[Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und andrer geistvollen Schriften. Bd. 1. Zürich, 1741.Auszüge aus Hr. Breitingers Schranken unsers Verstands sind zu solchen zuenge. Wie kan man eine solche vollkommene Offenbarung fodern? Und wir fügen bey, was hätte Gott für Ursache dazu gehabt; wann das, was er offenbaret, zu dem Zweke, darum er es offenbaret, genugsam und dienlich ist, das an- dere aber das verborgen bleibt, nichts dazu thut? VIII. Soll die deutliche Einsicht in die Möglich- nir- von einer Sache mehr und weniger das historische oder
das, was den Grund derselben angeht etc. erkennen könne. Es begegnet kaum daß zween Menschen von einer Sache völlig gleiche Begriffe haben: Weil sie nemlich entweder nicht die gleichen Bestimmungen darinn wahrnehmen, oder ihre Begriffe von eben denselben Bestimmungen doch nicht gleich klar, oder deutlich sind. Man sehe Wolfen Psychologie nach, nnd was Hr. Reinbek in der 35sten Betrachtung über die Augsp. Confess. bey einem beson- dern Anlaß anführt. Auszuͤge aus Hr. Breitingers Schranken unſers Verſtands ſind zu ſolchen zuenge. Wie kan man eine ſolche vollkommene Offenbarung fodern? Und wir fuͤgen bey, was haͤtte Gott fuͤr Urſache dazu gehabt; wann das, was er offenbaret, zu dem Zweke, darum er es offenbaret, genugſam und dienlich iſt, das an- dere aber das verborgen bleibt, nichts dazu thut? VIII. Soll die deutliche Einſicht in die Moͤglich- nir- von einer Sache mehr und weniger das hiſtoriſche oder
das, was den Grund derſelben angeht ꝛc. erkennen koͤnne. Es begegnet kaum daß zween Menſchen von einer Sache voͤllig gleiche Begriffe haben: Weil ſie nemlich entweder nicht die gleichen Beſtimmungen darinn wahrnehmen, oder ihre Begriffe von eben denſelben Beſtimmungen doch nicht gleich klar, oder deutlich ſind. Man ſehe Wolfen Pſychologie nach, nnd was Hr. Reinbek in der 35ſten Betrachtung uͤber die Augſp. Confeſſ. bey einem beſon- dern Anlaß anfuͤhrt. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0164" n="148"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Auszuͤge aus Hr. Breitingers</hi></fw><lb/> Schranken unſers Verſtands ſind zu ſolchen zu<lb/> enge. Wie kan man eine ſolche vollkommene<lb/> Offenbarung fodern? Und wir fuͤgen bey, was<lb/> haͤtte Gott fuͤr Urſache dazu gehabt; wann das,<lb/> was er offenbaret, zu dem Zweke, darum er es<lb/> offenbaret, genugſam und dienlich iſt, das an-<lb/> dere aber das verborgen bleibt, nichts dazu<lb/> thut?</p> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#aq">VIII.</hi> </head><lb/> <p>Soll die deutliche Einſicht in die Moͤglich-<lb/> keit der Wahrheit, das einige Beurthei-<lb/> lungs-Mittel der Religion ſeyn, ſo muͤſte der<lb/> Ungenannte nothwendig <hi rendition="#fr">glauben</hi> und <hi rendition="#fr">wiſſen,</hi><lb/> zu einer und eben derſelben Sache machen. Es<lb/> klingt wunderlich: Nichtsdeſtoweniger wird es<lb/> von ihm behauptet. Der Glaube, ſagt er, iſt<lb/> eine Gewißheit, die ſich auf einen deutlichen<lb/> Begriff deſſen gruͤndet, was man von Gott und<lb/> ſeinen weſentlichen Eigenſchaften erkennen kan.<lb/> Warum ſo? Der Glaube beziehet ſich auf Gott;<lb/> dieſer Gegenſtand des Glaubens muß bekannt<lb/> ſeyn, der Grund aber dieſer Erkaͤnntniß, kan<lb/> <fw place="bottom" type="catch">nir-</fw><lb/><note xml:id="seg2pn_16_2" prev="#seg2pn_16_1" place="foot" n="(*)">von einer Sache mehr und weniger das hiſtoriſche oder<lb/> das, was den Grund derſelben angeht ꝛc. erkennen koͤnne.<lb/> Es begegnet kaum daß zween Menſchen von einer Sache<lb/> voͤllig gleiche Begriffe haben: Weil ſie nemlich entweder<lb/> nicht die gleichen Beſtimmungen darinn wahrnehmen,<lb/> oder ihre Begriffe von eben denſelben Beſtimmungen doch<lb/> nicht gleich klar, oder deutlich ſind. Man ſehe Wolfen<lb/> Pſychologie nach, nnd was Hr. Reinbek in der 35ſten<lb/> Betrachtung uͤber die Augſp. Confeſſ. bey einem beſon-<lb/> dern Anlaß anfuͤhrt.</note><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [148/0164]
Auszuͤge aus Hr. Breitingers
Schranken unſers Verſtands ſind zu ſolchen zu
enge. Wie kan man eine ſolche vollkommene
Offenbarung fodern? Und wir fuͤgen bey, was
haͤtte Gott fuͤr Urſache dazu gehabt; wann das,
was er offenbaret, zu dem Zweke, darum er es
offenbaret, genugſam und dienlich iſt, das an-
dere aber das verborgen bleibt, nichts dazu
thut?
VIII.
Soll die deutliche Einſicht in die Moͤglich-
keit der Wahrheit, das einige Beurthei-
lungs-Mittel der Religion ſeyn, ſo muͤſte der
Ungenannte nothwendig glauben und wiſſen,
zu einer und eben derſelben Sache machen. Es
klingt wunderlich: Nichtsdeſtoweniger wird es
von ihm behauptet. Der Glaube, ſagt er, iſt
eine Gewißheit, die ſich auf einen deutlichen
Begriff deſſen gruͤndet, was man von Gott und
ſeinen weſentlichen Eigenſchaften erkennen kan.
Warum ſo? Der Glaube beziehet ſich auf Gott;
dieſer Gegenſtand des Glaubens muß bekannt
ſeyn, der Grund aber dieſer Erkaͤnntniß, kan
nir-
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(*) von einer Sache mehr und weniger das hiſtoriſche oder
das, was den Grund derſelben angeht ꝛc. erkennen koͤnne.
Es begegnet kaum daß zween Menſchen von einer Sache
voͤllig gleiche Begriffe haben: Weil ſie nemlich entweder
nicht die gleichen Beſtimmungen darinn wahrnehmen,
oder ihre Begriffe von eben denſelben Beſtimmungen doch
nicht gleich klar, oder deutlich ſind. Man ſehe Wolfen
Pſychologie nach, nnd was Hr. Reinbek in der 35ſten
Betrachtung uͤber die Augſp. Confeſſ. bey einem beſon-
dern Anlaß anfuͤhrt.
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