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Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 12. Aufl. Wien, 1832.

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chen Gegenden kleine Flußschnecken; in andern calcinirte
See-Conchylien (s. oben S. 358.) etc. Bildet hin und wie-
der große Lager von niederem aufgeschwemmtem Lande; in
welchem, sich häufig die Reste der fossilen Elephanten, Rhi-
nocere, u. a. tropischen Landthiere finden, die nun in unsern
Zonen in so großer Menge ausgegraben werden.

3) Mergelstein, Hammerkalk etc.

Dicht, und zwar theils derb, theils schieferig; zumal
letzterer oft dendritisch; auch in mancherlei besonderer Ge-
stalt, als Mergelnüsse, so genannte Ingwersteine etc. hat
erdigen Bruch. Uebergang in dichten Kalkstein.

Besonderer Erwähnung verdient der bei Jena brechende,
durch Reiben phosphorscirende Sandmergel-
stein
*): und der wegen seiner eignen Gestaltung aller-
dings merkwürdige Ludus Helmontii (Fr. Des de
van-Helmont, Engl. waxen-vein), der sich nur
in wenigen Gegenden, wie z. B. um Antwerpen und im
Fränkischen findet, und aus Würfeln eines leberbraunen
Mergelsteins besteht, die durch Scheidewände von grauem
dichten Kalksinter von einander abgesondert sind, und im
Ganzen theils kopfgroße, etwas plattgedruckte kugelichte Mas-
sen bilden.

11. Bituminoser Mergelschiefer.

Mehr oder weniger mit Erdharz durchdrungen; meist
graulichschwarz; undurchsichtig; schimmernd; schieferig;
häufig mit Abdrücken von Süßwasserfischen (so die Riegels-
dorfer, Eisleber etc.) auch theils mit Kräuterabdrücken, die
aber ganz von denen auf dem Schieferthon verschieden sind;
selten enthält er hingegen unbekannte Seegeschöpfe, wie z. B.
der bei Boll in Schwaben die colossale Medusen-Palme. Oft
ist er stark kupferhaltig, da er dann Kupferschiefer
heißt (Fr. ardoise cuivreuse, Engl. slaty copperore);
und theils ansehnliche Flöze bildet, die einen wichtigen Ge-
genstand des Bergbaues ausmachen.

12. Stinkstein, Saustein, Lucullan. Lapis suillus.
(Fr. pierre puante.)

Meist grau; einerseits ins Gelbliche, anderseits ins Schwar-
ze; meist undurchsichtig, sehr selten durchscheinend; meist er-
diger, theils splitteriger Bruch; theils marmorartig, polir-

*) s. Voigt's neues Magaz. I. B. 1. St. S. 113 u. f.

chen Gegenden kleine Flußschnecken; in andern calcinirte
See-Conchylien (s. oben S. 358.) ꝛc. Bildet hin und wie-
der große Lager von niederem aufgeschwemmtem Lande; in
welchem, sich häufig die Reste der fossilen Elephanten, Rhi-
nocere, u. a. tropischen Landthiere finden, die nun in unsern
Zonen in so großer Menge ausgegraben werden.

3) Mergelstein, Hammerkalk ꝛc.

Dicht, und zwar theils derb, theils schieferig; zumal
letzterer oft dendritisch; auch in mancherlei besonderer Ge-
stalt, als Mergelnüsse, so genannte Ingwersteine ꝛc. hat
erdigen Bruch. Uebergang in dichten Kalkstein.

Besonderer Erwähnung verdient der bei Jena brechende,
durch Reiben phosphorscirende Sandmergel-
stein
*): und der wegen seiner eignen Gestaltung aller-
dings merkwürdige Ludus Helmontii (Fr. Dés de
van-Helmont, Engl. waxen-vein), der sich nur
in wenigen Gegenden, wie z. B. um Antwerpen und im
Fränkischen findet, und aus Würfeln eines leberbraunen
Mergelsteins besteht, die durch Scheidewände von grauem
dichten Kalksinter von einander abgesondert sind, und im
Ganzen theils kopfgroße, etwas plattgedruckte kugelichte Mas-
sen bilden.

