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Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 12. Aufl. Wien, 1832.

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§. 124.

Selbst die äußere Bedeckung ihres Körpers ist man-
nigfaltiger als bei den übrigen Thieren. Sehr viele sind wie mit
einem hornartigen Panzer überzogen, der aus mehrern Stü-
cken besteht, die sich wie die Schienen eines Blechhandschuhes
über einander schieben lassen; und wodurch diese Thiere vor man-
cherlei Unfällen gesichert, und für den Mangel der Knochen,
die bei andern Thieren zur Anlage der Muskeln etc. dienen, ent-
schädigt werden. Manche sind mit seinen Haaren besetzt, und
bei den Schmetterlingen etc. die Flügel mit so genannten Feder-
chen, oder vielmehr Schuppen bedeckt, die zum Theil von
den schönsten Farben sind: so wie sich überhaupt unter den In-
secten, Thiere von unbeschreiblicher Schönheit finden.

§. 125.

Auch in der Einrichtung der Sinnwerkzeuge*), und
also vermuthlich auch in der Art der Empfindung, weichen
die Insecten gar sehr von den übrigen Thieren ab, so daß ihnen
sogar manche Naturforscher verschiedne von unsern fünf äußern
Sinnen, zumahl das Gehör und den Geruch, ohne Grund haben
absprechen wollen; da man doch jenes bei vielen, die einander
zur Paarungszeit durch einen besondern Laut locken, und diesen
bei noch weit mehreren, die ihren versteckten Fraß auswittern,
unverkennbar wahrnimmt.

§. 126.

Die Augen der Insecten sind vorzüglich merkwürdig, und
zwar in Rücksicht ihres Baues von zweyfacher Art. Die einen
sind große Halbkugeln, die aber meist aus tausenden von Fa-
cetten, bei einigen auch aus zahlreichen kegelförmigen Spitzen,
bestehen, die auf der innern Seite mit einem theils buntfarbi-
gen oder glänzenden Anstrich überzogen sind. Die mehresten ge-
flügelten Insecten, aber auch manche ungeflügelte, wie der
Flußkrebs, Hummer etc. haben dergleichen. Die Augen der an-
dern Art (stemmata, ocelli) sind einfach, klein, und so wohl
in Rücksicht ihrer Anzahl als Lage verschieden. Die erstern
scheinen mehr für die Ferne, so wie die letztern für die Nähe
bestimmt zu seyn; wenigstens reimt sich dieß damit, daß die
Schmetterlinge in ihrem geflügelten, vollkommenen Zustande
solche große componirte telescopische Augen kriegen, da sie vor-

*) M. Ch. Gottl. Lehmann de sensibus externis animalium
exsanguium
; commentatio praemio regio ornata. Goetting. 1798.
4. - F. Jos. Schelver's Versuch einer Naturgeschichte der Sinnes-
werkzeuge bei den Insecten und Würmern. ebendas. 1798. 8.
§. 124.

Selbst die äußere Bedeckung ihres Körpers ist man-
nigfaltiger als bei den übrigen Thieren. Sehr viele sind wie mit
einem hornartigen Panzer überzogen, der aus mehrern Stü-
cken besteht, die sich wie die Schienen eines Blechhandschuhes
über einander schieben lassen; und wodurch diese Thiere vor man-
cherlei Unfällen gesichert, und für den Mangel der Knochen,
die bei andern Thieren zur Anlage der Muskeln ꝛc. dienen, ent-
schädigt werden. Manche sind mit seinen Haaren besetzt, und
bei den Schmetterlingen ꝛc. die Flügel mit so genannten Feder-
chen, oder vielmehr Schuppen bedeckt, die zum Theil von
den schönsten Farben sind: so wie sich überhaupt unter den In-
secten, Thiere von unbeschreiblicher Schönheit finden.

§. 125.

Auch in der Einrichtung der Sinnwerkzeuge*), und
also vermuthlich auch in der Art der Empfindung, weichen
die Insecten gar sehr von den übrigen Thieren ab, so daß ihnen
sogar manche Naturforscher verschiedne von unsern fünf äußern
Sinnen, zumahl das Gehör und den Geruch, ohne Grund haben
absprechen wollen; da man doch jenes bei vielen, die einander
zur Paarungszeit durch einen besondern Laut locken, und diesen
bei noch weit mehreren, die ihren versteckten Fraß auswittern,
unverkennbar wahrnimmt.

§. 126.

