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[Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und andrer geistvollen Schriften. Bd. 2. Zürich, 1741.

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Nachrichten von dem Ursprunge
sten Sorgfalt zu protestieren, daß es ihm nie-
mahls in den Sinn gekommen, mit den Schwei-
zern gemeinschaftlich wider den Patrioten zu schrei-
ben. Dieses wahrscheinlich zu machen, hat er da-
selbst melden lassen:

"Es ist allhier in Leipzig
"kundbar genug, daß Hr. Bodmer diese Schrift
"nicht nur ohne Vorwissen Hrn. Königs verferti-
"get, sondern auch solche schon vor zwey Jahren
"heimlich an einen hiesigen Verleger geschickt,
"und demselben ausdrücklich verbothen, Hrn. Kö-
"nigen das geringste davon zu sagen; ungeach-
"tet Hr. Bodmer damahls in vertraulichem Brief-
"wechsel mit ihm gestanden."

Allein in dem be-
sagten Schreiben wird nur gesagt, daß der An-
schlag mit Hrn. König gemachet, aber nicht, daß
er ausgeführet worden; vielweniger findet man
da, daß Hr. König die Anklage des verdorbenen
Geschmackes, oder sonst eine Schrift mit den Zü-
richern verfertiget hätte. Wohl hat der Autor des-
selben Schreibens ausdrücklich und ohne Zwey-
deutigkeit gesagt, daß er mit Hrn. König zur
Verbesserung des Geschmackes einen gemeinschaft-
lichen Anschlag gemacht habe; dabey hat er ferner zu
verstehen gegeben, daß Hr. König in seinen Brie-
fen von der Schrift des Patrioten auf eine gewis-
se Weise geurtheilet hätte. Daß nun dieses der
Wahrheit gantz gemäß sey, kan man aus Hrn.
Königs eigenhändigen Schreiben innen werden,
welche Bodmer, der die Correspondentz mit dem-
selben geführt, unversehrt behalten hat. Man
kan daraus zugleich sehen, was vor Ursachen ei-
gentlich die Vertraulichkeit zwischen diesen beyden

unter-

Nachrichten von dem Urſprunge
ſten Sorgfalt zu proteſtieren, daß es ihm nie-
mahls in den Sinn gekommen, mit den Schwei-
zern gemeinſchaftlich wider den Patrioten zu ſchrei-
ben. Dieſes wahrſcheinlich zu machen, hat er da-
ſelbſt melden laſſen:

„Es iſt allhier in Leipzig
„kundbar genug, daß Hr. Bodmer dieſe Schrift
„nicht nur ohne Vorwiſſen Hrn. Koͤnigs verferti-
„get, ſondern auch ſolche ſchon vor zwey Jahren
„heimlich an einen hieſigen Verleger geſchickt,
„und demſelben ausdruͤcklich verbothen, Hrn. Koͤ-
„nigen das geringſte davon zu ſagen; ungeach-
„tet Hr. Bodmer damahls in vertraulichem Brief-
„wechſel mit ihm geſtanden.„

Allein in dem be-
ſagten Schreiben wird nur geſagt, daß der An-
ſchlag mit Hrn. Koͤnig gemachet, aber nicht, daß
er ausgefuͤhret worden; vielweniger findet man
da, daß Hr. Koͤnig die Anklage des verdorbenen
Geſchmackes, oder ſonſt eine Schrift mit den Zuͤ-
richern verfertiget haͤtte. Wohl hat der Autor deſ-
ſelben Schreibens ausdruͤcklich und ohne Zwey-
deutigkeit geſagt, daß er mit Hrn. Koͤnig zur
Verbeſſerung des Geſchmackes einen gemeinſchaft-
lichen Anſchlag gemacht habe; dabey hat er ferner zu
verſtehen gegeben, daß Hr. Koͤnig in ſeinen Brie-
fen von der Schrift des Patrioten auf eine gewiſ-
ſe Weiſe geurtheilet haͤtte. Daß nun dieſes der
Wahrheit gantz gemaͤß ſey, kan man aus Hrn.
Koͤnigs eigenhaͤndigen Schreiben innen werden,
welche Bodmer, der die Correſpondentz mit dem-
ſelben gefuͤhrt, unverſehrt behalten hat. Man
kan daraus zugleich ſehen, was vor Urſachen ei-
gentlich die Vertraulichkeit zwiſchen dieſen beyden

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[160/0162] Nachrichten von dem Urſprunge ſten Sorgfalt zu proteſtieren, daß es ihm nie- mahls in den Sinn gekommen, mit den Schwei- zern gemeinſchaftlich wider den Patrioten zu ſchrei- ben. Dieſes wahrſcheinlich zu machen, hat er da- ſelbſt melden laſſen: „Es iſt allhier in Leipzig „kundbar genug, daß Hr. Bodmer dieſe Schrift „nicht nur ohne Vorwiſſen Hrn. Koͤnigs verferti- „get, ſondern auch ſolche ſchon vor zwey Jahren „heimlich an einen hieſigen Verleger geſchickt, „und demſelben ausdruͤcklich verbothen, Hrn. Koͤ- „nigen das geringſte davon zu ſagen; ungeach- „tet Hr. Bodmer damahls in vertraulichem Brief- „wechſel mit ihm geſtanden.„ Allein in dem be- ſagten Schreiben wird nur geſagt, daß der An- ſchlag mit Hrn. Koͤnig gemachet, aber nicht, daß er ausgefuͤhret worden; vielweniger findet man da, daß Hr. Koͤnig die Anklage des verdorbenen Geſchmackes, oder ſonſt eine Schrift mit den Zuͤ- richern verfertiget haͤtte. Wohl hat der Autor deſ- ſelben Schreibens ausdruͤcklich und ohne Zwey- deutigkeit geſagt, daß er mit Hrn. Koͤnig zur Verbeſſerung des Geſchmackes einen gemeinſchaft- lichen Anſchlag gemacht habe; dabey hat er ferner zu verſtehen gegeben, daß Hr. Koͤnig in ſeinen Brie- fen von der Schrift des Patrioten auf eine gewiſ- ſe Weiſe geurtheilet haͤtte. Daß nun dieſes der Wahrheit gantz gemaͤß ſey, kan man aus Hrn. Koͤnigs eigenhaͤndigen Schreiben innen werden, welche Bodmer, der die Correſpondentz mit dem- ſelben gefuͤhrt, unverſehrt behalten hat. Man kan daraus zugleich ſehen, was vor Urſachen ei- gentlich die Vertraulichkeit zwiſchen dieſen beyden unter-

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Zitationshilfe: [Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und andrer geistvollen Schriften. Bd. 2. Zürich, 1741, S. 160. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bodmer_sammlung02_1741/162>, abgerufen am 24.11.2024.