bei jenen der Stamm fortlebt und den Augen Nahrung gibt; bei diesen hingegen das Uebrige der alten Pflanze bis auf Wur- zel und Zwiebel im Herbste abstirbt. Eine Fortpflanzungsweise mit welcher hinwiederum die der Knollengewächse (Kartoffeln etc.) manche Aehnlichkeit zeigt.
§. 189.
Weit allgemeiner aber, als alle diese Fortpflanzungswege und beinahe im ganzen Pflanzenreiche verbreitet, ist endlich die dritte Art (§. 185.) mittelst der Blüthe, die darnach zum Theil zur Frucht, oder auf andere Weise zu Samen reift. Die- se nämlich, sie mag übrigens gestaltet seyn wie sie will, sie mag einzeln stehen, oder mehrere zusammen in einer Traube oder Aehre oder Kätzchen etc. verbunden seyn, enthält in ihrer Mitte auf dem so genannten Fruchtboden (receptaculum), ver- schiedene ausgezeichnet gebildete Theile, von welchen einige männ- lich, andere weiblich sind; und diese müssen, wenn die Zeit der Fortpflanzung herbei gekommen ist, von jenen befruchtet werden. In Rücksicht ihrer Bestimmung und Verrichtung ha- ben also diese vegetabilischen Organe viele Aehnlichkeit mit den Zeugungswerkzeugen der Thiere. Doch unterscheiden sie sich schon dagegen sehr auffallend, daß sie den Gewächsen nicht so wie den Thieren angeboren und lebenslang bleibend sind, sondern daß sich zu jeder neuen Zeugung auch jedes Mahl neue Werkzeuge bilden müssen.
Anm. Was oben (§. 136.) gesagt worden, daß man das Leben vieler Insecten durch verzögerte Paarung verlängern könne, fin- det gewisser Maßen auch bei den Blüthen vieler Gewächse Statt. Die Geschlechtstheile im weiblichen Hanf z. B. halten sich lange, wenn sie nur von keinem Blumenstaube des männlichen befruch- tet werden. Sobald dies geschehen, welken sie dahin.
§. 190.
Die weiblichen Theile liegen meist in der Mitte; wer- den der Staubweg (pistillum) genannt, und bestehen aus dem Fruchtknoten (germen), dem Griffel (stylus), und der Narbe (stigma). Der Fruchtknoten sitzt entweder mit den übrigen Theilen innerhalb der Blumenblätter (germen superum), oder wie bei der Rose, bei den Aepfeln etc. unten außerhalb derselben (germen inferum): und enthält immer die Samenkörner der Pflanze, daher man diesen Behäl- ter gewisser Maßen mit dem Eierstock der Thiere vergleichen kann. Der hohle Griffel sitzt auf diesem Samenbehälter, und die Narbe endlich zu oberst auf dem Griffel, so daß sie durch den Griffel mit dem Fruchtknoten verbunden ist, und alle drey eine gemeinschaftliche Höhlung ausmachen.
bei jenen der Stamm fortlebt und den Augen Nahrung gibt; bei diesen hingegen das Uebrige der alten Pflanze bis auf Wur- zel und Zwiebel im Herbste abstirbt. Eine Fortpflanzungsweise mit welcher hinwiederum die der Knollengewächse (Kartoffeln ꝛc.) manche Aehnlichkeit zeigt.
§. 189.
Weit allgemeiner aber, als alle diese Fortpflanzungswege und beinahe im ganzen Pflanzenreiche verbreitet, ist endlich die dritte Art (§. 185.) mittelst der Blüthe, die darnach zum Theil zur Frucht, oder auf andere Weise zu Samen reift. Die- se nämlich, sie mag übrigens gestaltet seyn wie sie will, sie mag einzeln stehen, oder mehrere zusammen in einer Traube oder Aehre oder Kätzchen ꝛc. verbunden seyn, enthält in ihrer Mitte auf dem so genannten Fruchtboden (receptaculum), ver- schiedene ausgezeichnet gebildete Theile, von welchen einige männ- lich, andere weiblich sind; und diese müssen, wenn die Zeit der Fortpflanzung herbei gekommen ist, von jenen befruchtet werden. In Rücksicht ihrer Bestimmung und Verrichtung ha- ben also diese vegetabilischen Organe viele Aehnlichkeit mit den Zeugungswerkzeugen der Thiere. Doch unterscheiden sie sich schon dagegen sehr auffallend, daß sie den Gewächsen nicht so wie den Thieren angeboren und lebenslang bleibend sind, sondern daß sich zu jeder neuen Zeugung auch jedes Mahl neue Werkzeuge bilden müssen.
