Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Blumenbach, Johann Friedrich: Anfangsgründe der Physiologie. (Übers. Joseph Eyerel). 2. Aufl. Wien, 1795.

Bild:
<< vorherige Seite

an der Zellhaut befestigt sind, und durch ihre klei-
ne Mündungen, welche sich in hie Därme öffnen,
den Schleim, womit der ganze Darmkanal über-
zogen ist, absetzen.

Diese Darmdrüschen werden gewöhnlich in
drey Klassen eingetheilt:

1) Die Brunnerischen, nämlich die größten,
welche einzeln sitzen, und besonders an demjenigen
Theile des Zwölffingergedärms, der zunächst am
Pförtner sitzt, angetroffen werden a).

2) Die Peyerischen, nämlich die kleinern,
welche an dem äußern, gegen die Grimmdarm-
klappe gelegenen Ende der dünnen Därme hau-
fenweise sitzen b).

3) Endlich die kleinsten Lieberkühnischen,
deren ungefähr 8. auf ein Flöckgen gezählt wer-
den c).

Indessen scheint mir diese Eintheilung der
Schleimquellen nicht in der Natur gegründet zu
seyn. Denn sowohl die Brunnerischen als Peye-
rischen Drüschen sind so, wie man sie abgebildet
sieht, vielmehr eine Wirkung des kranken Zustan-
des; und ich habe wenigstens in gesunden Leichna-
men auch nicht einmal eine Spur solcher schleimab-
setzenden Mündungen entdecken können; hingegen
fand ich oft bey Leichenöffnungen an Schwämmchen
verstorbener Personen den ganzen Darmkanal mit
solchen theils einzelnen, theils zusammengehäuften
Drüschen besetzt d). Es verdienen also nur jene
kleine, gleichsam hirsenförmige Drüschen den Na-
men ächter Schleimdrüschen; man kann sie an der
Seite, mit der sie an der Sammethaut sitzen,
wenn man diese behutsam ablöset, ausnehmend
deutlich wahrnehmen.

an der Zellhaut befestigt sind, und durch ihre klei-
ne Mündungen, welche sich in hie Därme öffnen,
den Schleim, womit der ganze Darmkanal über-
zogen ist, absetzen.

Diese Darmdrüschen werden gewöhnlich in
drey Klassen eingetheilt:

1) Die Brunnerischen, nämlich die größten,
welche einzeln sitzen, und besonders an demjenigen
Theile des Zwölffingergedärms, der zunächst am
Pförtner sitzt, angetroffen werden a).

2) Die Peyerischen, nämlich die kleinern,
welche an dem äußern, gegen die Grimmdarm-
klappe gelegenen Ende der dünnen Därme hau-
fenweise sitzen b).

3) Endlich die kleinsten Lieberkühnischen,
deren ungefähr 8. auf ein Flöckgen gezählt wer-
den c).

Indessen scheint mir diese Eintheilung der
Schleimquellen nicht in der Natur gegründet zu
seyn. Denn sowohl die Brunnerischen als Peye-
rischen Drüschen sind so, wie man sie abgebildet
sieht, vielmehr eine Wirkung des kranken Zustan-
des; und ich habe wenigstens in gesunden Leichna-
men auch nicht einmal eine Spur solcher schleimab-
setzenden Mündungen entdecken können; hingegen
fand ich oft bey Leichenöffnungen an Schwämmchen
verstorbener Personen den ganzen Darmkanal mit
solchen theils einzelnen, theils zusammengehäuften
Drüschen besetzt d). Es verdienen also nur jene
kleine, gleichsam hirsenförmige Drüschen den Na-
men ächter Schleimdrüschen; man kann sie an der
Seite, mit der sie an der Sammethaut sitzen,
wenn man diese behutsam ablöset, ausnehmend
deutlich wahrnehmen.

