Bluntschli, Johann Caspar: Allgemeine Statslehre. Stuttgart, 1875.Zweites Buch. Die Grundbedingungen des Stats in d. Menschen- u. Volksnatur. Dasz aber die repräsentative Demokratie, die bisher nur denpolitisch gebildetsten Nationen geglückt ist, die naturgemäsze Statsform sei für die Neger, wo sie massenhaft beisammen sind, und dasz diese fähig seien, die demokratische Verfassung, welche eine seltene männliche Selbstbeherrschung und Selbst- thätigkeit erfordert, würdig zu erfüllen und tapfer zu ver- theidigen, das wird kaum ein Kenner der menschlichen Natur und der Statengeschichte zu behaupten wagen. Immerhin lassen sich folgende allgemeine Sätze als aner- 1) Der Stat ist berechtigt und verpflichtet, wo sich auf 2) Der Stat darf keine neue Begründung der Sclaverei 3) Der Stat verweigert mit Recht dem fremden Herrn 4) Die Sclaven, welche den Boden freier Länder betreten, 8 Für England vgl. Blackstone Comment. I. 14. Urtheil des
Gerichtsh. v. Westminster-Hall v. 1771. (Wheaton histoire du D. d. G. II. 353.) Das englische Gesetz vom 28. August 1833 regulirt die Frei- lassung in den englischen Colonien und erklärt jeden Sclaven, der mit Zustimmung seines Herrn nach Groszbritannien oder Irland komme, für frei. In Frankreich schon in den Instit. Coutum. von Loysel aus d. XVI. Jahrh. der Satz: "Toutes personnes sont franches en ce Roiaume: et si-tost qu'un Esclave a atteint les Marches d'icelui, se faisant baptizer, est affranchi." Französisches Gesetz v. 1791, 28. Sept. Verfassung von 1848. 6. "L'esclavage ne peut exister sur aucune terre francaise." Art. add. au traite de paix de Paris 1814. "Sa Majeste Tres-Chretienne et Sa Majeste Britannique s'engage -- pour faire prononcer par toutes les puissances de la chretiente l'abolition de la traite des noirs." Zweites Buch. Die Grundbedingungen des Stats in d. Menschen- u. Volksnatur. Dasz aber die repräsentative Demokratie, die bisher nur denpolitisch gebildetsten Nationen geglückt ist, die naturgemäsze Statsform sei für die Neger, wo sie massenhaft beisammen sind, und dasz diese fähig seien, die demokratische Verfassung, welche eine seltene männliche Selbstbeherrschung und Selbst- thätigkeit erfordert, würdig zu erfüllen und tapfer zu ver- theidigen, das wird kaum ein Kenner der menschlichen Natur und der Statengeschichte zu behaupten wagen. Immerhin lassen sich folgende allgemeine Sätze als aner- 1) Der Stat ist berechtigt und verpflichtet, wo sich auf 2) Der Stat darf keine neue Begründung der Sclaverei 3) Der Stat verweigert mit Recht dem fremden Herrn 4) Die Sclaven, welche den Boden freier Länder betreten, 8 Für England vgl. Blackstone Comment. I. 14. Urtheil des
Gerichtsh. v. Westminster-Hall v. 1771. (Wheaton histoire du D. d. G. II. 353.) Das englische Gesetz vom 28. August 1833 regulirt die Frei- lassung in den englischen Colonien und erklärt jeden Sclaven, der mit Zustimmung seines Herrn nach Groszbritannien oder Irland komme, für frei. In Frankreich schon in den Instit. Coutum. von Loysel aus d. XVI. Jahrh. der Satz: „Toutes personnes sont franches en ce Roïaume: et si-tost qu'un Esclave a atteint les Marches d'icelui, se faisant baptizer, est affranchi.“ Französisches Gesetz v. 1791, 28. Sept. Verfassung von 1848. 6. „L'esclavage ne peut exister sur aucune terre française.“ Art. add. au traité de paix de Paris 1814. „Sa Majesté Très-Chrétienne et Sa Majesté Britannique s'engage — pour faire prononcer par toutes les puissances de la chrétienté l'abolition de la traite des noirs.“ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0216" n="198"/><fw place="top" type="header">Zweites Buch. Die Grundbedingungen des Stats in d. Menschen- u. Volksnatur.</fw><lb/> Dasz aber die repräsentative Demokratie, die bisher nur den<lb/> politisch gebildetsten Nationen geglückt ist, die naturgemäsze<lb/> Statsform sei für die Neger, wo sie massenhaft beisammen<lb/> sind, und dasz diese fähig seien, die demokratische Verfassung,<lb/> welche eine seltene männliche Selbstbeherrschung und Selbst-<lb/> thätigkeit erfordert, würdig zu erfüllen und tapfer zu ver-<lb/> theidigen, das wird kaum ein Kenner der menschlichen Natur<lb/> und der Statengeschichte zu behaupten wagen.