Eben so sind die Kackerlacken, Blafards, Albinos, oder weißen Mohren*) nicht ein Mahl eine Spiel- art, geschweige eine besondere Gattung, sondern gleichfalls Patienten, deren Geschichte mehr in die Pathologie als in die Naturhistorie gehört.
Linne'sHomotroglodytes ist ein unbegreifliches Ge- misch aus der Geschichte jener preßhaften kränklichen weißen Mohren, und des Orang utangs: - sein Homolar hingegen ein wahrer Affe.
Die in Wildniß unter Thieren erwachsenen Kinder**) sind klägliche sittliche Monstra, die man eben so we- nig, als andere durch Krankheit oder Zufall entstellte Menschen, zum Muster des Meisterstücks der Schö- pfung anführen darf.
Geschwänzte Völker, von Natur geschürzte Hot- tentottinnen, die vorgebliche natürliche Bart- losigkeit der Americaner***), die Sirenen, Cen- tauren, und alle Fabeln von gleichem Schrot und Korn, verzeihen wir der gutherzigen Leichtgläubig- keit unserer lieben Alten.
*) Von diesen so genannten weißen Mohren (Negres blancs) müssen die bloß weißgefleckten Neger genau unterschieden werden, deren einer, den ich in London gesehen und eine Probe von seinem weiß und schwarzen Wollhaar mitgebracht habe, in den Abbild n. h. Gegenst. tab. 21. nach dem Leben vorgestellt ist.
**) Ausführlich habe ich von diesen gehandelt im II. Theile der Beytr. zur Naturgesch. p. 13-44.
***) Verschiedenheit im schwächern oder stärkern Haarwuchs ist oben bei der mongolischen und malayischen Rasse angegeben. Aber die gänzliche Bartlosigkeit mancher Americaner, die ist Werk der Kunst, so gut als die winzig kleinen Füßchen der schi- nesischen Frauenzimmer (- die Struthopodes des Cudorus beim Plinius. -).
Eben so sind die Kackerlacken, Blafards, Albinos, oder weißen Mohren*) nicht ein Mahl eine Spiel- art, geschweige eine besondere Gattung, sondern gleichfalls Patienten, deren Geschichte mehr in die Pathologie als in die Naturhistorie gehört.
Linné'sHomotroglodytes ist ein unbegreifliches Ge- misch aus der Geschichte jener preßhaften kränklichen weißen Mohren, und des Orang utangs: – sein Homolar hingegen ein wahrer Affe.
Die in Wildniß unter Thieren erwachsenen Kinder**) sind klägliche sittliche Monstra, die man eben so we- nig, als andere durch Krankheit oder Zufall entstellte Menschen, zum Muster des Meisterstücks der Schö- pfung anführen darf.
Geschwänzte Völker, von Natur geschürzte Hot- tentottinnen, die vorgebliche natürliche Bart- losigkeit der Americaner***), die Sirenen, Cen- tauren, und alle Fabeln von gleichem Schrot und Korn, verzeihen wir der gutherzigen Leichtgläubig- keit unserer lieben Alten.
*) Von diesen so genannten weißen Mohren (Nègres blancs) müssen die bloß weißgefleckten Neger genau unterschieden werden, deren einer, den ich in London gesehen und eine Probe von seinem weiß und schwarzen Wollhaar mitgebracht habe, in den Abbild n. h. Gegenst. tab. 21. nach dem Leben vorgestellt ist.
**) Ausführlich habe ich von diesen gehandelt im II. Theile der Beytr. zur Naturgesch. p. 13–44.
***) Verschiedenheit im schwächern oder stärkern Haarwuchs ist oben bei der mongolischen und malayischen Rasse angegeben. Aber die gänzliche Bartlosigkeit mancher Americaner, die ist Werk der Kunst, so gut als die winzig kleinen Füßchen der schi- nesischen Frauenzimmer (– die Struthopodes des Cudorus beim Plinius. –).
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Eben so sind die Kackerlacken, Blafards, Albinos,
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Pathologie als in die Naturhistorie gehört.
Linné's Homo troglodytes ist ein unbegreifliches Ge-
misch aus der Geschichte jener preßhaften kränklichen
weißen Mohren, und des Orang utangs: – sein
Homo lar hingegen ein wahrer Affe.
Die in Wildniß unter Thieren erwachsenen Kinder **)
sind klägliche sittliche Monstra, die man eben so we-
nig, als andere durch Krankheit oder Zufall entstellte
Menschen, zum Muster des Meisterstücks der Schö-
pfung anführen darf.
Geschwänzte Völker, von Natur geschürzte Hot-
tentottinnen, die vorgebliche natürliche Bart-
losigkeit der Americaner ***), die Sirenen, Cen-
tauren, und alle Fabeln von gleichem Schrot und
Korn, verzeihen wir der gutherzigen Leichtgläubig-
keit unserer lieben Alten.
*) Von diesen so genannten weißen Mohren (Nègres blancs)
müssen die bloß weißgefleckten Neger genau unterschieden
werden, deren einer, den ich in London gesehen und eine Probe
von seinem weiß und schwarzen Wollhaar mitgebracht habe, in
den Abbild n. h. Gegenst. tab. 21. nach dem Leben vorgestellt ist.
**) Ausführlich habe ich von diesen gehandelt im II. Theile
der Beytr. zur Naturgesch. p. 13–44.
***) Verschiedenheit im schwächern oder stärkern Haarwuchs
ist oben bei der mongolischen und malayischen Rasse angegeben.
Aber die gänzliche Bartlosigkeit mancher Americaner, die ist
Werk der Kunst, so gut als die winzig kleinen Füßchen der schi-
nesischen Frauenzimmer (– die Struthopodes des Cudorus
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Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 12. Aufl. Göttingen, 1830, S. 59. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1830/77>, abgerufen am 16.02.2025.
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