen: Jhre Einfalt, in-
dem ſie ſich vermaͤſſen, mir etwas zuzuſchrei-
ben, welches ich, ſo wenig als ſie ſelbſt, auf
eine ſolche Art und mit ſo vieler Geſchicklich-
keit auszufuͤhren im Stande ſeyn wuͤrde;
Jhre Boßheit, indem ſie Hrn. D. Tr-ll-r
aus Mißgunſt eben ſo vermeſſen dasjenige
abſpraͤchen, was nach aller Kenner Urtheil
niemand als Hr. D. Tr-ll-r zu verfertigen
geſchickt geweſen. Diejenigen, die deſſelben
moraliſche Ernſthaftigkeit, ſeine pathetiſche
Schreibart, und ſeine feine Art hoͤflich und
galant zu ſpotten, kennen, ſind gegen der-
gleichen verfuͤhreriſchen Argwohn genugſam
bewafnet; Jn Anſehung ſolcher aber, die

wegen
B
<TEI>
  <text>
    <front>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0019" n="17"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">fu&#x0364;r die Tr-ll-ri&#x017F;chen Fabeln.</hi></fw><lb/>
&#x017F;criptes, nicht etwann nur erdichtet, &#x017F;on-<lb/>
dern mit Grund erzehlet habe, &#x017F;o kan ich<lb/>
eben &#x017F;o wenig begreiffen, daß Hr. D. Tr-l-<lb/>
l-r von die&#x017F;er Vorrede mehrere Ab&#x017F;chriften<lb/>
&#x017F;ollte haben verfertigen la&#x017F;&#x017F;en, als ich be-<lb/>
greiffen kan, daß mein Exemplar mehr als<lb/>
eins &#x017F;ey.</p><lb/>
          <p>Sollte es dennoch &#x017F;olche unglaubige Spo&#x0364;t-<lb/>
ter geben, die mich in den Verdacht fa&#x017F;&#x017F;en,<lb/>
und die Leute bereden wollten, als ob ich<lb/>
die&#x017F;es Manu&#x017F;cript nicht auf be&#x017F;agte wunder-<lb/>
bare Wei&#x017F;e bekommen, &#x017F;ondern aus Muth-<lb/>
willen erdichtet und Hrn. D. Tr-ll-r unter-<lb/>
ge&#x017F;choben ha&#x0364;tte, &#x017F;o wu&#x0364;rden &#x017F;ie dadurch entwe-<lb/>
der ihre dumme Einfalt, oder ihre Boßheit<lb/>
augen&#x017F;cheinlich verrathen: Jhre Einfalt, in-<lb/>
dem &#x017F;ie &#x017F;ich verma&#x0364;&#x017F;&#x017F;en, mir etwas zuzu&#x017F;chrei-<lb/>
ben, welches ich, &#x017F;o wenig als &#x017F;ie &#x017F;elb&#x017F;t, auf<lb/>
eine &#x017F;olche Art und mit &#x017F;o vieler Ge&#x017F;chicklich-<lb/>
keit auszufu&#x0364;hren im Stande &#x017F;eyn wu&#x0364;rde;<lb/>
Jhre Boßheit, indem &#x017F;ie Hrn. D. Tr-ll-r<lb/>
aus Mißgun&#x017F;t eben &#x017F;o verme&#x017F;&#x017F;en dasjenige<lb/>
ab&#x017F;pra&#x0364;chen, was nach aller Kenner Urtheil<lb/>
niemand als Hr. D. Tr-ll-r zu verfertigen<lb/>
ge&#x017F;chickt gewe&#x017F;en. Diejenigen, die de&#x017F;&#x017F;elben<lb/>
morali&#x017F;che Ern&#x017F;thaftigkeit, &#x017F;eine patheti&#x017F;che<lb/>
Schreibart, und &#x017F;eine feine Art ho&#x0364;flich und<lb/>
galant zu &#x017F;potten, kennen, &#x017F;ind gegen der-<lb/>
gleichen verfu&#x0364;hreri&#x017F;chen Argwohn genug&#x017F;am<lb/>
bewafnet; Jn An&#x017F;ehung &#x017F;olcher aber, die<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">B</fw><fw place="bottom" type="catch">wegen</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </front>
  </text>
</TEI>
[17/0019] fuͤr die Tr-ll-riſchen Fabeln. ſcriptes, nicht etwann nur erdichtet, ſon- dern mit Grund erzehlet habe, ſo kan ich eben ſo wenig begreiffen, daß Hr. D. Tr-l- l-r von dieſer Vorrede mehrere Abſchriften ſollte haben verfertigen laſſen, als ich be- greiffen kan, daß mein Exemplar mehr als eins ſey. Sollte es dennoch ſolche unglaubige Spoͤt- ter geben, die mich in den Verdacht faſſen, und die Leute bereden wollten, als ob ich dieſes Manuſcript nicht auf beſagte wunder- bare Weiſe bekommen, ſondern aus Muth- willen erdichtet und Hrn. D. Tr-ll-r unter- geſchoben haͤtte, ſo wuͤrden ſie dadurch entwe- der ihre dumme Einfalt, oder ihre Boßheit augenſcheinlich verrathen: Jhre Einfalt, in- dem ſie ſich vermaͤſſen, mir etwas zuzuſchrei- ben, welches ich, ſo wenig als ſie ſelbſt, auf eine ſolche Art und mit ſo vieler Geſchicklich- keit auszufuͤhren im Stande ſeyn wuͤrde; Jhre Boßheit, indem ſie Hrn. D. Tr-ll-r aus Mißgunſt eben ſo vermeſſen dasjenige abſpraͤchen, was nach aller Kenner Urtheil niemand als Hr. D. Tr-ll-r zu verfertigen geſchickt geweſen. Diejenigen, die deſſelben moraliſche Ernſthaftigkeit, ſeine pathetiſche Schreibart, und ſeine feine Art hoͤflich und galant zu ſpotten, kennen, ſind gegen der- gleichen verfuͤhreriſchen Argwohn genugſam bewafnet; Jn Anſehung ſolcher aber, die wegen B

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bodmer_sammlung02_1741
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bodmer_sammlung02_1741/19
Zitationshilfe: [Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und andrer geistvollen Schriften. Bd. 2. Zürich, 1741, S. 17. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bodmer_sammlung02_1741/19>, abgerufen am 11.12.2024.