<TEI>
  <text xml:id="blume_hbnatur_000072">
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0268" xml:id="pb252_0001" n="252"/>
an der Zellhaut befestigt sind, und durch ihre klei-<lb/>
ne Mündungen, welche sich in hie Därme öffnen,<lb/>
den Schleim, womit der ganze Darmkanal über-<lb/>
zogen ist, absetzen.</p>
          <p>Diese Darmdrüschen werden gewöhnlich in<lb/>
drey Klassen eingetheilt:</p>
          <p>1) Die Brunnerischen, nämlich die größten,<lb/>
welche einzeln sitzen, und besonders an demjenigen<lb/>
Theile des Zwölffingergedärms, der zunächst am<lb/>
Pförtner sitzt, angetroffen werden <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">a</hi></hi>).</p>
          <p>2) Die Peyerischen, nämlich die kleinern,<lb/>
welche an dem äußern, gegen die Grimmdarm-<lb/>
klappe gelegenen Ende der dünnen Därme hau-<lb/>
fenweise sitzen <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">b</hi></hi>).</p>
          <p>3) Endlich die kleinsten Lieberkühnischen,<lb/>
deren ungefähr 8. auf ein Flöckgen gezählt wer-<lb/>
den <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">c</hi></hi>).</p>
          <p>Indessen scheint mir diese Eintheilung der<lb/>
Schleimquellen nicht in der Natur gegründet zu<lb/>
seyn. Denn sowohl die Brunnerischen als Peye-<lb/>
rischen Drüschen sind so, wie man sie abgebildet<lb/>
sieht, vielmehr eine Wirkung des kranken Zustan-<lb/>
des; und ich habe wenigstens in gesunden Leichna-<lb/>
men auch nicht einmal eine Spur solcher schleimab-<lb/>
setzenden Mündungen entdecken können; hingegen<lb/>
fand ich oft bey Leichenöffnungen an Schwämmchen<lb/>
verstorbener Personen den ganzen Darmkanal mit<lb/>
solchen theils einzelnen, theils zusammengehäuften<lb/>
Drüschen besetzt <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">d</hi></hi>). Es verdienen also nur jene<lb/>
kleine, gleichsam hirsenförmige Drüschen den Na-<lb/>
men ächter Schleimdrüschen; man kann sie an der<lb/>
Seite, mit der sie an der Sammethaut sitzen,<lb/>
wenn man diese behutsam ablöset, ausnehmend<lb/>
deutlich wahrnehmen.</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[252/0268] an der Zellhaut befestigt sind, und durch ihre klei- ne Mündungen, welche sich in hie Därme öffnen, den Schleim, womit der ganze Darmkanal über- zogen ist, absetzen. Diese Darmdrüschen werden gewöhnlich in drey Klassen eingetheilt: 1) Die Brunnerischen, nämlich die größten, welche einzeln sitzen, und besonders an demjenigen Theile des Zwölffingergedärms, der zunächst am Pförtner sitzt, angetroffen werden a). 2) Die Peyerischen, nämlich die kleinern, welche an dem äußern, gegen die Grimmdarm- klappe gelegenen Ende der dünnen Därme hau- fenweise sitzen b). 3) Endlich die kleinsten Lieberkühnischen, deren ungefähr 8. auf ein Flöckgen gezählt wer- den c). Indessen scheint mir diese Eintheilung der Schleimquellen nicht in der Natur gegründet zu seyn. Denn sowohl die Brunnerischen als Peye- rischen Drüschen sind so, wie man sie abgebildet sieht, vielmehr eine Wirkung des kranken Zustan- des; und ich habe wenigstens in gesunden Leichna- men auch nicht einmal eine Spur solcher schleimab- setzenden Mündungen entdecken können; hingegen fand ich oft bey Leichenöffnungen an Schwämmchen verstorbener Personen den ganzen Darmkanal mit solchen theils einzelnen, theils zusammengehäuften Drüschen besetzt d). Es verdienen also nur jene kleine, gleichsam hirsenförmige Drüschen den Na- men ächter Schleimdrüschen; man kann sie an der Seite, mit der sie an der Sammethaut sitzen, wenn man diese behutsam ablöset, ausnehmend deutlich wahrnehmen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Editura GmbH & Co.KG, Berlin: Volltexterstellung und Basis-TEI-Auszeichung
Johann Friedrich Blumenbach – online: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-08-26T09:00:15Z)
Frank Wiegand: Konvertierung nach DTA-Basisformat (2013-08-26T09:00:15Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Nicht erfasst: Bogensignaturen und Kustoden, Kolumnentitel.
  • Auf Titelblättern wurde auf die Auszeichnung der Schriftgrößenunterschiede zugunsten der Identifizierung von <titlePart>s verzichtet.
  • Keine Auszeichnung der Initialbuchstaben am Kapitelanfang.
  • Langes ſ: als s transkribiert.
  • Hochgestellte e über Vokalen: in moderner Schreibweise erfasst.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_physiologie_1795
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_physiologie_1795/268
Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Anfangsgründe der Physiologie. (Übers. Joseph Eyerel). 2. Aufl. Wien, 1795, S. 252. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_physiologie_1795/268>, abgerufen am 24.11.2024.