dann aber auch die lebenswierige Erhaltung dieser organischen Bildung durch die Ernährung; und selbst wenn dieselbe durch Zufall gelitten haben sollte, so viel möglich die Wiederersetzung derselben durch die Reproduction, bewirkt wird**).
Anm. 1. Diese allmähliche Ausbildung der neuen organisirten Kör- per ist am anschaulichsten an solchen zu betrachten, die mit einer ganz ansehnlichen Größe ein schnelles (so zu sagen zusehends merk- liches) Wachsthum, und eine so zarte halbdurchsichtige Textur verbinden, daß sie (zumahl im sattsamen Lichte und unter mäßi- ger Vergrößerung) aufs deutlichste, klarste durchschaut werden können.
So im Gewächsreiche an manchen einfachen Wassermoosen, wie z. B. an der Brunnen-Conferve (Confervafontinalis, Caeramium caespitosum Roth.) die sich in den ersten Früh- lingstagen fortpflanzt. (- Abbild. nat. hist. Gegenst.tab. 49.) Unter den blutlosen Thieren an den Arm-Polypen.
Und unter den warmblütigen an der ersten Erscheinung des Küchelchens im bebrüteten Eye und seiner dann von Tag zu Tag fortrückenden Ausbildung.
Anm. 2. Hoffentlich ist für die mehrsten Leser die Erinnerung überflüssig, daß das Wort Bildungstrieb selbst, so gut wie die Benennungen aller andern Arten von Lebenskräften an sich weiter nichts erklären, sondern bloß eine besondre (das Mechanische mit dem zweckmäßig Modificirbaren in sich vereinende) Kraft unter- scheidend bezeichnen soll, deren constante Wirkung aus der Er- fahrung anerkannt worden, deren Ursache aber so gut, wie die Ursache aller andern noch so allgemein anerkannten Naturkräfte für uns hier nieden im eigentlichen Wortverstande qualitas oc- culta bleibt. Das hindert aber nicht, daß man nicht immer mehr suchen sollte, ihre Wirkungen durch Beobachtung weiter zu erfor- schen und zu verfolgen, und sie so auf allgemeine Gesetze zurück zu bringen.
§. 10.
Durch die bestimmte zweckmäßige Wirksamkeit des Bil- dungstriebes in den bestimmten dafür empfänglichen organisir- baren Stoffen, wird nun die eben so bestimmte Form und der Habitus aller einzelnen Gattungen (Species) von organisirten Körpern erhalten; und bei denen, wo es Statt findet, auch ihre Sexual-Verschiedenheit, durch welche sich nähmlich die männlichen Geschöpfe von den weiblichen in derselben Gattung auszeichnen.
§. 11.
Aber freilich kann der Bildungstrieb auch eben sowohl als jede andere in ihrer Thätigkeit gestörte oder fremdartig
**) Dieß Alles habe ich in der dritten Ausgabe der Schrift: über den Bildungstrieb; Göttingen, 1791. 8. weiter ausgeführt.
dann aber auch die lebenswierige Erhaltung dieser organischen Bildung durch die Ernährung; und selbst wenn dieselbe durch Zufall gelitten haben sollte, so viel möglich die Wiederersetzung derselben durch die Reproduction, bewirkt wird**).
Anm. 1. Diese allmähliche Ausbildung der neuen organisirten Kör- per ist am anschaulichsten an solchen zu betrachten, die mit einer ganz ansehnlichen Größe ein schnelles (so zu sagen zusehends merk- liches) Wachsthum, und eine so zarte halbdurchsichtige Textur verbinden, daß sie (zumahl im sattsamen Lichte und unter mäßi- ger Vergrößerung) aufs deutlichste, klarste durchschaut werden können.
So im Gewächsreiche an manchen einfachen Wassermoosen, wie z. B. an der Brunnen-Conferve (Confervafontinalis, Caeramium caespitosum Roth.) die sich in den ersten Früh- lingstagen fortpflanzt. (– Abbild. nat. hist. Gegenst.tab. 49.) Unter den blutlosen Thieren an den Arm-Polypen.
Und unter den warmblütigen an der ersten Erscheinung des Küchelchens im bebrüteten Eye und seiner dann von Tag zu Tag fortrückenden Ausbildung.
