Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Blumenbach, Johann Friedrich: Anfangsgründe der Physiologie. (Übers. Joseph Eyerel). Wien, 1789.

Bild:
<< vorherige Seite

Das Weinen fängt mit einer starken Ein-
athmung an, auf welche kleine Ein- und Ausath-
mungen wechselweise folgen b).

Das Seufzen entsteht durch ein langsames,
anhaltendes Einnehmen, und langsames Ausath-
men; und ist zuweilen mit Aechzen (gemitus)
verbunden c).

Der Husten entsteht, wenn abwechselnde
starke Einathmungen auf starke Ausathmungen
schnell, und mit einem Schall erfolgen d).

Das Nießen besteht in einem einzigen kur-
zen sehr starken Ein- und einem sehr heftigen
Ausathmen e).

Das Schluchzen hingegen ist ein schallend,
starkes, und gleichsam convulsivisches Einath-
men f).

Aber auch das Gähnen gehört hieher, das
in einer langsamen, und langen Einathmung be-
stehet, mit einer darauf folgenden, nicht minder
langsamen Ausathmung, woben zugleich die
Kiefern von einander sich entfernen, und die Luft
durch den offenstehenden Mund in die Eustachische
Röhre eindringen kann. Das Gähnen hat noch
das Besondere, daß es die Umstehenden so leicht
zur Nachahmung reitzt; wovon die Ursache wahr-
scheinlich in der Erinnerung der angenehmen Em-
pfindung, die uns das Gähnen verschaft, herzu-
leiten ist g).

a) Fr. Lutichius de risu. Basil. 1738. 4.

b) Ioh. Frid. Schreiber de fletu. L. B. 1728. 4.

c) Dav. C. Imm. Berdot de suspirio. Basil 1736. 4.

Das Weinen fängt mit einer starken Ein-
athmung an, auf welche kleine Ein- und Ausath-
mungen wechselweise folgen b).

Das Seufzen entsteht durch ein langsames,
anhaltendes Einnehmen, und langsames Ausath-
men; und ist zuweilen mit Aechzen (gemitus)
verbunden c).

Der Husten entsteht, wenn abwechselnde
starke Einathmungen auf starke Ausathmungen
schnell, und mit einem Schall erfolgen d).

Das Nießen besteht in einem einzigen kur-
zen sehr starken Ein- und einem sehr heftigen
Ausathmen e).

Das Schluchzen hingegen ist ein schallend,
starkes, und gleichsam convulsivisches Einath-
men f).

Aber auch das Gähnen gehört hieher, das
in einer langsamen, und langen Einathmung be-
stehet, mit einer darauf folgenden, nicht minder
langsamen Ausathmung, woben zugleich die
Kiefern von einander sich entfernen, und die Luft
durch den offenstehenden Mund in die Eustachische
Röhre eindringen kann. Das Gähnen hat noch
das Besondere, daß es die Umstehenden so leicht
zur Nachahmung reitzt; wovon die Ursache wahr-
scheinlich in der Erinnerung der angenehmen Em-
pfindung, die uns das Gähnen verschaft, herzu-
leiten ist g).

a) Fr. Lutichius de risu. Basil. 1738. 4.

b) Ioh. Frid. Schreiber de fletu. L. B. 1728. 4.

c) Dav. C. Imm. Berdot de suspirio. Basil 1736. 4.