11. Bituminoser Mergelschiefer.

Mehr oder weniger mit Erdharz durchdrungen; meist
graulichschwarz; undurchsichtig; schimmernd; schieferig;
häufig mit Abdrücken von Süßwasserfischen (so die Riegels-
dorfer, Eisleber ꝛc.) auch theils mit Kräuterabdrücken, die
aber ganz von denen auf dem Schieferthon verschieden sind;
selten enthält er hingegen unbekannte Seegeschöpfe, wie z. B.
der bei Boll in Schwaben die colossale Medusen-Palme. Oft
ist er stark kupferhaltig, da er dann Kupferschiefer
heißt (Fr. ardoise cuivreuse, Engl. slaty copperore);
und theils ansehnliche Flöze bildet, die einen wichtigen Ge-
genstand des Bergbaues ausmachen.

12. Stinkstein, Saustein, Lucullan. Lapis suillus.
(Fr. pierre puante.)

Meist grau; einerseits ins Gelbliche, anderseits ins Schwar-
ze; meist undurchsichtig, sehr selten durchscheinend; meist er-
diger, theils splitteriger Bruch; theils marmorartig, polir-

*) s. Voigt's neues Magaz. I. B. 1. St. S. 113 u. f.
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[417/0427] chen Gegenden kleine Flußschnecken; in andern calcinirte See-Conchylien (s. oben S. 358.) ꝛc. Bildet hin und wie- der große Lager von niederem aufgeschwemmtem Lande; in welchem, sich häufig die Reste der fossilen Elephanten, Rhi- nocere, u. a. tropischen Landthiere finden, die nun in unsern Zonen in so großer Menge ausgegraben werden. 3) Mergelstein, Hammerkalk ꝛc. Dicht, und zwar theils derb, theils schieferig; zumal letzterer oft dendritisch; auch in mancherlei besonderer Ge- stalt, als Mergelnüsse, so genannte Ingwersteine ꝛc. hat erdigen Bruch. Uebergang in dichten Kalkstein. Besonderer Erwähnung verdient der bei Jena brechende, durch Reiben phosphorscirende Sandmergel- stein *): und der wegen seiner eignen Gestaltung aller- dings merkwürdige Ludus Helmontii (Fr. Dés de van-Helmont, Engl. waxen-vein), der sich nur in wenigen Gegenden, wie z. B. um Antwerpen und im Fränkischen findet, und aus Würfeln eines leberbraunen Mergelsteins besteht, die durch Scheidewände von grauem dichten Kalksinter von einander abgesondert sind, und im Ganzen theils kopfgroße, etwas plattgedruckte kugelichte Mas- sen bilden. 11. Bituminoser Mergelschiefer. Mehr oder weniger mit Erdharz durchdrungen; meist graulichschwarz; undurchsichtig; schimmernd; schieferig; häufig mit Abdrücken von Süßwasserfischen (so die Riegels- dorfer, Eisleber ꝛc.) auch theils mit Kräuterabdrücken, die aber ganz von denen auf dem Schieferthon verschieden sind; selten enthält er hingegen unbekannte Seegeschöpfe, wie z. B. der bei Boll in Schwaben die colossale Medusen-Palme. Oft ist er stark kupferhaltig, da er dann Kupferschiefer heißt (Fr. ardoise cuivreuse, Engl. slaty copperore); und theils ansehnliche Flöze bildet, die einen wichtigen Ge- genstand des Bergbaues ausmachen. 12. Stinkstein, Saustein, Lucullan. Lapis suillus. (Fr. pierre puante.) Meist grau; einerseits ins Gelbliche, anderseits ins Schwar- ze; meist undurchsichtig, sehr selten durchscheinend; meist er- diger, theils splitteriger Bruch; theils marmorartig, polir- *) s. Voigt's neues Magaz. I. B. 1. St. S. 113 u. f.

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  • Auf Titelblättern wurde auf die Auszeichnung der Schriftgrößenunterschiede zugunsten der Identifizierung von <titlePart>s verzichtet.
  • Keine Auszeichnung der Initialbuchstaben am Kapitelanfang.
  • Langes ſ: als s transkribiert.
  • Hochgestellte e über Vokalen: in moderner Schreibweise erfasst.



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Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 12. Aufl. Wien, 1832, S. 417. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1832/427>, abgerufen am 22.11.2024.