Anm. 2. Hoffentlich ist für die mehrsten Leser die Erinnerung überflüssig, daß das Wort Bildungstrieb selbst, so gut wie die Benennungen aller andern Arten von Lebenskräften an sich weiter nichts erklären, sondern bloß eine besondre (das Mechanische mit dem zweckmäßig Modificirbaren in sich vereinende) Kraft unter- scheidend bezeichnen soll, deren constante Wirkung aus der Er- fahrung anerkannt worden, deren Ursache aber so gut, wie die Ursache aller andern noch so allgemein anerkannten Naturkräfte für uns hier nieden im eigentlichen Wortverstande qualitas oc- culta bleibt. Das hindert aber nicht, daß man nicht immer mehr suchen sollte, ihre Wirkungen durch Beobachtung weiter zu erfor- schen und zu verfolgen, und sie so auf allgemeine Gesetze zurück zu bringen.
§. 10.
Durch die bestimmte zweckmäßige Wirksamkeit des Bil- dungstriebes in den bestimmten dafür empfänglichen organisir- baren Stoffen, wird nun die eben so bestimmte Form und der Habitus aller einzelnen Gattungen (Species) von organisirten Körpern erhalten; und bei denen, wo es Statt findet, auch ihre Sexual-Verschiedenheit, durch welche sich nähmlich die männlichen Geschöpfe von den weiblichen in derselben Gattung auszeichnen.
§. 11.
Aber freilich kann der Bildungstrieb auch eben sowohl als jede andere in ihrer Thätigkeit gestörte oder fremdartig
**) Dieß Alles habe ich in der dritten Ausgabe der Schrift: über den Bildungstrieb; Göttingen, 1791. 8. weiter ausgeführt.
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dann aber auch die lebenswierige Erhaltung dieser organischen
Bildung durch die Ernährung; und selbst wenn dieselbe durch
Zufall gelitten haben sollte, so viel möglich die Wiederersetzung
derselben durch die Reproduction, bewirkt wird **).
Anm. 1. Diese allmähliche Ausbildung der neuen organisirten Kör-
per ist am anschaulichsten an solchen zu betrachten, die mit einer
ganz ansehnlichen Größe ein schnelles (so zu sagen zusehends merk-
liches) Wachsthum, und eine so zarte halbdurchsichtige Textur
verbinden, daß sie (zumahl im sattsamen Lichte und unter mäßi-
ger Vergrößerung) aufs deutlichste, klarste durchschaut werden
können.
So im Gewächsreiche an manchen einfachen Wassermoosen,
wie z. B. an der Brunnen-Conferve (Conferva fontinalis,
Caeramium caespitosum Roth.) die sich in den ersten Früh-
lingstagen fortpflanzt. (– Abbild. nat. hist. Gegenst. tab. 49.)
Unter den blutlosen Thieren an den Arm-Polypen.
Und unter den warmblütigen an der ersten Erscheinung des
Küchelchens im bebrüteten Eye und seiner dann von Tag zu Tag
fortrückenden Ausbildung.
Anm. 2. Hoffentlich ist für die mehrsten Leser die Erinnerung
überflüssig, daß das Wort Bildungstrieb selbst, so gut wie die
Benennungen aller andern Arten von Lebenskräften an sich weiter
nichts erklären, sondern bloß eine besondre (das Mechanische mit
dem zweckmäßig Modificirbaren in sich vereinende) Kraft unter-
scheidend bezeichnen soll, deren constante Wirkung aus der Er-
fahrung anerkannt worden, deren Ursache aber so gut, wie die
Ursache aller andern noch so allgemein anerkannten Naturkräfte
für uns hier nieden im eigentlichen Wortverstande qualitas oc-
culta bleibt. Das hindert aber nicht, daß man nicht immer mehr
suchen sollte, ihre Wirkungen durch Beobachtung weiter zu erfor-
schen und zu verfolgen, und sie so auf allgemeine Gesetze zurück
zu bringen.
§. 10.
Durch die bestimmte zweckmäßige Wirksamkeit des Bil-
dungstriebes in den bestimmten dafür empfänglichen organisir-
baren Stoffen, wird nun die eben so bestimmte Form und der
Habitus aller einzelnen Gattungen (Species) von organisirten
Körpern erhalten; und bei denen, wo es Statt findet, auch
ihre Sexual-Verschiedenheit, durch welche sich nähmlich die
männlichen Geschöpfe von den weiblichen in derselben Gattung
auszeichnen.
§. 11.
Aber freilich kann der Bildungstrieb auch eben sowohl
als jede andere in ihrer Thätigkeit gestörte oder fremdartig
**) Dieß Alles habe ich in der dritten Ausgabe der Schrift: über
den Bildungstrieb; Göttingen, 1791. 8. weiter ausgeführt.
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Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 12. Aufl. Wien, 1832, S. 12. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1832/22>, abgerufen am 21.11.2024.
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