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Blumenbach, Johann Friedrich: Anfangsgründe der Physiologie. (Übers. Joseph Eyerel). Wien, 1789.

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Hier erscheint der Mensch bey weitem als
das erste Geschöpf! Alle Assen müssen ihm
in dieser Hinsicht nachstehen; denn obgleich ihr
Gehirn, besonders bey den kleinern Arten, mit
Rollschwänzen, am Gewicht (verglichen mit dem
Gewichte ihrer Körper) das menschliche schier ü-
bertrifft, so erforderten doch ihre in Rücksicht des
Kopfes sehr große Augen, und Ohrenorgane, ih-
re starke, Zunge, und nicht kleine Nasenhöhle,
ihr starkes Gebiß, einen weit größern Antheil von
Gehirn zur Verbindung, als nach Verhältniß bey
Menschen, und zieht man diesen Theil ab, so
schwindet ihr Gehirn gewaltig zusammen.

Selbst unter den übrigen Thieren haben die
nach dem Grade ihrer Listigkeit und Gelehrigkeit
verschieden eine größere, oder mindere Menge
(daß ich so rede), überflüßig Gehirn.

Das größte Gehirn eines Pferdes, das ich
aufhebe, wiegt 1 Pfund, 14 Loth, das kleinste
eines ausgewachsenen Menschen 2 Pfund, 11
Loth; allein das Pferdgehirn zeigt auf seiner
Grundfläche wenigstens mehr als zehnmal dickere
Nerven, und doch ist es, absolut genommen,
um mehr als ein ganzes Pfund am Gewichte
kleiner.

Nur schließe man nicht weiter, daß der Mensch
dafür die meisten Nerven haben müsse, das ist
meine Meinung noch ganz und gar nicht. Ein
Augapfel fodere zum Benspiele 600 Nervenfasern
zu seiner Ausrüstung; ein anderer halb so großer
300. Man setze nun, daß das Thier, dessen
Augapfel 600 Nervenfasern hat, dabey ein Ge-
hirn von 7 Quentchen besäße, das mit 300 ein
Gehirn von 5 Quentchen: so wird man dem Thie-

Hier erscheint der Mensch bey weitem als
das erste Geschöpf! Alle Assen müssen ihm
in dieser Hinsicht nachstehen; denn obgleich ihr
Gehirn, besonders bey den kleinern Arten, mit
Rollschwänzen, am Gewicht (verglichen mit dem
Gewichte ihrer Körper) das menschliche schier ü-
bertrifft, so erforderten doch ihre in Rücksicht des
Kopfes sehr große Augen, und Ohrenorgane, ih-
re starke, Zunge, und nicht kleine Nasenhöhle,
ihr starkes Gebiß, einen weit größern Antheil von
Gehirn zur Verbindung, als nach Verhältniß bey
Menschen, und zieht man diesen Theil ab, so
schwindet ihr Gehirn gewaltig zusammen.

Selbst unter den übrigen Thieren haben die
nach dem Grade ihrer Listigkeit und Gelehrigkeit
verschieden eine größere, oder mindere Menge
(daß ich so rede), überflüßig Gehirn.

Das größte Gehirn eines Pferdes, das ich
aufhebe, wiegt 1 Pfund, 14 Loth, das kleinste
eines ausgewachsenen Menschen 2 Pfund, 11
Loth; allein das Pferdgehirn zeigt auf seiner
Grundfläche wenigstens mehr als zehnmal dickere
Nerven, und doch ist es, absolut genommen,
um mehr als ein ganzes Pfund am Gewichte
kleiner.

Nur schließe man nicht weiter, daß der Mensch
dafür die meisten Nerven haben müsse, das ist
meine Meinung noch ganz und gar nicht. Ein
Augapfel fodere zum Benspiele 600 Nervenfasern
zu seiner Ausrüstung; ein anderer halb so großer
300. Man setze nun, daß das Thier, dessen
Augapfel 600 Nervenfasern hat, dabey ein Ge-
hirn von 7 Quentchen besäße, das mit 300 ein
Gehirn von 5 Quentchen: so wird man dem Thie-

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[394/0412] Hier erscheint der Mensch bey weitem als das erste Geschöpf! Alle Assen müssen ihm in dieser Hinsicht nachstehen; denn obgleich ihr Gehirn, besonders bey den kleinern Arten, mit Rollschwänzen, am Gewicht (verglichen mit dem Gewichte ihrer Körper) das menschliche schier ü- bertrifft, so erforderten doch ihre in Rücksicht des Kopfes sehr große Augen, und Ohrenorgane, ih- re starke, Zunge, und nicht kleine Nasenhöhle, ihr starkes Gebiß, einen weit größern Antheil von Gehirn zur Verbindung, als nach Verhältniß bey Menschen, und zieht man diesen Theil ab, so schwindet ihr Gehirn gewaltig zusammen. Selbst unter den übrigen Thieren haben die nach dem Grade ihrer Listigkeit und Gelehrigkeit verschieden eine größere, oder mindere Menge (daß ich so rede), überflüßig Gehirn. Das größte Gehirn eines Pferdes, das ich aufhebe, wiegt 1 Pfund, 14 Loth, das kleinste eines ausgewachsenen Menschen 2 Pfund, 11 Loth; allein das Pferdgehirn zeigt auf seiner Grundfläche wenigstens mehr als zehnmal dickere Nerven, und doch ist es, absolut genommen, um mehr als ein ganzes Pfund am Gewichte kleiner. Nur schließe man nicht weiter, daß der Mensch dafür die meisten Nerven haben müsse, das ist meine Meinung noch ganz und gar nicht. Ein Augapfel fodere zum Benspiele 600 Nervenfasern zu seiner Ausrüstung; ein anderer halb so großer 300. Man setze nun, daß das Thier, dessen Augapfel 600 Nervenfasern hat, dabey ein Ge- hirn von 7 Quentchen besäße, das mit 300 ein Gehirn von 5 Quentchen: so wird man dem Thie-

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Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Anfangsgründe der Physiologie. (Übers. Joseph Eyerel). Wien, 1789, S. 394. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_physiologie_1789/412>, abgerufen am 24.11.2024.