Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 12. Aufl. Wien, 1832.

Bild:
<< vorherige Seite
a) Ungeschwänzte.

1. Satyrus. der Orang utan, Pongo*). S. rufa,
pilis longis raris, capite globoso, fronte tumida,
auriculis minoribus.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 12 und 52.

Wie es scheint bloß auf Borneo und Sumatra, und auch
da in geringer Anzahl**); läßt sich, wenn er ganz jung ein-
gefangen worden, so wie der Schimpansee und andere Affen
auch, zu allerhand künstlichen Handlungen abrichten, die man
aber von seinem natürlichen Betragen genau unterscheiden muß.

Ist, wie Camper aus der Zergliederung eines solchen Thiers
gezeigt, weder einer menschlichen Rede, noch eines natürlichen
aufrechten Ganges fähig.

2. Troglodytes. der Schimpansee, Barris. S. ni-
gra, macrocephala, torosa, auriculis magnis.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 11.

Im Innern von Angola, Congo etc. und tiefer landein-
wärts; ungefähr von der Größe eines dreyjährigen Buben.

3. Lar. der Gibbon, Golok, Wouwou. (Linne's
Homo lar.). S. brachiis longissimis, talos attin-
gentibus.

Schreber tab. 3.

Auf beiden indischen Halbinseln, auch auf den Molucken;
hat ein rundliches, ziemlich menschenähnliches Gesicht, aber
ganz auffallend lange Arme und ist von schwärzlicher Farbe.

*) Daß der Orang utan und der Pongo nur dem Alter nach,
aber nicht specifisch von einander verschieden sind, davon habe ich mich
außer den frühern bekannten Gründen jetzt namentlich durch Rudol-
phi's
anatomische Untersuchungen über den Zahnwechsel des ersteren
(in den Abhandl. der Berliner Acad. der Wissensch. von 1824),
und durch des Dr. Besel in Batavia treffliche Handzeichnungen
von Schedeln des Pongo aus verschiedenem Alter; besonders aber
durch briefliche Mittheilungen des durch seinen sechsjährigen Aufenthalt
im holländischen Ost-Indien daselbst wie einheimisch gewesenen Prof.
Reinwardt zu Leyden überzeugt. Da aber alle Beschreibungen dieses Wunderthieres meines Wis-
sens nur nach unerwachsenen Orang utans verfertigt waren, so habe
ich auch darnach (- in Vergleichung mit einem vortrefflichen Exem-
plar in Spiritus, das ich einem werthen vormahligen Zuhörer, Hrn.
Dr. E. A. Fritze in Batavia verdanke -) die obige specifische
Charakteristik beibehalten müssen.
**) Folglich eine sehr kleine Species von Säugethieren; so
wie hingegen das Menschengeschlecht, von circ. tausend Millionen
Köpfen, wohl die größte.
a) Ungeschwänzte.

1. Satyrus. der Orang utan, Pongo*). S. rufa,
pilis longis raris, capite globoso, fronte tumida,
auriculis minoribus.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 12 und 52.

Wie es scheint bloß auf Borneo und Sumatra, und auch
da in geringer Anzahl**); läßt sich, wenn er ganz jung ein-
gefangen worden, so wie der Schimpansee und andere Affen
auch, zu allerhand künstlichen Handlungen abrichten, die man
aber von seinem natürlichen Betragen genau unterscheiden muß.

Ist, wie Camper aus der Zergliederung eines solchen Thiers
gezeigt, weder einer menschlichen Rede, noch eines natürlichen
aufrechten Ganges fähig.

2. Troglodytes. der Schimpansee, Barris. S. ni-
gra, macrocephala, torosa, auriculis magnis.

Abbild. n. h. Gegenst. tab. 11.

Im Innern von Angola, Congo ꝛc. und tiefer landein-
wärts; ungefähr von der Größe eines dreyjährigen Buben.

3. Lar. der Gibbon, Golok, Wouwou. (Linné's
Homo lar.). S. brachiis longissimis, talos attin-
gentibus.

Schreber tab. 3.

Auf beiden indischen Halbinseln, auch auf den Molucken;
hat ein rundliches, ziemlich menschenähnliches Gesicht, aber
ganz auffallend lange Arme und ist von schwärzlicher Farbe.

