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Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 12. Aufl. Wien, 1832.

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§. 101.

Das Athemholen, das die Fische eben so wenig als die
mit Lungen versehenen Thiere lange entbehren können, geschieht
bei ihnen, indem sie die im Wasser aufgelösete Luft durch
den Mund in die Kiemen leiten, und dann durch die Kiemen-
öffnung (apertura branchialis) wiederum von sich geben;
folglich nicht wie die mit Lungen versehenen Thiere durch den
gleichen Weg ein- und ausathmen.

§. 102.

Da sie keine Lungen haben, so versteht sich folglich von
selbst, daß ihnen auch keine wahre Stimme zugeschrieben werden
kann, obgleich einige von ihnen, wie z. B. der Knurrhahn, der
Wetterfisch etc. einen Laut von sich geben können.

§. 103.

Die Bildung des Körpers, überhaupt genommen, ist
bei den Fischen ungleich mannichfaltiger als bei den beiden vori-
gen Thierclassen. Bei den mehresten hat doch der Körper eine
verticale Stellung, d. h. er ist auf beiden Seiten zusammen
gedrückt (corpus compressum s. cathetoplateum); bei ei-
nigen andern hingegen, wie bei dem Rochen, liegt er horizontal,
ist in die Breite platt gedrückt (corpus depressum s. plagio-
plateum
); bei andern, wie beim Aal etc. ist er mehr walzen-
förmig: bei andern, wie bei den Panzerfischen, prismatisch oder
vierkantig etc.

Bei allen aber stoßen Kopf und Rumpf unmittelbar an ein-
ander, ohne durch einen eigentlichen Hals von einander abge-
sondert zu seyn.

§. 104.

Die Fische sind (bis auf wenige Ausnahmen) mit Schup-
pen
bekleidet; und zwar die Grätenfische mit eigentlich so ge-
nannten, die von einer ganz eigenen Substanz, und bei den
verschiedenen Gattungen von der mannichfaltigsten theils aus-
nehmend eleganten Bildung und Zeichnung, und farbigen Gold-
und Silberglanze sind: die mehrsten Knorpelfische hingegen mit
mehr knochenartigen Schildern, hakichten Stacheln, u. dergl. m.

Die Schuppen werden von außen noch mit einem besondern
Schleim überzogen, der großen Theils aus kleinen Schleim-
höhlen abgeschieden zu werden scheint, die bei den mehresten Fi-
schen zu beiden Seiten des Körpers in der so genannten Sei-
ten
-Linie liegen.

§. 101.

Das Athemholen, das die Fische eben so wenig als die
mit Lungen versehenen Thiere lange entbehren können, geschieht
bei ihnen, indem sie die im Wasser aufgelösete Luft durch
den Mund in die Kiemen leiten, und dann durch die Kiemen-
öffnung (apertura branchialis) wiederum von sich geben;
folglich nicht wie die mit Lungen versehenen Thiere durch den
gleichen Weg ein- und ausathmen.

§. 102.

Da sie keine Lungen haben, so versteht sich folglich von
selbst, daß ihnen auch keine wahre Stimme zugeschrieben werden
kann, obgleich einige von ihnen, wie z. B. der Knurrhahn, der
Wetterfisch ꝛc. einen Laut von sich geben können.

§. 103.

Die Bildung des Körpers, überhaupt genommen, ist
bei den Fischen ungleich mannichfaltiger als bei den beiden vori-
gen Thierclassen. Bei den mehresten hat doch der Körper eine
verticale Stellung, d. h. er ist auf beiden Seiten zusammen
gedrückt (corpus compressum s. cathetoplateum); bei ei-
nigen andern hingegen, wie bei dem Rochen, liegt er horizontal,
ist in die Breite platt gedrückt (corpus depressum s. plagio-
plateum
); bei andern, wie beim Aal ꝛc. ist er mehr walzen-
förmig: bei andern, wie bei den Panzerfischen, prismatisch oder
vierkantig ꝛc.

Bei allen aber stoßen Kopf und Rumpf unmittelbar an ein-
ander, ohne durch einen eigentlichen Hals von einander abge-
sondert zu seyn.

§. 104.

Die Fische sind (bis auf wenige Ausnahmen) mit Schup-
pen
bekleidet; und zwar die Grätenfische mit eigentlich so ge-
nannten, die von einer ganz eigenen Substanz, und bei den
verschiedenen Gattungen von der mannichfaltigsten theils aus-
nehmend eleganten Bildung und Zeichnung, und farbigen Gold-
und Silberglanze sind: die mehrsten Knorpelfische hingegen mit
mehr knochenartigen Schildern, hakichten Stacheln, u. dergl. m.

Die Schuppen werden von außen noch mit einem besondern
Schleim überzogen, der großen Theils aus kleinen Schleim-
höhlen abgeschieden zu werden scheint, die bei den mehresten Fi-
schen zu beiden Seiten des Körpers in der so genannten Sei-
ten
-Linie liegen.

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[170/0180] §. 101. Das Athemholen, das die Fische eben so wenig als die mit Lungen versehenen Thiere lange entbehren können, geschieht bei ihnen, indem sie die im Wasser aufgelösete Luft durch den Mund in die Kiemen leiten, und dann durch die Kiemen- öffnung (apertura branchialis) wiederum von sich geben; folglich nicht wie die mit Lungen versehenen Thiere durch den gleichen Weg ein- und ausathmen. §. 102. Da sie keine Lungen haben, so versteht sich folglich von selbst, daß ihnen auch keine wahre Stimme zugeschrieben werden kann, obgleich einige von ihnen, wie z. B. der Knurrhahn, der Wetterfisch ꝛc. einen Laut von sich geben können. §. 103. Die Bildung des Körpers, überhaupt genommen, ist bei den Fischen ungleich mannichfaltiger als bei den beiden vori- gen Thierclassen. Bei den mehresten hat doch der Körper eine verticale Stellung, d. h. er ist auf beiden Seiten zusammen gedrückt (corpus compressum s. cathetoplateum); bei ei- nigen andern hingegen, wie bei dem Rochen, liegt er horizontal, ist in die Breite platt gedrückt (corpus depressum s. plagio- plateum); bei andern, wie beim Aal ꝛc. ist er mehr walzen- förmig: bei andern, wie bei den Panzerfischen, prismatisch oder vierkantig ꝛc. Bei allen aber stoßen Kopf und Rumpf unmittelbar an ein- ander, ohne durch einen eigentlichen Hals von einander abge- sondert zu seyn. §. 104. Die Fische sind (bis auf wenige Ausnahmen) mit Schup- pen bekleidet; und zwar die Grätenfische mit eigentlich so ge- nannten, die von einer ganz eigenen Substanz, und bei den verschiedenen Gattungen von der mannichfaltigsten theils aus- nehmend eleganten Bildung und Zeichnung, und farbigen Gold- und Silberglanze sind: die mehrsten Knorpelfische hingegen mit mehr knochenartigen Schildern, hakichten Stacheln, u. dergl. m. Die Schuppen werden von außen noch mit einem besondern Schleim überzogen, der großen Theils aus kleinen Schleim- höhlen abgeschieden zu werden scheint, die bei den mehresten Fi- schen zu beiden Seiten des Körpers in der so genannten Sei- ten-Linie liegen.

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Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 12. Aufl. Wien, 1832, S. 170. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1832/180>, abgerufen am 22.11.2024.