73.) aus der Galle durch das Feuer ein minera- lisches Laugensalz erhalten hat, das wohl kein Scheidekünstler für ein Produkt des Feuers erklä- ren wird; wenigstens hätten diese Versuche ver- dient hier angezeigt zu werden. Hatte Herr Gold- witz seine Versuche im Feuer angestellt, so wür- de er gewiß in diesem Falle einen gleichen Erfolg erfahren, und den alkalischen Bestandtheil der Galle nicht geläugnet, oder, wenn der Versuch anders ausgefallen wäre, wenigstens so viel an- gezeigt haben, daß er wenigstens das Laugensalz, welches Cadet und Röederer darstellten, durch die Einwirkung des Feuers nicht entdecken konnte. 7) Glaubte aber Herr Goldwitz, den alka- lischen Bestandtheil der Galle mit Grunde läugnen zu können, so hätte er billig die Versuche anderer Scheidekünstler, eines Cadets, Röederers, die auf dem nassen Wege den alkalischen Bestandtheil der Galle entdeckten, vorher widerlegen sollen.
Das Resultat der Richterschen Versuche be- steht im Folgenden:
1) Alle Säuren brachten, wenn sie mit ge- höriger Vorsicht angewandt wurden, die Galle so- gleich zum Gerinnen, und stellten nach Verschie- denheit der Säure verschiedene Mittelsalze dar. So erhielt er mittelst der Vitriolsäure Glaubersalz, mit Salpetersäure den würfligten Salpeter, mit Salzsäure Küchensalz. Hieraus erhellt, daß in der Galle ein ächtes mineralisches Laugensalz enthalten ist, welches, nachdem es mit dieser oder jener Säure verbunden wird, ein verschiede- nes Mittelsalz macht; welches auch durch Cadet's und Röderers Versuche bestätigt wird. Sowohl die Ochsen- als Schweinsgalle kommen darinn überein, daß sie beyde ein mineralisches Laugen-
73.) aus der Galle durch das Feuer ein minera- lisches Laugensalz erhalten hat, das wohl kein Scheidekünstler für ein Produkt des Feuers erklä- ren wird; wenigstens hätten diese Versuche ver- dient hier angezeigt zu werden. Hatte Herr Gold- witz seine Versuche im Feuer angestellt, so wür- de er gewiß in diesem Falle einen gleichen Erfolg erfahren, und den alkalischen Bestandtheil der Galle nicht geläugnet, oder, wenn der Versuch anders ausgefallen wäre, wenigstens so viel an- gezeigt haben, daß er wenigstens das Laugensalz, welches Cadet und Röederer darstellten, durch die Einwirkung des Feuers nicht entdecken konnte. 7) Glaubte aber Herr Goldwitz, den alka- lischen Bestandtheil der Galle mit Grunde läugnen zu können, so hätte er billig die Versuche anderer Scheidekünstler, eines Cadets, Röederers, die auf dem nassen Wege den alkalischen Bestandtheil der Galle entdeckten, vorher widerlegen sollen.
Das Resultat der Richterschen Versuche be- steht im Folgenden:
1) Alle Säuren brachten, wenn sie mit ge- höriger Vorsicht angewandt wurden, die Galle so- gleich zum Gerinnen, und stellten nach Verschie- denheit der Säure verschiedene Mittelsalze dar. So erhielt er mittelst der Vitriolsäure Glaubersalz, mit Salpetersäure den würfligten Salpeter, mit Salzsäure Küchensalz. Hieraus erhellt, daß in der Galle ein ächtes mineralisches Laugensalz enthalten ist, welches, nachdem es mit dieser oder jener Säure verbunden wird, ein verschiede- nes Mittelsalz macht; welches auch durch Cadet's und Röderers Versuche bestätigt wird. Sowohl die Ochsen- als Schweinsgalle kommen darinn überein, daß sie beyde ein mineralisches Laugen-
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73.) aus der Galle durch das Feuer ein minera-
lisches Laugensalz erhalten hat, das wohl kein
Scheidekünstler für ein Produkt des Feuers erklä-
ren wird; wenigstens hätten diese Versuche ver-
dient hier angezeigt zu werden. Hatte Herr Gold-
witz seine Versuche im Feuer angestellt, so wür-
de er gewiß in diesem Falle einen gleichen Erfolg
erfahren, und den alkalischen Bestandtheil der
Galle nicht geläugnet, oder, wenn der Versuch
anders ausgefallen wäre, wenigstens so viel an-
gezeigt haben, daß er wenigstens das Laugensalz,
welches Cadet und Röederer darstellten, durch
die Einwirkung des Feuers nicht entdecken konnte.
7) Glaubte aber Herr Goldwitz, den alka-
lischen Bestandtheil der Galle mit Grunde läugnen
zu können, so hätte er billig die Versuche anderer
Scheidekünstler, eines Cadets, Röederers, die
auf dem nassen Wege den alkalischen Bestandtheil
der Galle entdeckten, vorher widerlegen sollen.
Das Resultat der Richterschen Versuche be-
steht im Folgenden:
1) Alle Säuren brachten, wenn sie mit ge-
höriger Vorsicht angewandt wurden, die Galle so-
gleich zum Gerinnen, und stellten nach Verschie-
denheit der Säure verschiedene Mittelsalze dar.
So erhielt er mittelst der Vitriolsäure Glaubersalz,
mit Salpetersäure den würfligten Salpeter, mit
Salzsäure Küchensalz. Hieraus erhellt, daß in
der Galle ein ächtes mineralisches Laugensalz
enthalten ist, welches, nachdem es mit dieser
oder jener Säure verbunden wird, ein verschiede-
nes Mittelsalz macht; welches auch durch Cadet's
und Röderers Versuche bestätigt wird. Sowohl
die Ochsen- als Schweinsgalle kommen darinn
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Blumenbach, Johann Friedrich: Anfangsgründe der Physiologie. (Übers. Joseph Eyerel). Wien, 1789, S. 406. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_physiologie_1789/424>, abgerufen am 25.11.2024.
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