*) Daß der Orang utan und der Pongo nur dem Alter nach,
aber nicht specifisch von einander verschieden sind, davon habe ich mich
außer den frühern bekannten Gründen jetzt namentlich durch Rudol-
phi's
anatomische Untersuchungen über den Zahnwechsel des ersteren
(in den Abhandl. der Berliner Acad. der Wissensch. von 1824),
und durch des Dr. Besel in Batavia treffliche Handzeichnungen
von Schedeln des Pongo aus verschiedenem Alter; besonders aber
durch briefliche Mittheilungen des durch seinen sechsjährigen Aufenthalt
im holländischen Ost-Indien daselbst wie einheimisch gewesenen Prof.
Reinwardt zu Leyden überzeugt. Da aber alle Beschreibungen dieses Wunderthieres meines Wis-
sens nur nach unerwachsenen Orang utans verfertigt waren, so habe
ich auch darnach (– in Vergleichung mit einem vortrefflichen Exem-
plar in Spiritus, das ich einem werthen vormahligen Zuhörer, Hrn.
Dr. E. A. Fritze in Batavia verdanke –) die obige specifische
Charakteristik beibehalten müssen.
**) Folglich eine sehr kleine Species von Säugethieren; so
wie hingegen das Menschengeschlecht, von circ. tausend Millionen
Köpfen, wohl die größte.
<TEI xml:lang="de-DE">
  <text xmlns:xsi="http://www.w3.org/2001/XMLSchema-instance" xml:id="blume_hbnatur_000042">
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <pb facs="#f0054" xml:id="pb044_0001" n="44"/>
              <head rendition="#c"><hi rendition="#aq">a</hi>) Ungeschwänzte.</head><lb/>
              <p rendition="#indent-2">1. <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">Satyrus.</hi></hi> <hi rendition="#g">der Orang utan, Pongo</hi><note anchored="true" place="foot" n="*)"><p>Daß der Orang utan und der Pongo nur dem Alter nach,<lb/>
aber nicht specifisch von einander verschieden sind, davon habe ich mich<lb/>
außer den frühern bekannten Gründen jetzt namentlich durch <hi rendition="#g">Rudol-<lb/>
phi's</hi> anatomische Untersuchungen über den Zahnwechsel des ersteren<lb/>
(in den Abhandl. der Berliner Acad. der Wissensch. von 1824),<lb/>
und durch des <hi rendition="#aq">Dr</hi>. <hi rendition="#g">Besel</hi> in Batavia treffliche Handzeichnungen<lb/>
von Schedeln des Pongo aus verschiedenem Alter; besonders aber<lb/>
durch briefliche Mittheilungen des durch seinen sechsjährigen Aufenthalt<lb/>
im holländischen Ost-Indien daselbst wie einheimisch gewesenen Prof.<lb/><hi rendition="#g">Reinwardt</hi> zu Leyden überzeugt.</p><p>Da aber alle Beschreibungen dieses Wunderthieres meines Wis-<lb/>
sens nur nach unerwachsenen Orang utans verfertigt waren, so habe<lb/>
ich auch darnach (&#x2013; in Vergleichung mit einem vortrefflichen Exem-<lb/>
plar in Spiritus, das ich einem werthen vormahligen Zuhörer, Hrn.<lb/><hi rendition="#aq">Dr</hi>. E. A. <hi rendition="#g">Fritze</hi> in Batavia verdanke &#x2013;) die obige specifische<lb/>
Charakteristik beibehalten müssen.</p></note>. <hi rendition="#aq">S. rufa,<lb/>
pilis longis raris, capite globoso, fronte tumida,<lb/>
auriculis minoribus.</hi></p>
              <p rendition="#l2em"><hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">Abbild. n. h. Gegenst.</hi></hi><hi rendition="#aq">tab</hi>. 12 und 52.</p>
              <p rendition="#l1em">Wie es scheint bloß auf Borneo und Sumatra, und auch<lb/>
da in geringer Anzahl<note anchored="true" place="foot" n="**)"><p>Folglich eine sehr <hi rendition="#g">kleine</hi> <hi rendition="#aq">Species</hi> von Säugethieren; so<lb/>
wie hingegen das Menschengeschlecht, von <hi rendition="#aq">circ</hi>. tausend Millionen<lb/>
Köpfen, wohl die größte.</p></note>; läßt sich, wenn er ganz jung ein-<lb/>
gefangen worden, so wie der Schimpansee und andere Affen<lb/>
auch, zu allerhand künstlichen Handlungen abrichten, die man<lb/>
aber von seinem natürlichen Betragen genau unterscheiden muß.</p>
              <p rendition="#l1em">Ist, wie Camper aus der Zergliederung eines solchen Thiers<lb/>
gezeigt, weder einer menschlichen Rede, noch eines natürlichen<lb/>
aufrechten Ganges fähig.</p>
              <p rendition="#indent-2">2. <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">Troglodytes</hi></hi>. <hi rendition="#g">der Schimpansee, Barris</hi>. <hi rendition="#aq">S. ni-<lb/>
gra, macrocephala, torosa, auriculis magnis.</hi></p>
