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Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 12. Aufl. Wien, 1832.

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fen Mutter auf 2000 Mal dicker und größer ist, als er vor der
Befruchtung war.

§. 138.

Die mehresten Insecten legen Eier, die von den Müttern
nach einem bewundernswürdigen Instinct immer aufs genaueste
an die bestimmten, der künftigen jungen Brut angemessensten
Orte gebracht werden. Manche legen z. B. ihre Eier bloß in
den Körper lebendiger Insecten anderer Art, in Raupen; oder
in Puppen; oder gar in anderer Insecten ihre Eier; denn wirk-
lich kriecht zuweilen aus den Eiern der Ringelraupe statt der
jungen Raupe eine eigne Art kleiner Mückchen aus.

Auch sind die Insecten-Eier zum Theil, zumal bei den
Schmetterlingen, von einer überaus mannigfaltigen sonderba-
ren Bildung und Zeichnung, und wenn sie von der Mutter an
die freie Luft gelegt werden, mit einer Art Firniß überzogen,
damit sie weder vom Regen abgespült, noch durch andern Zu-
fall leicht zerstört werden können. Einige wenige Insecten gebä-
ren lebendige Junge, und manche, wie die Blattläuse, pflanzen
sich auf beiderlei Weise fort.

§. 139.

Ein äußerst merkwürdiges Phänomen, das fast bloß die-
ser Thierclasse eigen, wenigstens in den andern (§. 72.
Anm.), bei weitem nicht so auffallend wird, ist ihre Metamor-
phose. Es kommt nämlich kein einziges geflügeltes Insect un-
mittelbar aus dem Ei, sondern diese alle müssen sich (- so wie
auch einige ungeflügelte -) erst in gewissen Lebensepochen ei-
ner Art von Verwandlung unterziehen. Dabei wird nicht nur
ihre äußere Gestaltung, sondern zugleich ihr innerer Körperbau
(gegen die gemeine Meinung) auf eine Weise umgebildet*),
die sich schwerlich mit der vorgeblichen Präexistenz präformir-
ter Keime (§. 7.) zusammen reimen läßt**).

*) Lyonet chenille de saule. p. 585. u. f.
**) Sollte der Schmetterling schon in der Raupe präformirt ge-
wesen seyn, so müßte man doch wohl erwarten, daß sich aus ähnli-
chen Raupen auch ähnliche Schmetterlinge entwickelten. - So aber
kommen z. B. aus manchen americanischen Raupen, die manchen eu-
ropäischen aufs Täuschendste ähneln, doch ganz anders gestalteten Schmet-
terlinge: und anderseits entstehen manche einander auffallend ähnliche
Schmetterlinge dieser beiden Welttheile aus ganz verschieden gestalteten
Raupen. - s. Dr. J. Ed. Smith in Abbot's angeführten Wer-
ke I. B. S. 5. und Herold's Entwickelungsgeschichte der Schmet-
terlinge. Marb. 1815. 4. Mit 33 Kupfertafeln. S. 115. u. f.

fen Mutter auf 2000 Mal dicker und größer ist, als er vor der
Befruchtung war.

§. 138.

Die mehresten Insecten legen Eier, die von den Müttern
nach einem bewundernswürdigen Instinct immer aufs genaueste
an die bestimmten, der künftigen jungen Brut angemessensten
Orte gebracht werden. Manche legen z. B. ihre Eier bloß in
den Körper lebendiger Insecten anderer Art, in Raupen; oder
in Puppen; oder gar in anderer Insecten ihre Eier; denn wirk-
lich kriecht zuweilen aus den Eiern der Ringelraupe statt der
jungen Raupe eine eigne Art kleiner Mückchen aus.

Auch sind die Insecten-Eier zum Theil, zumal bei den
Schmetterlingen, von einer überaus mannigfaltigen sonderba-
ren Bildung und Zeichnung, und wenn sie von der Mutter an
die freie Luft gelegt werden, mit einer Art Firniß überzogen,
damit sie weder vom Regen abgespült, noch durch andern Zu-
fall leicht zerstört werden können. Einige wenige Insecten gebä-
ren lebendige Junge, und manche, wie die Blattläuse, pflanzen
sich auf beiderlei Weise fort.

§. 139.

