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Blumenbach, Johann Friedrich: Anfangsgründe der Physiologie. (Übers. Joseph Eyerel). Wien, 1789.

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ter giengen, und diesen Satz durch mehrere Thier-
geschlechter genau bestimmen wollten, kamen in
nicht geringe Verlegenheit, wenn sie fanden, daß
z. B. die Vögel in der Proportion des Gewichts
ihres Gehirns, verglichen mit dem Gewichte ihrer
Körper, gar weit den Menschen übertreffen; auch
die Delphine, Seehunde, und noch mehr die klei-
nen vierfüßigen Thiere, als Mäuse, Eichhörn-
chen u. s. w. scheinen für ihren kleinen Körper
(gewiß aber nicht für ihren Kopf und Sinn) ein
ungeheuer großes Gehirn zu besitzen.

Es ist äußerst unbestimmt, den ganzen Kör-
per, dessen Gewicht nach einer Ermüdung, Krank-
heit, beym Fett- oder Magerwerden so sehr ab-
wechselt, mit dem Gehirne, dessen Gewicht un-
ter allen obigen Umständen beständiger, und we-
niger Veränderungen ausgesetzt bleibt, das z. B.
nie fett wird, zu vergleichen; besser und sicherer
hingegen lassen sich Gehirne mit ihren eigenen Ner-
ven vergleichen.

Ich glaube zwar nicht, daß die Nerven zum
Gehirne, wie Ausführungsgänge zu einem Ab-
scheidungswerkzeuge gehören, sondern es scheint
mir vielmehr, daß eine sehr geringe Menge Ge-
hirnmasse zur gehörigen Verbindung mit den Ner-
ven (in so weit sie blos zum thierischen Leben er-
forderlich ist), hinreichet.

Dasjenige Geschöpf also, das über diese,
zum blos thierischen Leben, nothwendige Portion
von Gehirn, den größten Reichthum oder Ueber-
schuß von Gehirn hat, wird wahrscheinlich auch
die vorzüglichste organische Anlage zu Geisteskräf-
ten besitzen.

ter giengen, und diesen Satz durch mehrere Thier-
geschlechter genau bestimmen wollten, kamen in
nicht geringe Verlegenheit, wenn sie fanden, daß
z. B. die Vögel in der Proportion des Gewichts
ihres Gehirns, verglichen mit dem Gewichte ihrer
Körper, gar weit den Menschen übertreffen; auch
die Delphine, Seehunde, und noch mehr die klei-
nen vierfüßigen Thiere, als Mäuse, Eichhörn-
chen u. s. w. scheinen für ihren kleinen Körper
(gewiß aber nicht für ihren Kopf und Sinn) ein
ungeheuer großes Gehirn zu besitzen.

Es ist äußerst unbestimmt, den ganzen Kör-
per, dessen Gewicht nach einer Ermüdung, Krank-
heit, beym Fett- oder Magerwerden so sehr ab-
wechselt, mit dem Gehirne, dessen Gewicht un-
ter allen obigen Umständen beständiger, und we-
niger Veränderungen ausgesetzt bleibt, das z. B.
nie fett wird, zu vergleichen; besser und sicherer
hingegen lassen sich Gehirne mit ihren eigenen Ner-
ven vergleichen.

Ich glaube zwar nicht, daß die Nerven zum
Gehirne, wie Ausführungsgänge zu einem Ab-
scheidungswerkzeuge gehören, sondern es scheint
mir vielmehr, daß eine sehr geringe Menge Ge-
hirnmasse zur gehörigen Verbindung mit den Ner-
ven (in so weit sie blos zum thierischen Leben er-
forderlich ist), hinreichet.

Dasjenige Geschöpf also, das über diese,
zum blos thierischen Leben, nothwendige Portion
von Gehirn, den größten Reichthum oder Ueber-
schuß von Gehirn hat, wird wahrscheinlich auch
die vorzüglichste organische Anlage zu Geisteskräf-
ten besitzen.

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[393/0411] ter giengen, und diesen Satz durch mehrere Thier- geschlechter genau bestimmen wollten, kamen in nicht geringe Verlegenheit, wenn sie fanden, daß z. B. die Vögel in der Proportion des Gewichts ihres Gehirns, verglichen mit dem Gewichte ihrer Körper, gar weit den Menschen übertreffen; auch die Delphine, Seehunde, und noch mehr die klei- nen vierfüßigen Thiere, als Mäuse, Eichhörn- chen u. s. w. scheinen für ihren kleinen Körper (gewiß aber nicht für ihren Kopf und Sinn) ein ungeheuer großes Gehirn zu besitzen. Es ist äußerst unbestimmt, den ganzen Kör- per, dessen Gewicht nach einer Ermüdung, Krank- heit, beym Fett- oder Magerwerden so sehr ab- wechselt, mit dem Gehirne, dessen Gewicht un- ter allen obigen Umständen beständiger, und we- niger Veränderungen ausgesetzt bleibt, das z. B. nie fett wird, zu vergleichen; besser und sicherer hingegen lassen sich Gehirne mit ihren eigenen Ner- ven vergleichen. Ich glaube zwar nicht, daß die Nerven zum Gehirne, wie Ausführungsgänge zu einem Ab- scheidungswerkzeuge gehören, sondern es scheint mir vielmehr, daß eine sehr geringe Menge Ge- hirnmasse zur gehörigen Verbindung mit den Ner- ven (in so weit sie blos zum thierischen Leben er- forderlich ist), hinreichet. Dasjenige Geschöpf also, das über diese, zum blos thierischen Leben, nothwendige Portion von Gehirn, den größten Reichthum oder Ueber- schuß von Gehirn hat, wird wahrscheinlich auch die vorzüglichste organische Anlage zu Geisteskräf- ten besitzen.

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Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Anfangsgründe der Physiologie. (Übers. Joseph Eyerel). Wien, 1789, S. 393. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_physiologie_1789/411>, abgerufen am 24.11.2024.