Siebenzehnter Abschnitt. Von den äußerlichen Sinnen überhaupt und von dem Gefühle besonders.
§. 223.
Die andere Hauptverrichtung der Nerven be- steht, wie ich bereits angezeigt habe, darinn, daß sie die Eindrücke der äußern Gegenstände dem Sensorium überliefern; dieß geschieht nun durch die Sinnwerkzeuge, welche den menschlichen Körper gleichsam bewachen, und der Seele von allem Nachricht ertheilen.
Und nur von diesen soll hier die Rede seyn; denn auch den Reiz zum Stuhlgange, den Hun- ger, und andere solche Naturtriebe unter die Sinne zählen, ist, wie schon Haller angemerkt hat, eine übertriebene Spitzfindigkeit.
§. 224.
Es ist allerdings merkwürdig, daß in der ganzen thierischen Oekonomie keine Verrichtung des Körpers bey verschiedenen Personen so man- nigfaltigen Abänderungen ausgesetzt ist, als die sinnliche Empfindung; denn die Abstuffungen an Schärfe, Feinheit, und an verschiedener Em- pfänglichkeit der Sinnorgane für verschiedene Reiz-
Siebenzehnter Abschnitt. Von den äußerlichen Sinnen überhaupt und von dem Gefühle besonders.
§. 223.
Die andere Hauptverrichtung der Nerven be- steht, wie ich bereits angezeigt habe, darinn, daß sie die Eindrücke der äußern Gegenstände dem Sensorium überliefern; dieß geschieht nun durch die Sinnwerkzeuge, welche den menschlichen Körper gleichsam bewachen, und der Seele von allem Nachricht ertheilen.
Und nur von diesen soll hier die Rede seyn; denn auch den Reiz zum Stuhlgange, den Hun- ger, und andere solche Naturtriebe unter die Sinne zählen, ist, wie schon Haller angemerkt hat, eine übertriebene Spitzfindigkeit.
§. 224.
Es ist allerdings merkwürdig, daß in der ganzen thierischen Oekonomie keine Verrichtung des Körpers bey verschiedenen Personen so man- nigfaltigen Abänderungen ausgesetzt ist, als die sinnliche Empfindung; denn die Abstuffungen an Schärfe, Feinheit, und an verschiedener Em- pfänglichkeit der Sinnorgane für verschiedene Reiz-
<TEI><textxml:id="blume_hbnatur_000071"><body><divn="1"><pbfacs="#f0162"xml:id="pb144_0001"n="144"/><headrendition="#c">Siebenzehnter Abschnitt.<lb/>
Von den äußerlichen Sinnen überhaupt<lb/>
und von dem Gefühle besonders.</head><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><divn="2"><headrendition="#c">§. 223.</head><lb/><prendition="#no_indent">Die andere Hauptverrichtung der Nerven be-<lb/>
steht, wie ich bereits angezeigt habe, darinn,<lb/>
daß sie die Eindrücke der äußern Gegenstände<lb/>
dem Sensorium überliefern; dieß geschieht nun<lb/>
durch die Sinnwerkzeuge, welche den menschlichen<lb/>
Körper gleichsam bewachen, und der Seele von<lb/>
allem Nachricht ertheilen.</p><p>Und nur von diesen soll hier die Rede seyn;<lb/>
denn auch den Reiz zum Stuhlgange, den Hun-<lb/>
ger, und andere solche Naturtriebe unter die<lb/>
Sinne zählen, ist, wie schon Haller angemerkt<lb/>
hat, eine übertriebene Spitzfindigkeit.</p></div><divn="2"><headrendition="#c">§. 224.</head><lb/><p>Es ist allerdings merkwürdig, daß in der<lb/>
ganzen thierischen Oekonomie keine Verrichtung<lb/>
des Körpers bey verschiedenen Personen so man-<lb/>
nigfaltigen Abänderungen ausgesetzt ist, als die<lb/>
sinnliche Empfindung; denn die Abstuffungen an<lb/>
Schärfe, Feinheit, und an verschiedener Em-<lb/>
pfänglichkeit der Sinnorgane für verschiedene Reiz-<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[144/0162]
Siebenzehnter Abschnitt.
Von den äußerlichen Sinnen überhaupt
und von dem Gefühle besonders.
§. 223.
Die andere Hauptverrichtung der Nerven be-
steht, wie ich bereits angezeigt habe, darinn,
daß sie die Eindrücke der äußern Gegenstände
dem Sensorium überliefern; dieß geschieht nun
durch die Sinnwerkzeuge, welche den menschlichen
Körper gleichsam bewachen, und der Seele von
allem Nachricht ertheilen.
Und nur von diesen soll hier die Rede seyn;
denn auch den Reiz zum Stuhlgange, den Hun-
ger, und andere solche Naturtriebe unter die
Sinne zählen, ist, wie schon Haller angemerkt
hat, eine übertriebene Spitzfindigkeit.
§. 224.
Es ist allerdings merkwürdig, daß in der
ganzen thierischen Oekonomie keine Verrichtung
des Körpers bey verschiedenen Personen so man-
nigfaltigen Abänderungen ausgesetzt ist, als die
sinnliche Empfindung; denn die Abstuffungen an
Schärfe, Feinheit, und an verschiedener Em-
pfänglichkeit der Sinnorgane für verschiedene Reiz-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Blumenbach, Johann Friedrich: Anfangsgründe der Physiologie. (Übers. Joseph Eyerel). Wien, 1789, S. 144. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_physiologie_1789/162>, abgerufen am 22.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.