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Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 12. Aufl. Wien, 1832.

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Bei keinen andern Thieren sehen die beiden Geschlechter
einander so auffallend ungleich, als bei den Schildläusen.
Das Männchen ähnelt einer kleinen Mücke, das Weibchen
hingegen ist ungeflügelt, und sitzt, nachdem es sich gehäutet
hat, fast unbeweglich an den Gewächsen, und könnte bei
manchen Arten eher für eine Narbe an der Pflanze, als für
ein lebendiges Thier angesehen werden. Das Männchen
schwärmt indeß im Freien umher, bis es, vom Begattungs-
trieb gereizt, ein solches einsiedlerisches Weibchen aufsucht
und befruchtet.

1. Hesperidum. C. hybernaculorum.

Sulzer's Kennz. tab. 12. fig. 81.

Das Weibchen hält sich vorzüglich an Orangenbäumen, auf
der Rückseite der Blätter, auf.

2. Adonidum. C. rusa farinacea pilosa.

Wie die vorige in den Gewächshäusern, besonders an Caf-
feebäumen etc. Man verreibt sie, wenn man die Gewächse
nach dem Begießen mit Schwefelblumen bestreut.

3. Ilicis. Kermes. C. quercus cocciferae.

Im südlichen Europa, besonders in Griechenland, in der
Provence etc. an Stechpalmen etc. Die beerenförmigen, gall-
apfelartigen Eier-Nester (Fr. le vermillon) dieser Thiere
werden mit Essig besprengt, und das Carmoisinroth daraus
verfertigt.

4. +. Polonicus. deutsche Cochenille, Johannis-
blut. C. radicis scleranthi perennis.

Frisch P. V. tab. 2.

Macht ebenfalls kermesartige Eier-Nester an den Wurzeln
des Scleranthus perennis und einiger andern Pflanzen;
zumal häufig in Polen und am Don, wo sie gesammelt, und
zur Farbe angewandt werden.

5. Cacti. der Scharlachwurm. (Fr. la cochenille.
Engl. the cochineal-fly). C. cacti coccinelliferi.

Ellis in den philos. Transact. vol. LII. P. II.

Ursprünglich in Mexico; findet sich auf mehreren Cactus-
arten, die deßhalb in großen Plantagen gepflanzt, und die
Cochenillwürmer fast wie die Seidenwürmer darauf gezogen,
und jährlich zu dreyen Malen abgelesen werden.

6. Lacca. der Gummi-Lackwurm. C. ficus indicae
et religiosae
.

Bei keinen andern Thieren sehen die beiden Geschlechter
einander so auffallend ungleich, als bei den Schildläusen.
Das Männchen ähnelt einer kleinen Mücke, das Weibchen
hingegen ist ungeflügelt, und sitzt, nachdem es sich gehäutet
hat, fast unbeweglich an den Gewächsen, und könnte bei
manchen Arten eher für eine Narbe an der Pflanze, als für
ein lebendiges Thier angesehen werden. Das Männchen
schwärmt indeß im Freien umher, bis es, vom Begattungs-
trieb gereizt, ein solches einsiedlerisches Weibchen aufsucht
und befruchtet.

1. Hesperidum. C. hybernaculorum.

Sulzer's Kennz. tab. 12. fig. 81.

Das Weibchen hält sich vorzüglich an Orangenbäumen, auf
der Rückseite der Blätter, auf.

2. Adonidum. C. rusa farinacea pilosa.

Wie die vorige in den Gewächshäusern, besonders an Caf-
feebäumen ꝛc. Man verreibt sie, wenn man die Gewächse
nach dem Begießen mit Schwefelblumen bestreut.

3. Ilicis. Kermes. C. quercus cocciferae.

Im südlichen Europa, besonders in Griechenland, in der
Provence ꝛc. an Stechpalmen ꝛc. Die beerenförmigen, gall-
apfelartigen Eier-Nester (Fr. le vermillon) dieser Thiere
werden mit Essig besprengt, und das Carmoisinroth daraus
verfertigt.

4. †. Polonicus. deutsche Cochenille, Johannis-
blut. C. radicis scleranthi perennis.

Frisch P. V. tab. 2.

Macht ebenfalls kermesartige Eier-Nester an den Wurzeln
des Scleranthus perennis und einiger andern Pflanzen;
zumal häufig in Polen und am Don, wo sie gesammelt, und
zur Farbe angewandt werden.

5. Cacti. der Scharlachwurm. (Fr. la cochenille.
Engl. the cochineal-fly). C. cacti coccinelliferi.

Ellis in den philos. Transact. vol. LII. P. II.

Ursprünglich in Mexico; findet sich auf mehreren Cactus-
arten, die deßhalb in großen Plantagen gepflanzt, und die
Cochenillwürmer fast wie die Seidenwürmer darauf gezogen,
und jährlich zu dreyen Malen abgelesen werden.

6. Lacca. der Gummi-Lackwurm. C. ficus indicae
et religiosae
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[236/0246] Bei keinen andern Thieren sehen die beiden Geschlechter einander so auffallend ungleich, als bei den Schildläusen. Das Männchen ähnelt einer kleinen Mücke, das Weibchen hingegen ist ungeflügelt, und sitzt, nachdem es sich gehäutet hat, fast unbeweglich an den Gewächsen, und könnte bei manchen Arten eher für eine Narbe an der Pflanze, als für ein lebendiges Thier angesehen werden. Das Männchen schwärmt indeß im Freien umher, bis es, vom Begattungs- trieb gereizt, ein solches einsiedlerisches Weibchen aufsucht und befruchtet. 1. Hesperidum. C. hybernaculorum. Sulzer's Kennz. tab. 12. fig. 81. Das Weibchen hält sich vorzüglich an Orangenbäumen, auf der Rückseite der Blätter, auf. 2. Adonidum. C. rusa farinacea pilosa. Wie die vorige in den Gewächshäusern, besonders an Caf- feebäumen ꝛc. Man verreibt sie, wenn man die Gewächse nach dem Begießen mit Schwefelblumen bestreut. 3. Ilicis. Kermes. C. quercus cocciferae. Im südlichen Europa, besonders in Griechenland, in der Provence ꝛc. an Stechpalmen ꝛc. Die beerenförmigen, gall- apfelartigen Eier-Nester (Fr. le vermillon) dieser Thiere werden mit Essig besprengt, und das Carmoisinroth daraus verfertigt. 4. †. Polonicus. deutsche Cochenille, Johannis- blut. C. radicis scleranthi perennis. Frisch P. V. tab. 2. Macht ebenfalls kermesartige Eier-Nester an den Wurzeln des Scleranthus perennis und einiger andern Pflanzen; zumal häufig in Polen und am Don, wo sie gesammelt, und zur Farbe angewandt werden. 5. Cacti. der Scharlachwurm. (Fr. la cochenille. Engl. the cochineal-fly). C. cacti coccinelliferi. Ellis in den philos. Transact. vol. LII. P. II. Ursprünglich in Mexico; findet sich auf mehreren Cactus- arten, die deßhalb in großen Plantagen gepflanzt, und die Cochenillwürmer fast wie die Seidenwürmer darauf gezogen, und jährlich zu dreyen Malen abgelesen werden. 6. Lacca. der Gummi-Lackwurm. C. ficus indicae et religiosae.

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Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 12. Aufl. Wien, 1832, S. 236. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1832/246>, abgerufen am 24.11.2024.