Ein äußerst merkwürdiges Phänomen, das fast bloß die-
ser Thierclasse eigen, wenigstens in den andern (§. 72.
Anm.), bei weitem nicht so auffallend wird, ist ihre Metamor-
phose. Es kommt nämlich kein einziges geflügeltes Insect un-
mittelbar aus dem Ei, sondern diese alle müssen sich (– so wie
auch einige ungeflügelte –) erst in gewissen Lebensepochen ei-
ner Art von Verwandlung unterziehen. Dabei wird nicht nur
ihre äußere Gestaltung, sondern zugleich ihr innerer Körperbau
(gegen die gemeine Meinung) auf eine Weise umgebildet*),
die sich schwerlich mit der vorgeblichen Präexistenz präformir-
ter Keime (§. 7.) zusammen reimen läßt**).

*) Lyonet chenille de saule. p. 585. u. f.
**) Sollte der Schmetterling schon in der Raupe präformirt ge-
wesen seyn, so müßte man doch wohl erwarten, daß sich aus ähnli-
chen Raupen auch ähnliche Schmetterlinge entwickelten. – So aber
kommen z. B. aus manchen americanischen Raupen, die manchen eu-
ropäischen aufs Täuschendste ähneln, doch ganz anders gestalteten Schmet-
terlinge: und anderseits entstehen manche einander auffallend ähnliche
Schmetterlinge dieser beiden Welttheile aus ganz verschieden gestalteten
Raupen. – s. Dr. J. Ed. Smith in Abbot's angeführten Wer-
ke I. B. S. 5. und Herold's Entwickelungsgeschichte der Schmet-
terlinge. Marb. 1815. 4. Mit 33 Kupfertafeln. S. 115. u. f.
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[207/0217] fen Mutter auf 2000 Mal dicker und größer ist, als er vor der Befruchtung war. §. 138. Die mehresten Insecten legen Eier, die von den Müttern nach einem bewundernswürdigen Instinct immer aufs genaueste an die bestimmten, der künftigen jungen Brut angemessensten Orte gebracht werden. Manche legen z. B. ihre Eier bloß in den Körper lebendiger Insecten anderer Art, in Raupen; oder in Puppen; oder gar in anderer Insecten ihre Eier; denn wirk- lich kriecht zuweilen aus den Eiern der Ringelraupe statt der jungen Raupe eine eigne Art kleiner Mückchen aus. Auch sind die Insecten-Eier zum Theil, zumal bei den Schmetterlingen, von einer überaus mannigfaltigen sonderba- ren Bildung und Zeichnung, und wenn sie von der Mutter an die freie Luft gelegt werden, mit einer Art Firniß überzogen, damit sie weder vom Regen abgespült, noch durch andern Zu- fall leicht zerstört werden können. Einige wenige Insecten gebä- ren lebendige Junge, und manche, wie die Blattläuse, pflanzen sich auf beiderlei Weise fort. §. 139. Ein äußerst merkwürdiges Phänomen, das fast bloß die- ser Thierclasse eigen, wenigstens in den andern (§. 72. Anm.), bei weitem nicht so auffallend wird, ist ihre Metamor- phose. Es kommt nämlich kein einziges geflügeltes Insect un- mittelbar aus dem Ei, sondern diese alle müssen sich (– so wie auch einige ungeflügelte –) erst in gewissen Lebensepochen ei- ner Art von Verwandlung unterziehen. Dabei wird nicht nur ihre äußere Gestaltung, sondern zugleich ihr innerer Körperbau (gegen die gemeine Meinung) auf eine Weise umgebildet *), die sich schwerlich mit der vorgeblichen Präexistenz präformir- ter Keime (§. 7.) zusammen reimen läßt **). *) Lyonet chenille de saule. p. 585. u. f. **) Sollte der Schmetterling schon in der Raupe präformirt ge- wesen seyn, so müßte man doch wohl erwarten, daß sich aus ähnli- chen Raupen auch ähnliche Schmetterlinge entwickelten. – So aber kommen z. B. aus manchen americanischen Raupen, die manchen eu- ropäischen aufs Täuschendste ähneln, doch ganz anders gestalteten Schmet- terlinge: und anderseits entstehen manche einander auffallend ähnliche Schmetterlinge dieser beiden Welttheile aus ganz verschieden gestalteten Raupen. – s. Dr. J. Ed. Smith in Abbot's angeführten Wer- ke I. B. S. 5. und Herold's Entwickelungsgeschichte der Schmet- terlinge. Marb. 1815. 4. Mit 33 Kupfertafeln. S. 115. u. f.

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  • Hochgestellte e über Vokalen: in moderner Schreibweise erfasst.



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Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 12. Aufl. Wien, 1832, S. 207. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1832/217>, abgerufen am 24.11.2024.