[Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und andrer geistvollen Schriften. Bd. 1. Zürich, 1741.ein Heldengedichte. Betrogne Druker war'n an statt der Leibwach hier,Und S - - (x) ging beherzt als Hauptmann allen für. Man sah' hernach das Volk sich vor dem Fürsten neigen, Und diesen auf den Thron mit schweren Tritten steigen; Weil Stelpo, Rechtensfrey, des Reiches Sazung laß, Und ihm zur rechten Hand Roms andre Hoffnung saß. Er war mit diken Dampf gleich einer Wolk umfangen, Und keke Dummheit spielt' um die verwelkte Wangen. Wie weyland Hannibal vors Vaters Altar tobt', Und stete Feindschaft da mit einem Eid anlobt; So schwur auch Stelpo hier, und wahrlich nicht vergebens, Jn stetem Krieg und Kampf Zeit seines ganzen Lebens So mit der reinen Sprach' als der Vernunft zu stehn, Und keinen Stillstand nie mit beyden einzugehn. Die Salbung ward hernach vom König selbst verrichtet, Der ihm mit Pech und Talk stat Oels die Haare schlichtet, Er riß ihm die Perruck vom ehrbarn Scheitel ab, Weil sein geharnschter Daum den faulen Segen gab. Jhm ward hernach ein Kranz von Blumen aufgesezet, Von Blumen, derer Kopf ein Römer abgefezet, Von Blumen, die so leer und leicht als sein Gehirn, Jezt sinkend als im Schlaf sich neigten vor der Stirn. Zwölf Eulen sahe man, wo nicht die Leute lügen, Jm selben Augenblik ehrwürdig vor ihm fliegen; Und weil die Adler einst in Zahl den Eulen gleich, Dem kühnen Romulus verkündigten das Reich, So ward auch jezt vom Volk die Deutung angenommen, Und jeder strebt im Wunsch dem andern vorzukommen. Es war der alte Greis hierüber sehr erfreut, Und schüttelt' einen Dampf der Ungeschiklichkeit Von seinem Kopf auf ihn. Erst stand er wie entzüket, Als wann sein Haupt die Kraft der Weissagung verrüket; Zulezt brach der Prophet in diese Worte aus: Der Himmel segne dich du Zier von meinem Haus, Daß (x) S ... heist Spiering, welcher Postels Verleger
war. ein Heldengedichte. Betrogne Druker war’n an ſtatt der Leibwach hier,Und S ‒ ‒ (x) ging beherzt als Hauptmann allen fuͤr. Man ſah’ hernach das Volk ſich vor dem Fuͤrſten neigen, Und dieſen auf den Thron mit ſchweren Tritten ſteigen; Weil Stelpo, Rechtensfrey, des Reiches Sazung laß, Und ihm zur rechten Hand Roms andre Hoffnung ſaß. Er war mit diken Dampf gleich einer Wolk umfangen, Und keke Dummheit ſpielt’ um die verwelkte Wangen. Wie weyland Hannibal vors Vaters Altar tobt’, Und ſtete Feindſchaft da mit einem Eid anlobt; So ſchwur auch Stelpo hier, und wahrlich nicht vergebens, Jn ſtetem Krieg und Kampf Zeit ſeines ganzen Lebens So mit der reinen Sprach’ als der Vernunft zu ſtehn, Und keinen Stillſtand nie mit beyden einzugehn. Die Salbung ward hernach vom Koͤnig ſelbſt verrichtet, Der ihm mit Pech und Talk ſtat Oels die Haare ſchlichtet, Er riß ihm die Perruck vom ehrbarn Scheitel ab, Weil ſein geharnſchter Daum den faulen Segen gab. Jhm ward hernach ein Kranz von Blumen aufgeſezet, Von Blumen, derer Kopf ein Roͤmer abgefezet, Von Blumen, die ſo leer und leicht als ſein Gehirn, Jezt ſinkend als im Schlaf ſich neigten vor der Stirn. Zwoͤlf Eulen ſahe man, wo nicht die Leute luͤgen, Jm ſelben Augenblik ehrwuͤrdig vor ihm fliegen; Und weil die Adler einſt in Zahl den Eulen gleich, Dem kuͤhnen Romulus verkuͤndigten das Reich, So ward auch jezt vom Volk die Deutung angenommen, Und jeder ſtrebt im Wunſch dem andern vorzukommen. Es war der alte Greis hieruͤber ſehr erfreut, Und ſchuͤttelt’ einen Dampf der Ungeſchiklichkeit Von ſeinem Kopf auf ihn. Erſt ſtand er wie entzuͤket, Als wann ſein Haupt die Kraft der Weiſſagung verruͤket; Zulezt brach der Prophet in dieſe Worte aus: Der Himmel ſegne dich du Zier von meinem Haus, Daß (x) S … heiſt Spiering, welcher Poſtels Verleger
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ein Heldengedichte.
Betrogne Druker war’n an ſtatt der Leibwach hier,
Und S ‒ ‒ (x) ging beherzt als Hauptmann allen fuͤr.
Man ſah’ hernach das Volk ſich vor dem Fuͤrſten neigen,
Und dieſen auf den Thron mit ſchweren Tritten ſteigen;
Weil Stelpo, Rechtensfrey, des Reiches Sazung laß,
Und ihm zur rechten Hand Roms andre Hoffnung ſaß.
Er war mit diken Dampf gleich einer Wolk umfangen,
Und keke Dummheit ſpielt’ um die verwelkte Wangen.
Wie weyland Hannibal vors Vaters Altar tobt’,
Und ſtete Feindſchaft da mit einem Eid anlobt;
So ſchwur auch Stelpo hier, und wahrlich nicht vergebens,
Jn ſtetem Krieg und Kampf Zeit ſeines ganzen Lebens
So mit der reinen Sprach’ als der Vernunft zu ſtehn,
Und keinen Stillſtand nie mit beyden einzugehn.
Die Salbung ward hernach vom Koͤnig ſelbſt verrichtet,
Der ihm mit Pech und Talk ſtat Oels die Haare ſchlichtet,
Er riß ihm die Perruck vom ehrbarn Scheitel ab,
Weil ſein geharnſchter Daum den faulen Segen gab.
Jhm ward hernach ein Kranz von Blumen aufgeſezet,
Von Blumen, derer Kopf ein Roͤmer abgefezet,
Von Blumen, die ſo leer und leicht als ſein Gehirn,
Jezt ſinkend als im Schlaf ſich neigten vor der Stirn.
Zwoͤlf Eulen ſahe man, wo nicht die Leute luͤgen,
Jm ſelben Augenblik ehrwuͤrdig vor ihm fliegen;
Und weil die Adler einſt in Zahl den Eulen gleich,
Dem kuͤhnen Romulus verkuͤndigten das Reich,
So ward auch jezt vom Volk die Deutung angenommen,
Und jeder ſtrebt im Wunſch dem andern vorzukommen.
Es war der alte Greis hieruͤber ſehr erfreut,
Und ſchuͤttelt’ einen Dampf der Ungeſchiklichkeit
Von ſeinem Kopf auf ihn. Erſt ſtand er wie entzuͤket,
Als wann ſein Haupt die Kraft der Weiſſagung verruͤket;
Zulezt brach der Prophet in dieſe Worte aus:
Der Himmel ſegne dich du Zier von meinem Haus,
Daß
(x) S … heiſt Spiering, welcher Poſtels Verleger
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Zitationshilfe: | [Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und andrer geistvollen Schriften. Bd. 1. Zürich, 1741, S. 127. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bodmer_sammlung01_1741/143>, abgerufen am 16.02.2025. |