Anm. Was oben (§. 136.) gesagt worden, daß man das Leben vieler Insecten durch verzögerte Paarung verlängern könne, fin- det gewisser Maßen auch bei den Blüthen vieler Gewächse Statt. Die Geschlechtstheile im weiblichen Hanf z. B. halten sich lange, wenn sie nur von keinem Blumenstaube des männlichen befruch- tet werden. Sobald dies geschehen, welken sie dahin.
§. 190.
Die weiblichen Theile liegen meist in der Mitte; wer- den der Staubweg (pistillum) genannt, und bestehen aus dem Fruchtknoten (germen), dem Griffel (stylus), und der Narbe (stigma). Der Fruchtknoten sitzt entweder mit den übrigen Theilen innerhalb der Blumenblätter (germen superum), oder wie bei der Rose, bei den Aepfeln ꝛc. unten außerhalb derselben (germen inferum): und enthält immer die Samenkörner der Pflanze, daher man diesen Behäl- ter gewisser Maßen mit dem Eierstock der Thiere vergleichen kann. Der hohle Griffel sitzt auf diesem Samenbehälter, und die Narbe endlich zu oberst auf dem Griffel, so daß sie durch den Griffel mit dem Fruchtknoten verbunden ist, und alle drey eine gemeinschaftliche Höhlung ausmachen.
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bei diesen hingegen das Uebrige der alten Pflanze bis auf Wur-
zel und Zwiebel im Herbste abstirbt. Eine Fortpflanzungsweise
mit welcher hinwiederum die der Knollengewächse (Kartoffeln
ꝛc.) manche Aehnlichkeit zeigt.
§. 189.
Weit allgemeiner aber, als alle diese Fortpflanzungswege
und beinahe im ganzen Pflanzenreiche verbreitet, ist endlich die
dritte Art (§. 185.) mittelst der Blüthe, die darnach zum
Theil zur Frucht, oder auf andere Weise zu Samen reift. Die-
se nämlich, sie mag übrigens gestaltet seyn wie sie will, sie mag
einzeln stehen, oder mehrere zusammen in einer Traube oder
Aehre oder Kätzchen ꝛc. verbunden seyn, enthält in ihrer Mitte
auf dem so genannten Fruchtboden (receptaculum), ver-
schiedene ausgezeichnet gebildete Theile, von welchen einige männ-
lich, andere weiblich sind; und diese müssen, wenn die Zeit
der Fortpflanzung herbei gekommen ist, von jenen befruchtet
werden. In Rücksicht ihrer Bestimmung und Verrichtung ha-
ben also diese vegetabilischen Organe viele Aehnlichkeit mit den
Zeugungswerkzeugen der Thiere. Doch unterscheiden sie sich schon
dagegen sehr auffallend, daß sie den Gewächsen nicht so wie den
Thieren angeboren und lebenslang bleibend sind, sondern daß
sich zu jeder neuen Zeugung auch jedes Mahl neue Werkzeuge
bilden müssen.
Anm. Was oben (§. 136.) gesagt worden, daß man das Leben
vieler Insecten durch verzögerte Paarung verlängern könne, fin-
det gewisser Maßen auch bei den Blüthen vieler Gewächse Statt.
Die Geschlechtstheile im weiblichen Hanf z. B. halten sich lange,
wenn sie nur von keinem Blumenstaube des männlichen befruch-
tet werden. Sobald dies geschehen, welken sie dahin.
§. 190.
Die weiblichen Theile liegen meist in der Mitte; wer-
den der Staubweg (pistillum) genannt, und bestehen aus
dem Fruchtknoten (germen), dem Griffel (stylus),
und der Narbe (stigma). Der Fruchtknoten sitzt entweder
mit den übrigen Theilen innerhalb der Blumenblätter (germen
superum), oder wie bei der Rose, bei den Aepfeln ꝛc. unten
außerhalb derselben (germen inferum): und enthält immer
die Samenkörner der Pflanze, daher man diesen Behäl-
ter gewisser Maßen mit dem Eierstock der Thiere vergleichen kann.
Der hohle Griffel sitzt auf diesem Samenbehälter, und die
Narbe endlich zu oberst auf dem Griffel, so daß sie durch den
Griffel mit dem Fruchtknoten verbunden ist, und alle drey eine
gemeinschaftliche Höhlung ausmachen.
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Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 12. Aufl. Wien, 1832, S. 343. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1832/353>, abgerufen am 23.11.2024.
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