<TEI>
  <text xml:id="blume_hbnatur_000071">
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0120" xml:id="pb100_0001" n="100"/>
Das Weinen fängt mit einer starken Ein-<lb/>
athmung an, auf welche kleine Ein- und Ausath-<lb/>
mungen wechselweise folgen <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">b).</hi></hi></p>
          <p>Das Seufzen entsteht durch ein langsames,<lb/>
anhaltendes Einnehmen, und langsames Ausath-<lb/>
men; und ist zuweilen mit Aechzen (<hi rendition="#aq">gemitus</hi>)<lb/>
verbunden <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">c</hi></hi>).</p>
          <p>Der Husten entsteht, wenn abwechselnde<lb/>
starke Einathmungen auf starke Ausathmungen<lb/>
schnell, und mit einem Schall erfolgen <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">d).</hi></hi></p>
          <p>Das Nießen besteht in einem einzigen kur-<lb/>
zen sehr starken Ein- und einem sehr heftigen<lb/>
Ausathmen <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">e</hi></hi>).</p>
          <p>Das Schluchzen hingegen ist ein schallend,<lb/>
starkes, und gleichsam convulsivisches Einath-<lb/>
men <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">f).</hi></hi></p>
          <p>Aber auch das Gähnen gehört hieher, das<lb/>
in einer langsamen, und langen Einathmung be-<lb/>
stehet, mit einer darauf folgenden, nicht minder<lb/>
langsamen Ausathmung, woben zugleich die<lb/>
Kiefern von einander sich entfernen, und die Luft<lb/>
durch den offenstehenden Mund in die Eustachische<lb/>
Röhre eindringen kann. Das Gähnen hat noch<lb/>
das Besondere, daß es die Umstehenden so leicht<lb/>
zur Nachahmung reitzt; wovon die Ursache wahr-<lb/>
scheinlich in der Erinnerung der angenehmen Em-<lb/>
pfindung, die uns das Gähnen verschaft, herzu-<lb/>
leiten ist <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">g</hi></hi>).</p>
          <p rendition="#indent-2"><hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">a) Fr. Lutichius</hi></hi><hi rendition="#aq">de risu. Basil</hi>. 1738. 4.</p>
          <p rendition="#indent-2"><hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">b) Ioh. Frid. Schreiber</hi></hi><hi rendition="#aq">de fletu. L. B</hi>. 1728. 4.</p>
          <p rendition="#indent-2"><hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">c) Dav. C. Imm. Berdot</hi></hi><hi rendition="#aq">de suspirio. Basil</hi> 1736. 4.</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[100/0120] Das Weinen fängt mit einer starken Ein- athmung an, auf welche kleine Ein- und Ausath- mungen wechselweise folgen b). Das Seufzen entsteht durch ein langsames, anhaltendes Einnehmen, und langsames Ausath- men; und ist zuweilen mit Aechzen (gemitus) verbunden c). Der Husten entsteht, wenn abwechselnde starke Einathmungen auf starke Ausathmungen schnell, und mit einem Schall erfolgen d). Das Nießen besteht in einem einzigen kur- zen sehr starken Ein- und einem sehr heftigen Ausathmen e). Das Schluchzen hingegen ist ein schallend, starkes, und gleichsam convulsivisches Einath- men f). Aber auch das Gähnen gehört hieher, das in einer langsamen, und langen Einathmung be- stehet, mit einer darauf folgenden, nicht minder langsamen Ausathmung, woben zugleich die Kiefern von einander sich entfernen, und die Luft durch den offenstehenden Mund in die Eustachische Röhre eindringen kann. Das Gähnen hat noch das Besondere, daß es die Umstehenden so leicht zur Nachahmung reitzt; wovon die Ursache wahr- scheinlich in der Erinnerung der angenehmen Em- pfindung, die uns das Gähnen verschaft, herzu- leiten ist g). a) Fr. Lutichius de risu. Basil. 1738. 4. b) Ioh. Frid. Schreiber de fletu. L. B. 1728. 4. c) Dav. C. Imm. Berdot de suspirio. Basil 1736. 4.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Editura GmbH & Co.KG, Berlin: Volltexterstellung und Basis-TEI-Auszeichung
Johann Friedrich Blumenbach – online: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-08-26T09:00:15Z)
Frank Wiegand: Konvertierung nach DTA-Basisformat (2013-08-26T09:00:15Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Nicht erfasst: Bogensignaturen und Kustoden, Kolumnentitel.
  • Auf Titelblättern wurde auf die Auszeichnung der Schriftgrößenunterschiede zugunsten der Identifizierung von <titlePart>s verzichtet.
  • Keine Auszeichnung der Initialbuchstaben am Kapitelanfang.
  • Langes ſ: als s transkribiert.
  • Hochgestellte e über Vokalen: in moderner Schreibweise erfasst.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_physiologie_1789
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_physiologie_1789/120
Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Anfangsgründe der Physiologie. (Übers. Joseph Eyerel). Wien, 1789, S. 100. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_physiologie_1789/120>, abgerufen am 26.11.2024.