[Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und andrer geistvollen Schriften. Bd. 1. Zürich, 1741.Beyfall der izo noch nicht gebohrnen Welt, Dieses ist mithin eine Haupt-Ursache, daß Wenn )( 5
Beyfall der izo noch nicht gebohrnen Welt, Dieſes iſt mithin eine Haupt-Urſache, daß Wenn )( 5
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0009"/> Beyfall der izo noch nicht gebohrnen Welt,<lb/> man zieht das hinfaͤllige Lob, das man bey Le-<lb/> ben genieſſet, dem beſtaͤndigen vor, das man<lb/> ſich erſt nach dem Tod erwerben koͤnnte; oder<lb/> vielmehr, man will lieber mit elendem Zeuge,<lb/> das izo gefaͤllt, ein eiteles Lob bey den meh-<lb/> rern erhalten, als ſich mit einem gegruͤndeten<lb/> Lob etlicher weniger begnuͤgen, die keine Zahl<lb/> ausmachen. Ein Lob, das wenn es gleich<lb/> von den Scribenten ihrer Nation auf den hoͤch-<lb/> ſten Gipfel der Schmeicheley erhoben wird,<lb/> von den mittelmaͤſſigen Schriftſtellern andrer<lb/> Nationen ihnen unter Augen auf die ſpoͤttlichſte<lb/> Weiſe vernichtet wird!</p><lb/> <p>Dieſes iſt mithin eine Haupt-Urſache, daß<lb/> die aufrichtige und eben ſo großmuͤthige als bil-<lb/> lige Critick nicht ſo ſtarke Schritte zu ihrer<lb/> Vollkommenheit thut, als ohnedieß geſchehen<lb/> wuͤrde. Die ſchaͤdlichen Bemuͤhungen derje-<lb/> nigen, welche ihr allzu helles Licht ſcheuen,<lb/> mittelſt tauſend Kunſtſtreiche, hoͤniſcher Aus-<lb/> legungen, dreiſter Ausſpruͤche, poͤfelhafter<lb/> Schimpfreden, falſcher Auszuͤge, gelehrter Zu-<lb/> ſammenſchwoͤrungen, den freyen Durchbruch<lb/> critiſcher Schriften zu hemmen, behalten um<lb/> ſo viel leichter die Oberhand, und ihre Par-<lb/> tey iſt noch immer an der Anzahl, wie die Ge-<lb/> genpartey nur am Gewichte, uͤberlegen.</p><lb/> <fw place="bottom" type="sig">)( 5</fw> <fw place="bottom" type="catch">Wenn</fw><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [0009]
Beyfall der izo noch nicht gebohrnen Welt,
man zieht das hinfaͤllige Lob, das man bey Le-
ben genieſſet, dem beſtaͤndigen vor, das man
ſich erſt nach dem Tod erwerben koͤnnte; oder
vielmehr, man will lieber mit elendem Zeuge,
das izo gefaͤllt, ein eiteles Lob bey den meh-
rern erhalten, als ſich mit einem gegruͤndeten
Lob etlicher weniger begnuͤgen, die keine Zahl
ausmachen. Ein Lob, das wenn es gleich
von den Scribenten ihrer Nation auf den hoͤch-
ſten Gipfel der Schmeicheley erhoben wird,
von den mittelmaͤſſigen Schriftſtellern andrer
Nationen ihnen unter Augen auf die ſpoͤttlichſte
Weiſe vernichtet wird!
Dieſes iſt mithin eine Haupt-Urſache, daß
die aufrichtige und eben ſo großmuͤthige als bil-
lige Critick nicht ſo ſtarke Schritte zu ihrer
Vollkommenheit thut, als ohnedieß geſchehen
wuͤrde. Die ſchaͤdlichen Bemuͤhungen derje-
nigen, welche ihr allzu helles Licht ſcheuen,
mittelſt tauſend Kunſtſtreiche, hoͤniſcher Aus-
legungen, dreiſter Ausſpruͤche, poͤfelhafter
Schimpfreden, falſcher Auszuͤge, gelehrter Zu-
ſammenſchwoͤrungen, den freyen Durchbruch
critiſcher Schriften zu hemmen, behalten um
ſo viel leichter die Oberhand, und ihre Par-
tey iſt noch immer an der Anzahl, wie die Ge-
genpartey nur am Gewichte, uͤberlegen.
Wenn
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