</p><lb/> <p>Immerhin lassen sich folgende allgemeine Sätze als aner-<lb/> kannte Folgerung des <hi rendition="#g">humanen Statsprincips</hi> aussprechen:</p><lb/> <p>1) Der Stat ist berechtigt und verpflichtet, wo sich auf<lb/> seinem Gebiete noch Ueberreste von persönlicher Sclaverei<lb/> vorfinden, dieselben zu beseitigen. Indem er das thut, hebt<lb/> er nur altes Unrecht auf.</p><lb/> <p>2) Der Stat darf keine neue Begründung der Sclaverei<lb/> dulden, auch dann nicht, wenn einer sich freiwillig zum Sclaven<lb/> ergeben möchte.</p><lb/> <p>3) Der Stat verweigert mit Recht dem fremden Herrn<lb/> seinen Rechtsschutz, wenn dieser innerhalb des Statsgebietes<lb/> Eigenthum an seinen Sclaven verfolgen will. <note place="foot" n="8">Für <hi rendition="#g">England</hi> vgl. <hi rendition="#g">Blackstone</hi> Comment. I. 14. Urtheil des<lb/> Gerichtsh. v. Westminster-Hall v. 1771. (Wheaton histoire du D. d. G.<lb/> II. 353.) Das englische Gesetz vom 28. August 1833 regulirt die Frei-<lb/> lassung in den englischen Colonien und erklärt jeden Sclaven, der mit<lb/> Zustimmung seines Herrn nach Groszbritannien oder Irland komme, für<lb/> frei. In <hi rendition="#g">Frankreich</hi> schon in den Instit. Coutum. von <hi rendition="#g">Loysel</hi> aus<lb/> d. XVI. Jahrh. der Satz: „Toutes personnes sont <hi rendition="#i">franches</hi> en ce Roïaume:<lb/> et si-tost qu'un Esclave a atteint les Marches d'icelui, se faisant baptizer,<lb/> est affranchi.“ <hi rendition="#g">Französisches</hi> Gesetz v. 1791, 28. Sept. Verfassung<lb/> von 1848. 6. „L'esclavage ne peut exister sur aucune terre française.“<lb/> Art. add. au traité de paix de Paris 1814. „Sa Majesté Très-Chrétienne<lb/> et Sa Majesté Britannique s'engage — pour faire prononcer par toutes<lb/> les puissances de la chrétienté l'abolition de la traite des noirs.“</note></p><lb/> <p>4) Die Sclaven, welche den Boden freier Länder betreten,<lb/> werden ispo facto frei, und können den Schutz der Gerichte<lb/> für ihre Freiheit anrufen.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [198/0216]
Zweites Buch. Die Grundbedingungen des Stats in d. Menschen- u. Volksnatur.
Dasz aber die repräsentative Demokratie, die bisher nur den
politisch gebildetsten Nationen geglückt ist, die naturgemäsze
Statsform sei für die Neger, wo sie massenhaft beisammen
sind, und dasz diese fähig seien, die demokratische Verfassung,
welche eine seltene männliche Selbstbeherrschung und Selbst-
thätigkeit erfordert, würdig zu erfüllen und tapfer zu ver-
theidigen, das wird kaum ein Kenner der menschlichen Natur
und der Statengeschichte zu behaupten wagen.
Immerhin lassen sich folgende allgemeine Sätze als aner-
kannte Folgerung des humanen Statsprincips aussprechen:
1) Der Stat ist berechtigt und verpflichtet, wo sich auf
seinem Gebiete noch Ueberreste von persönlicher Sclaverei
vorfinden, dieselben zu beseitigen. Indem er das thut, hebt
er nur altes Unrecht auf.
2) Der Stat darf keine neue Begründung der Sclaverei
dulden, auch dann nicht, wenn einer sich freiwillig zum Sclaven
ergeben möchte.
3) Der Stat verweigert mit Recht dem fremden Herrn
seinen Rechtsschutz, wenn dieser innerhalb des Statsgebietes
Eigenthum an seinen Sclaven verfolgen will. 8
4) Die Sclaven, welche den Boden freier Länder betreten,
werden ispo facto frei, und können den Schutz der Gerichte
für ihre Freiheit anrufen.
8 Für England vgl. Blackstone Comment. I. 14. Urtheil des
Gerichtsh. v. Westminster-Hall v. 1771. (Wheaton histoire du D. d. G.
II. 353.) Das englische Gesetz vom 28. August 1833 regulirt die Frei-
lassung in den englischen Colonien und erklärt jeden Sclaven, der mit
Zustimmung seines Herrn nach Groszbritannien oder Irland komme, für
frei. In Frankreich schon in den Instit. Coutum. von Loysel aus
d. XVI. Jahrh. der Satz: „Toutes personnes sont franches en ce Roïaume:
et si-tost qu'un Esclave a atteint les Marches d'icelui, se faisant baptizer,
est affranchi.“ Französisches Gesetz v. 1791, 28. Sept. Verfassung
von 1848. 6. „L'esclavage ne peut exister sur aucune terre française.“
Art. add. au traité de paix de Paris 1814. „Sa Majesté Très-Chrétienne
et Sa Majesté Britannique s'engage — pour faire prononcer par toutes
les puissances de la chrétienté l'abolition de la traite des noirs.“
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