              <p rendition="#l2em"><hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">Abbild. n. h. Gegenst.</hi></hi><hi rendition="#aq">tab.</hi> 11.</p>
              <p rendition="#l1em">Im Innern von Angola, Congo &#xA75B;c. und tiefer landein-<lb/>
wärts; ungefähr von der Größe eines dreyjährigen Buben.</p>
              <p rendition="#indent-2">3. <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">Lar.</hi></hi> <hi rendition="#g">der Gibbon, Golok, Wouwou</hi>. (<hi rendition="#g">Linné's</hi><lb/><hi rendition="#aq">Homo</hi> <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">lar.</hi></hi>). <hi rendition="#aq">S. brachiis longissimis, talos attin-<lb/>
gentibus.</hi></p>
              <p rendition="#l2em"><hi rendition="#g">Schreber</hi><hi rendition="#aq">tab.</hi> 3.</p>
              <p rendition="#l1em">Auf beiden indischen Halbinseln, auch auf den Molucken;<lb/>
hat ein rundliches, ziemlich menschenähnliches Gesicht, aber<lb/>
ganz auffallend lange Arme und ist von schwärzlicher Farbe.</p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[44/0054] a) Ungeschwänzte. 1. Satyrus. der Orang utan, Pongo *). S. rufa, pilis longis raris, capite globoso, fronte tumida, auriculis minoribus. Abbild. n. h. Gegenst. tab. 12 und 52. Wie es scheint bloß auf Borneo und Sumatra, und auch da in geringer Anzahl **); läßt sich, wenn er ganz jung ein- gefangen worden, so wie der Schimpansee und andere Affen auch, zu allerhand künstlichen Handlungen abrichten, die man aber von seinem natürlichen Betragen genau unterscheiden muß. Ist, wie Camper aus der Zergliederung eines solchen Thiers gezeigt, weder einer menschlichen Rede, noch eines natürlichen aufrechten Ganges fähig. 2. Troglodytes. der Schimpansee, Barris. S. ni- gra, macrocephala, torosa, auriculis magnis. Abbild. n. h. Gegenst. tab. 11. Im Innern von Angola, Congo ꝛc. und tiefer landein- wärts; ungefähr von der Größe eines dreyjährigen Buben. 3. Lar. der Gibbon, Golok, Wouwou. (Linné's Homo lar.). S. brachiis longissimis, talos attin- gentibus. Schreber tab. 3. Auf beiden indischen Halbinseln, auch auf den Molucken; hat ein rundliches, ziemlich menschenähnliches Gesicht, aber ganz auffallend lange Arme und ist von schwärzlicher Farbe. *) Daß der Orang utan und der Pongo nur dem Alter nach, aber nicht specifisch von einander verschieden sind, davon habe ich mich außer den frühern bekannten Gründen jetzt namentlich durch Rudol- phi's anatomische Untersuchungen über den Zahnwechsel des ersteren (in den Abhandl. der Berliner Acad. der Wissensch. von 1824), und durch des Dr. Besel in Batavia treffliche Handzeichnungen von Schedeln des Pongo aus verschiedenem Alter; besonders aber durch briefliche Mittheilungen des durch seinen sechsjährigen Aufenthalt im holländischen Ost-Indien daselbst wie einheimisch gewesenen Prof. Reinwardt zu Leyden überzeugt. Da aber alle Beschreibungen dieses Wunderthieres meines Wis- sens nur nach unerwachsenen Orang utans verfertigt waren, so habe ich auch darnach (– in Vergleichung mit einem vortrefflichen Exem- plar in Spiritus, das ich einem werthen vormahligen Zuhörer, Hrn. Dr. E. A. Fritze in Batavia verdanke –) die obige specifische Charakteristik beibehalten müssen. **) Folglich eine sehr kleine Species von Säugethieren; so wie hingegen das Menschengeschlecht, von circ. tausend Millionen Köpfen, wohl die größte.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Editura GmbH & Co.KG, Berlin: Volltexterstellung und Basis-TEI-Auszeichung
Johann Friedrich Blumenbach – online: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-08-26T09:00:15Z)
Frank Wiegand: Konvertierung nach DTA-Basisformat (2013-08-26T09:00:15Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Nicht erfasst: Bogensignaturen und Kustoden, Kolumnentitel.
  • Auf Titelblättern wurde auf die Auszeichnung der Schriftgrößenunterschiede zugunsten der Identifizierung von <titlePart>s verzichtet.
  • Keine Auszeichnung der Initialbuchstaben am Kapitelanfang.
  • Langes ſ: als s transkribiert.
  • Hochgestellte e über Vokalen: in moderner Schreibweise erfasst.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1832
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1832/54
Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 12. Aufl. Wien, 1832, S. 44. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1832/54>, abgerufen am 24.11.2024.