rungssaftes, und von der Absonderung der Säfte gehandelt werden. Wir wollen hier von dem Blute als dem wahren Lebenssaft, und dem Urquell aller thierischen Säfte handeln; denn der rohe Saft wird in Blut verwandelt, woraus sodann alle übri- gen Feuchtigkeiten entspringen; das Blut strömmt, einige Theile, z. B. das Oberhäutchen, die Spin- newebhaut, das Schaafhäutchen, und den Schmelz der Zähne ausgenommen, durch die ganze Substanz des Körpers.
§. 6.
Es ist aber das Blut eine eigne, mehr oder weniger rothe, klebrige und warme Flüßigkeit, deren Zusammensetzung unter die Naturgeheimniße gehört; denn alle Versuche der Scheidekünstler, eine ähnliche flüßige Masse hervorzubringen, waren bisher umsonst.
§. 7.
Wenn das Blut frisch aus der Ader gelassen, und in einem Gefässe aufgefangen wird, bemerkt man folgende Erscheinungen. a)
So lange das Blut noch warm ist, steigt ein flüchtiger Duft in die Höhe, der sich unter ei- ner Glasglocke in thauförmigen Tropfen ansamm- let, wie klares Brunenwasser aussteht, aber ei- nen brenzlichten, eigenen, wahrhaft thierischen Ge- ruch hat (bey fleischfressenden Thieren noch auffal- lender) und demjenigen Geruch ähnlich ist, der aus dem frischgelassenen, noch warmen Urin, und bey Leichenöffnungen, die sogleich nach dem Tode
rungssaftes, und von der Absonderung der Säfte gehandelt werden. Wir wollen hier von dem Blute als dem wahren Lebenssaft, und dem Urquell aller thierischen Säfte handeln; denn der rohe Saft wird in Blut verwandelt, woraus sodann alle übri- gen Feuchtigkeiten entspringen; das Blut strömmt, einige Theile, z. B. das Oberhäutchen, die Spin- newebhaut, das Schaafhäutchen, und den Schmelz der Zähne ausgenommen, durch die ganze Substanz des Körpers.
§. 6.
Es ist aber das Blut eine eigne, mehr oder weniger rothe, klebrige und warme Flüßigkeit, deren Zusammensetzung unter die Naturgeheimniße gehört; denn alle Versuche der Scheidekünstler, eine ähnliche flüßige Masse hervorzubringen, waren bisher umsonst.
§. 7.
Wenn das Blut frisch aus der Ader gelassen, und in einem Gefässe aufgefangen wird, bemerkt man folgende Erscheinungen. a)
So lange das Blut noch warm ist, steigt ein flüchtiger Duft in die Höhe, der sich unter ei- ner Glasglocke in thauförmigen Tropfen ansamm- let, wie klares Brunenwasser aussteht, aber ei- nen brenzlichten, eigenen, wahrhaft thierischen Ge- ruch hat (bey fleischfressenden Thieren noch auffal- lender) und demjenigen Geruch ähnlich ist, der aus dem frischgelassenen, noch warmen Urin, und bey Leichenöffnungen, die sogleich nach dem Tode
<TEI><textxml:id="blume_hbnatur_000072"><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0024"xml:id="pb006_0001"n="6"/>
rungssaftes, und von der Absonderung der Säfte<lb/>
gehandelt werden. Wir wollen hier von dem Blute<lb/>
als dem wahren Lebenssaft, und dem Urquell aller<lb/>
thierischen Säfte handeln; denn der rohe Saft<lb/>
wird in Blut verwandelt, woraus sodann alle übri-<lb/>
gen Feuchtigkeiten entspringen; das Blut strömmt,<lb/>
einige Theile, z. B. das Oberhäutchen, die Spin-<lb/>
newebhaut, das Schaafhäutchen, und den Schmelz<lb/>
der Zähne ausgenommen, durch die ganze Substanz<lb/>
des Körpers.</p></div><divn="2"><headrendition="#c">§. 6.</head><lb/><p>Es ist aber das Blut eine eigne, mehr oder<lb/>
weniger rothe, klebrige und warme Flüßigkeit,<lb/>
deren Zusammensetzung unter die Naturgeheimniße<lb/>
gehört; denn alle Versuche der Scheidekünstler,<lb/>
eine ähnliche flüßige Masse hervorzubringen, waren<lb/>
bisher umsonst.</p></div><divn="2"><headrendition="#c">§. 7.</head><lb/><p>Wenn das Blut frisch aus der Ader gelassen,<lb/>
und in einem Gefässe aufgefangen wird, bemerkt<lb/>
man folgende Erscheinungen. <hirendition="#i"><hirendition="#aq">a</hi></hi>)</p><p>So lange das Blut noch warm ist, steigt<lb/>
ein flüchtiger Duft in die Höhe, der sich unter ei-<lb/>
ner Glasglocke in thauförmigen Tropfen ansamm-<lb/>
let, wie klares Brunenwasser aussteht, aber ei-<lb/>
nen brenzlichten, eigenen, wahrhaft thierischen Ge-<lb/>
ruch hat (bey fleischfressenden Thieren noch auffal-<lb/>
lender) und demjenigen Geruch ähnlich ist, der<lb/>
aus dem frischgelassenen, noch warmen Urin, und<lb/>
bey Leichenöffnungen, die sogleich nach dem Tode<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[6/0024]
rungssaftes, und von der Absonderung der Säfte
gehandelt werden. Wir wollen hier von dem Blute
als dem wahren Lebenssaft, und dem Urquell aller
thierischen Säfte handeln; denn der rohe Saft
wird in Blut verwandelt, woraus sodann alle übri-
gen Feuchtigkeiten entspringen; das Blut strömmt,
einige Theile, z. B. das Oberhäutchen, die Spin-
newebhaut, das Schaafhäutchen, und den Schmelz
der Zähne ausgenommen, durch die ganze Substanz
des Körpers.
§. 6.
Es ist aber das Blut eine eigne, mehr oder
weniger rothe, klebrige und warme Flüßigkeit,
deren Zusammensetzung unter die Naturgeheimniße
gehört; denn alle Versuche der Scheidekünstler,
eine ähnliche flüßige Masse hervorzubringen, waren
bisher umsonst.
§. 7.
Wenn das Blut frisch aus der Ader gelassen,
und in einem Gefässe aufgefangen wird, bemerkt
man folgende Erscheinungen. a)
So lange das Blut noch warm ist, steigt
ein flüchtiger Duft in die Höhe, der sich unter ei-
ner Glasglocke in thauförmigen Tropfen ansamm-
let, wie klares Brunenwasser aussteht, aber ei-
nen brenzlichten, eigenen, wahrhaft thierischen Ge-
ruch hat (bey fleischfressenden Thieren noch auffal-
lender) und demjenigen Geruch ähnlich ist, der
aus dem frischgelassenen, noch warmen Urin, und
bey Leichenöffnungen, die sogleich nach dem Tode
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Blumenbach, Johann Friedrich: Anfangsgründe der Physiologie. (Übers. Joseph Eyerel). 2. Aufl. Wien, 1795, S. 6. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_physiologie_1795/24>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.