Die Augen der Insecten sind vorzüglich merkwürdig, und
zwar in Rücksicht ihres Baues von zweyfacher Art. Die einen
sind große Halbkugeln, die aber meist aus tausenden von Fa-
cetten, bei einigen auch aus zahlreichen kegelförmigen Spitzen,
bestehen, die auf der innern Seite mit einem theils buntfarbi-
gen oder glänzenden Anstrich überzogen sind. Die mehresten ge-
flügelten Insecten, aber auch manche ungeflügelte, wie der
Flußkrebs, Hummer ꝛc. haben dergleichen. Die Augen der an-
dern Art (stemmata, ocelli) sind einfach, klein, und so wohl
in Rücksicht ihrer Anzahl als Lage verschieden. Die erstern
scheinen mehr für die Ferne, so wie die letztern für die Nähe
bestimmt zu seyn; wenigstens reimt sich dieß damit, daß die
Schmetterlinge in ihrem geflügelten, vollkommenen Zustande
solche große componirte telescopische Augen kriegen, da sie vor-

*) M. Ch. Gottl. Lehmann de sensibus externis animalium
exsanguium
; commentatio praemio regio ornata. Goetting. 1798.
4. – F. Jos. Schelver's Versuch einer Naturgeschichte der Sinnes-
werkzeuge bei den Insecten und Würmern. ebendas. 1798. 8.
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[202/0212] §. 124. Selbst die äußere Bedeckung ihres Körpers ist man- nigfaltiger als bei den übrigen Thieren. Sehr viele sind wie mit einem hornartigen Panzer überzogen, der aus mehrern Stü- cken besteht, die sich wie die Schienen eines Blechhandschuhes über einander schieben lassen; und wodurch diese Thiere vor man- cherlei Unfällen gesichert, und für den Mangel der Knochen, die bei andern Thieren zur Anlage der Muskeln ꝛc. dienen, ent- schädigt werden. Manche sind mit seinen Haaren besetzt, und bei den Schmetterlingen ꝛc. die Flügel mit so genannten Feder- chen, oder vielmehr Schuppen bedeckt, die zum Theil von den schönsten Farben sind: so wie sich überhaupt unter den In- secten, Thiere von unbeschreiblicher Schönheit finden. §. 125. Auch in der Einrichtung der Sinnwerkzeuge *), und also vermuthlich auch in der Art der Empfindung, weichen die Insecten gar sehr von den übrigen Thieren ab, so daß ihnen sogar manche Naturforscher verschiedne von unsern fünf äußern Sinnen, zumahl das Gehör und den Geruch, ohne Grund haben absprechen wollen; da man doch jenes bei vielen, die einander zur Paarungszeit durch einen besondern Laut locken, und diesen bei noch weit mehreren, die ihren versteckten Fraß auswittern, unverkennbar wahrnimmt. §. 126. Die Augen der Insecten sind vorzüglich merkwürdig, und zwar in Rücksicht ihres Baues von zweyfacher Art. Die einen sind große Halbkugeln, die aber meist aus tausenden von Fa- cetten, bei einigen auch aus zahlreichen kegelförmigen Spitzen, bestehen, die auf der innern Seite mit einem theils buntfarbi- gen oder glänzenden Anstrich überzogen sind. Die mehresten ge- flügelten Insecten, aber auch manche ungeflügelte, wie der Flußkrebs, Hummer ꝛc. haben dergleichen. Die Augen der an- dern Art (stemmata, ocelli) sind einfach, klein, und so wohl in Rücksicht ihrer Anzahl als Lage verschieden. Die erstern scheinen mehr für die Ferne, so wie die letztern für die Nähe bestimmt zu seyn; wenigstens reimt sich dieß damit, daß die Schmetterlinge in ihrem geflügelten, vollkommenen Zustande solche große componirte telescopische Augen kriegen, da sie vor- *) M. Ch. Gottl. Lehmann de sensibus externis animalium exsanguium; commentatio praemio regio ornata. Goetting. 1798. 4. – F. Jos. Schelver's Versuch einer Naturgeschichte der Sinnes- werkzeuge bei den Insecten und Würmern. ebendas. 1798. 8.

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  • Keine Auszeichnung der Initialbuchstaben am Kapitelanfang.
  • Langes ſ: als s transkribiert.
  • Hochgestellte e über Vokalen: in moderner Schreibweise erfasst.



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Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 12. Aufl. Wien, 1832, S. 202. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1832/212>, abgerufen am 24.11.2024.