[Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und andrer geistvollen Schriften. Bd. 1. Zürich, 1741.Hans Sachs ster genennet, weil sie, wie die heutige Harle-quins eine Pritsche an der Seite getragen, und diese vielleicht also jenen den vielbedeutenden Zierrath abgeborget; oder ob es darum gesche- hen sey, daß ihre Verse wie die Pritsche geklap- pert, uud wenn sie die Leute damit Satyrischer Weise angegriffen, mehr Gepolter als Schmer- zen verursachet, solches stellen wir den Gelahr- ten anheim. Dieses aber ist unstreitig, daß dieselbe von undencklichen Jahren her in gros- sem Ruffe gewesen, und die heutige fruchtbrin- gende Gesellschaft in der Dauer bey weitem über- troffen; biß endlich der (*) Schlesische Atti- la mit der grausamen Reinligkeit seiner Spra- che, die von Alters hergebrachte löbliche Frey- heit der Deutschen ungeschickt u. albern zu schrei- ben zernichtiget; und ihnen nicht allein die un- erträgliche Sclaverey sinnlich und verständlich in ihren Schriften zu seyn, sondern auch Maaß und Gewicht als eine Tyrannische Schazung auferleget. Wiewohl er dieselbe so gar nicht ausrotten können, daß sich nicht denn und wenn noch ein neuer Pritschmeister, als ein aus der Asche der vorigen hervorgekommener Phönix, hervor thun solte. Jedoch mit die- sem Unterscheid, daß da die alte ihre untaugli- che Waare nur nach dem Augenmaaß; diese hergegen dieselbe mit einer richtigen Elle messen. Wie hievon in vielen Sprachen gelehrte Bü- cher geschrieben worden, welche diejenige zur weitern Nachricht aufschlagen können, die nichts anders zu thun haben. So (*) Opiz.
Hans Sachs ſter genennet, weil ſie, wie die heutige Harle-quins eine Pritſche an der Seite getragen, und dieſe vielleicht alſo jenen den vielbedeutenden Zierrath abgeborget; oder ob es darum geſche- hen ſey, daß ihre Verſe wie die Pritſche geklap- pert, uud wenn ſie die Leute damit Satyriſcher Weiſe angegriffen, mehr Gepolter als Schmer- zen verurſachet, ſolches ſtellen wir den Gelahr- ten anheim. Dieſes aber iſt unſtreitig, daß dieſelbe von undencklichen Jahren her in groſ- ſem Ruffe geweſen, und die heutige fruchtbrin- gende Geſellſchaft in der Dauer bey weitem uͤber- troffen; biß endlich der (*) Schleſiſche Atti- la mit der grauſamen Reinligkeit ſeiner Spra- che, die von Alters hergebrachte loͤbliche Frey- heit der Deutſchen ungeſchickt u. albern zu ſchrei- ben zernichtiget; und ihnen nicht allein die un- ertraͤgliche Sclaverey ſinnlich und verſtaͤndlich in ihren Schriften zu ſeyn, ſondern auch Maaß und Gewicht als eine Tyranniſche Schazung auferleget. Wiewohl er dieſelbe ſo gar nicht ausrotten koͤnnen, daß ſich nicht denn und wenn noch ein neuer Pritſchmeiſter, als ein aus der Aſche der vorigen hervorgekommener Phoͤnix, hervor thun ſolte. Jedoch mit die- ſem Unterſcheid, daß da die alte ihre untaugli- che Waare nur nach dem Augenmaaß; dieſe hergegen dieſelbe mit einer richtigen Elle meſſen. Wie hievon in vielen Sprachen gelehrte Buͤ- cher geſchrieben worden, welche diejenige zur weitern Nachricht aufſchlagen koͤnnen, die nichts anders zu thun haben. So (*) Opiz.
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Hans Sachs
ſter genennet, weil ſie, wie die heutige Harle-
quins eine Pritſche an der Seite getragen, und
dieſe vielleicht alſo jenen den vielbedeutenden
Zierrath abgeborget; oder ob es darum geſche-
hen ſey, daß ihre Verſe wie die Pritſche geklap-
pert, uud wenn ſie die Leute damit Satyriſcher
Weiſe angegriffen, mehr Gepolter als Schmer-
zen verurſachet, ſolches ſtellen wir den Gelahr-
ten anheim. Dieſes aber iſt unſtreitig, daß
dieſelbe von undencklichen Jahren her in groſ-
ſem Ruffe geweſen, und die heutige fruchtbrin-
gende Geſellſchaft in der Dauer bey weitem uͤber-
troffen; biß endlich der (*) Schleſiſche Atti-
la mit der grauſamen Reinligkeit ſeiner Spra-
che, die von Alters hergebrachte loͤbliche Frey-
heit der Deutſchen ungeſchickt u. albern zu ſchrei-
ben zernichtiget; und ihnen nicht allein die un-
ertraͤgliche Sclaverey ſinnlich und verſtaͤndlich
in ihren Schriften zu ſeyn, ſondern auch Maaß
und Gewicht als eine Tyranniſche Schazung
auferleget. Wiewohl er dieſelbe ſo gar nicht
ausrotten koͤnnen, daß ſich nicht denn und
wenn noch ein neuer Pritſchmeiſter, als ein
aus der Aſche der vorigen hervorgekommener
Phoͤnix, hervor thun ſolte. Jedoch mit die-
ſem Unterſcheid, daß da die alte ihre untaugli-
che Waare nur nach dem Augenmaaß; dieſe
hergegen dieſelbe mit einer richtigen Elle meſſen.
Wie hievon in vielen Sprachen gelehrte Buͤ-
cher geſchrieben worden, welche diejenige zur
weitern Nachricht aufſchlagen koͤnnen, die nichts
anders zu thun haben.
So
(*) Opiz.
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