wird noch durch einige besondere pathologische Er- scheinungen unterstützt. Man hat nämlich beobach- tet, daß erwachsene Personen, deren Lungen größ- tentheils vereitert, oder auf eine andere Weise ver- dorben waren, dem ohnerachtet noch einige Zeit ihr Leben fortsetzen, und sogar mehrere Jahre, ohne Athem zu holen, gelebt haben. b)
a) In der ungebohrnen Leibesfrucht, sowohl beym Menschen, als bey den übrigen Säugthieren, wird die thierische Wärme aus dem Leibe der Mutter mittelst dem Mutterkuchen mitgetheilt. Die Mutter giebt der Leibesfrucht die Feuerma- terie, und nimmt dafür Brennbares zurück. Da- her das ungebohrne Kind weder Athem zu holen, noch auszudünsten braucht.
Nicht so in dem bebrütteten Hühnchen. Zwar ist auch bey diesem das Athmen unnöthig, indem es von der brütenden Mutter mit Feuermaterie versehen wird. Damit aber das Brennbare, welches durch den Eintritt der Feuermaterie ent- wickelt worden, ausströmen kann, so sind die Eyer mit einer durchlöcherten Schaale überzo- gen, wodurch sie, besonders in der Wärme, stark ausdünsten können.
Wie leicht aber der Uebergang der Feuermaterie aus der Mutter in das Hühnchen, und der Rück- fluß des Brennbaren aus dem Hühnchen in die Mutter zurückfließt, erhellet aus der Aehnlich- keit zwischen dem Eyweiß und Blutwasser, (§. 11.) und aus der schnellen Einwirkung der Luft durch das Blutwasser in den Blutkuchen. (12.)
wird noch durch einige besondere pathologische Er- scheinungen unterstützt. Man hat nämlich beobach- tet, daß erwachsene Personen, deren Lungen größ- tentheils vereitert, oder auf eine andere Weise ver- dorben waren, dem ohnerachtet noch einige Zeit ihr Leben fortsetzen, und sogar mehrere Jahre, ohne Athem zu holen, gelebt haben. b)
a) In der ungebohrnen Leibesfrucht, sowohl beym Menschen, als bey den übrigen Säugthieren, wird die thierische Wärme aus dem Leibe der Mutter mittelst dem Mutterkuchen mitgetheilt. Die Mutter giebt der Leibesfrucht die Feuerma- terie, und nimmt dafür Brennbares zurück. Da- her das ungebohrne Kind weder Athem zu holen, noch auszudünsten braucht.
Nicht so in dem bebrütteten Hühnchen. Zwar ist auch bey diesem das Athmen unnöthig, indem es von der brütenden Mutter mit Feuermaterie versehen wird. Damit aber das Brennbare, welches durch den Eintritt der Feuermaterie ent- wickelt worden, ausströmen kann, so sind die Eyer mit einer durchlöcherten Schaale überzo- gen, wodurch sie, besonders in der Wärme, stark ausdünsten können.
Wie leicht aber der Uebergang der Feuermaterie aus der Mutter in das Hühnchen, und der Rück- fluß des Brennbaren aus dem Hühnchen in die Mutter zurückfließt, erhellet aus der Aehnlich- keit zwischen dem Eyweiß und Blutwasser, (§. 11.) und aus der schnellen Einwirkung der Luft durch das Blutwasser in den Blutkuchen. (12.)
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wird noch durch einige besondere pathologische Er-
scheinungen unterstützt. Man hat nämlich beobach-
tet, daß erwachsene Personen, deren Lungen größ-
tentheils vereitert, oder auf eine andere Weise ver-
dorben waren, dem ohnerachtet noch einige Zeit ihr
Leben fortsetzen, und sogar mehrere Jahre, ohne
Athem zu holen, gelebt haben. b)
a) In der ungebohrnen Leibesfrucht, sowohl beym
Menschen, als bey den übrigen Säugthieren,
wird die thierische Wärme aus dem Leibe der
Mutter mittelst dem Mutterkuchen mitgetheilt.
Die Mutter giebt der Leibesfrucht die Feuerma-
terie, und nimmt dafür Brennbares zurück. Da-
her das ungebohrne Kind weder Athem zu holen,
noch auszudünsten braucht.
Nicht so in dem bebrütteten Hühnchen. Zwar ist
auch bey diesem das Athmen unnöthig, indem
es von der brütenden Mutter mit Feuermaterie
versehen wird. Damit aber das Brennbare,
welches durch den Eintritt der Feuermaterie ent-
wickelt worden, ausströmen kann, so sind die
Eyer mit einer durchlöcherten Schaale überzo-
gen, wodurch sie, besonders in der Wärme,
stark ausdünsten können.
Wie leicht aber der Uebergang der Feuermaterie
aus der Mutter in das Hühnchen, und der Rück-
fluß des Brennbaren aus dem Hühnchen in die
Mutter zurückfließt, erhellet aus der Aehnlich-
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11.) und aus der schnellen Einwirkung der
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(12.)
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Blumenbach, Johann Friedrich: Anfangsgründe der Physiologie. (Übers. Joseph Eyerel). 2. Aufl. Wien, 1795, S. 121. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_physiologie_1795/139>, abgerufen am 24.11.2024.
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