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Blumenbach, Johann Friedrich: Zwo Abhandlungen über die Nutritionskraft. St. Petersburg, 1789.

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Und nun da ich jetzt das übersehe was ich darüber aus Erfahrung
und Nachdenken aufgezeichnet habe, so dünkt es mich wenigstens der Mühe werth
eine Abschrift davon der Kaiserlichen Akademie vorzulegen; zumahl da diese in
der Preisfrage selbst sowohl als in der gedachten Anzeige erklärt daß sie auch
solche Schriften annehmen werde, die nur einiges neues und fruchtbares Licht
über die Frage verbreiten.

Die Kürze dieser Blätter ist wohl das geringste, was ich dabey zu
entschuldigen habe. Es wäre vielleicht nicht jenseits meiner Kräfte gewesen, sie
zu einer weit voluminosern Abhandlung auszuspinnen, und mancherley Schulge-
lehrsamkeit, Citationsprunk etc. auch wohl etwas mehr Phraseologie dabey anzu-
bringen. Allein ich würde sicher der Deutlichkeit und Klarheit der Hauptsache
dadurch Schaden gethan haben; so daß ich glaube, es sey auch hier am besten
dem Neoptolemus beym Cicero zu folgen, und paucis philosophori. -

Doch zur Sache:

Voran nur erst ein paar Prämißen, die ich wegen des Bezugs den
das folgende auf sie hat, vorausschicken muß.

Die erste ist die, daß man wohl ohne Widerrede als völlig ausgemacht
annehmen wird, daß aus den rothen Arterien, die das Blut der rothblütigen
Thiere vom Herzen ab durch den Körper verbreiten, unzählige feinere und daher
Farbenlose Gefäße entspringen, die im natürlichen Zustande kein wahres rothes
Blut durchzulaßen im stande sind.

Daß ich hier nicht von den Boerhaavischen vasis secundi und tertii
ordinis
rede, die der große Mann zu Gunsten der eingebildeten Leeuwenhoeki-
schen gelben und weißen Küchelgen annahm, aus welchen der rothe cruor zu-
sammen gesetzt seyn sollte, brauche ich heutiges tages nicht erst zu erinnern; son-
dern ich meyne sowohl die neuerlich erst noch vom Herrn Bleuland in einem
eignen Werke behandelten kleiner arteriolas serosas die bey glücklichen Injectionen
durch die rothen Arterien, in Theilen sichtbar werden; wo man sie sonst nicht er-
wartet hätte: (dergleichen ich zum Beweiß in der Hornhaut des Auges gesehen,)
als auch die eigentlichen abscheidenden Gefäsgen, wodurch die specifiken Säfte
aus der Blutmaße als aus dem allgemeiner. Magazin aller unsrer Säfte secer-
nirt werden. Diese letzteren mögen nun entweder unmittelbar aus den rothen
Arterien entspringen, wie es mir allerdings bey den Harnröhrgen in der soge-
nannten Rinden - Substanz der Nieren augenscheinlich dünkt: oder sie mögen
auch, wie nun jetzt Herr Monro glaubt, erst mittelbar von jenen arteriolis serosis
abstammen.

Und nun da ich jetzt das übersehe was ich darüber aus Erfahrung
und Nachdenken aufgezeichnet habe, so dünkt es mich wenigstens der Mühe werth
eine Abschrift davon der Kaiserlichen Akademie vorzulegen; zumahl da diese in
der Preisfrage selbst sowohl als in der gedachten Anzeige erklärt daß sie auch
solche Schriften annehmen werde, die nur einiges neues und fruchtbares Licht
über die Frage verbreiten.

Die Kürze dieser Blätter ist wohl das geringste, was ich dabey zu
entschuldigen habe. Es wäre vielleicht nicht jenseits meiner Kräfte gewesen, sie
zu einer weit voluminosern Abhandlung auszuspinnen, und mancherley Schulge-
lehrsamkeit, Citationsprunk ꝛc. auch wohl etwas mehr Phraseologie dabey anzu-
bringen. Allein ich würde sicher der Deutlichkeit und Klarheit der Hauptsache
dadurch Schaden gethan haben; so daß ich glaube, es sey auch hier am besten
dem Neoptolemus beym Cicero zu folgen, und paucis philosophori. –

Doch zur Sache:

Voran nur erst ein paar Prämißen, die ich wegen des Bezugs den
das folgende auf sie hat, vorausschicken muß.

Die erste ist die, daß man wohl ohne Widerrede als völlig ausgemacht
annehmen wird, daß aus den rothen Arterien, die das Blut der rothblütigen
Thiere vom Herzen ab durch den Körper verbreiten, unzählige feinere und daher
Farbenlose Gefäße entspringen, die im natürlichen Zustande kein wahres rothes
Blut durchzulaßen im stande sind.

Daß ich hier nicht von den Boerhaavischen vasis secundi und tertii
ordinis
rede, die der große Mann zu Gunsten der eingebildeten Leeuwenhoeki-
schen gelben und weißen Küchelgen annahm, aus welchen der rothe cruor zu-
sammen gesetzt seyn sollte, brauche ich heutiges tages nicht erst zu erinnern; son-
dern ich meyne sowohl die neuerlich erst noch vom Herrn Bleuland in einem
eignen Werke behandelten kleiner arteriolas serosas die bey glücklichen Injectionen
durch die rothen Arterien, in Theilen sichtbar werden; wo man sie sonst nicht er-
wartet hätte: (dergleichen ich zum Beweiß in der Hornhaut des Auges gesehen,)
als auch die eigentlichen abscheidenden Gefäsgen, wodurch die specifiken Säfte
aus der Blutmaße als aus dem allgemeiner. Magazin aller unsrer Säfte secer-
nirt werden. Diese letzteren mögen nun entweder unmittelbar aus den rothen
Arterien entspringen, wie es mir allerdings bey den Harnröhrgen in der soge-
nannten Rinden – Substanz der Nieren augenscheinlich dünkt: oder sie mögen
auch, wie nun jetzt Herr Monro glaubt, erst mittelbar von jenen arteriolis serosis
abstammen.

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Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Zwo Abhandlungen über die Nutritionskraft. St. Petersburg, 1789, S. 8. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_nutritionskraft_1789/12>, abgerufen am 27.11.2024.