beiden organisirten Reichen nähren, in der Mitte ein- gedruckt, und an den Ecken abgerundet.
Manche Säugethiere, wie z. B. der Elephant und der Narhwal, haben große prominirende Stoß- zähne (dentes exserti); andere, wie z. B. das Wallroß, Hauzähne.
§. 45.
Bloß unter den Säugethieren, und zwar nur unter den grasfressenden, gibt es wirklich wieder- kauende Gattungen, bey welchen nähmlich das zu- erst bloß obenhin zerbissene und geschluckte Futter bis- senweise wieder durch den Schlund zurück getrieben, und nun erst recht durchkaut und dann zum zweyten Mahl geschluckt wird.
Zu diesem Zweck haben die wiederkauenden Thiere eine eigene Einrichtung des Gebisses; indem ihre Backenzähne wie mit sägeförmigen Queerfurchen aus- geschnitten sind, und die Kronen derselben nicht ho- rizontal liegen, sondern schräg ausgeschlägelt sind, so daß an denen im Oberkiefer die Außenseite, an denen im untern aber die nach der Zunge hingerich- tete innere Seite die höchste ist. Dabey haben sie einen schmalen Unterkiefer, der eine sehr freye Sei- tenbewegung gestattet, wodurch denn, wie der Au- genschein lehrt, der Mechanismus dieser sonderbaren Verrichtung von dieser Seite bewirkt wird.
Anm. 1. Bey den ruminantibus, die zugleich ge- spaltene Klauen haben (bisulca), kommt nun außerdem noch der vierfache Magen hinzu, dessen innerer Bau und Mechanismus überaus merkwürdig ist. Das zum ersten Mahl geschluckte noch halb rohe Futter gelangt nähmlich in den ungeheuern ersten Magen (rumen, magnus venter, franz. le double, l'herbier, la panse, der Pansen, Wanst), als in ein Magazin, worin es nur ein wenig durchweicht wird. Von da wird eine kleine
beiden organisirten Reichen nähren, in der Mitte ein- gedruckt, und an den Ecken abgerundet.
Manche Säugethiere, wie z. B. der Elephant und der Narhwal, haben große prominirende Stoß- zähne (dentes exserti); andere, wie z. B. das Wallroß, Hauzähne.
§. 45.
Bloß unter den Säugethieren, und zwar nur unter den grasfressenden, gibt es wirklich wieder- kauende Gattungen, bey welchen nähmlich das zu- erst bloß obenhin zerbissene und geschluckte Futter bis- senweise wieder durch den Schlund zurück getrieben, und nun erst recht durchkaut und dann zum zweyten Mahl geschluckt wird.
Zu diesem Zweck haben die wiederkauenden Thiere eine eigene Einrichtung des Gebisses; indem ihre Backenzähne wie mit sägeförmigen Queerfurchen aus- geschnitten sind, und die Kronen derselben nicht ho- rizontal liegen, sondern schräg ausgeschlägelt sind, so daß an denen im Oberkiefer die Außenseite, an denen im untern aber die nach der Zunge hingerich- tete innere Seite die höchste ist. Dabey haben sie einen schmalen Unterkiefer, der eine sehr freye Sei- tenbewegung gestattet, wodurch denn, wie der Au- genschein lehrt, der Mechanismus dieser sonderbaren Verrichtung von dieser Seite bewirkt wird.
Anm. 1. Bey den ruminantibus, die zugleich ge- spaltene Klauen haben (bisulca), kommt nun außerdem noch der vierfache Magen hinzu, dessen innerer Bau und Mechanismus überaus merkwürdig ist. Das zum ersten Mahl geschluckte noch halb rohe Futter gelangt nähmlich in den ungeheuern ersten Magen (rumen, magnus venter, franz. le double, l'herbier, la panse, der Pansen, Wanst), als in ein Magazin, worin es nur ein wenig durchweicht wird. Von da wird eine kleine
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0067"xml:id="pb045_0001"n="45"/>
beiden organisirten Reichen nähren, in der Mitte ein-<lb/>
gedruckt, und an den Ecken abgerundet.</p><p>Manche Säugethiere, wie z. B. der Elephant<lb/>
und der Narhwal, haben große prominirende Stoß-<lb/>
zähne (<hirendition="#aq">dentes exserti</hi>); andere, wie z. B. das<lb/>
Wallroß, Hauzähne.</p></div><divn="2"><headrendition="#c">§. 45.</head><lb/><p>Bloß unter den Säugethieren, und zwar nur<lb/>
unter den grasfressenden, gibt es wirklich <hirendition="#g">wieder-<lb/>
kauende</hi> Gattungen, bey welchen nähmlich das zu-<lb/>
erst bloß obenhin zerbissene und geschluckte Futter bis-<lb/>
senweise wieder durch den Schlund zurück getrieben,<lb/>
und nun erst recht durchkaut und dann zum zweyten<lb/>
Mahl geschluckt wird.</p><p>Zu diesem Zweck haben die wiederkauenden Thiere<lb/>
eine eigene Einrichtung des Gebisses; indem ihre<lb/>
Backenzähne wie mit sägeförmigen Queerfurchen aus-<lb/>
geschnitten sind, und die Kronen derselben nicht ho-<lb/>
rizontal liegen, sondern schräg ausgeschlägelt sind,<lb/>
so daß an denen im Oberkiefer die Außenseite, an<lb/>
denen im untern aber die nach der Zunge hingerich-<lb/>
tete innere Seite die höchste ist. Dabey haben sie<lb/>
einen schmalen Unterkiefer, der eine sehr freye Sei-<lb/>
tenbewegung gestattet, wodurch denn, wie der Au-<lb/>
genschein lehrt, der Mechanismus dieser sonderbaren<lb/>
Verrichtung von dieser Seite bewirkt wird.</p><prendition="#small"><hirendition="#g">Anm</hi>. 1. Bey den <hirendition="#aq">ruminantibus</hi>, die zugleich ge-<lb/>
spaltene Klauen haben (<hirendition="#aq">bisulca</hi>), kommt nun außerdem<lb/>
noch der <hirendition="#g">vierfache Magen</hi> hinzu, dessen innerer Bau<lb/>
und Mechanismus überaus merkwürdig ist. Das zum<lb/>
ersten Mahl geschluckte noch halb rohe Futter gelangt<lb/>
nähmlich in den ungeheuern ersten Magen (<hirendition="#aq">rumen,<lb/>
magnus venter</hi>, <hirendition="#g">franz</hi>. <hirendition="#aq"><hirendition="#i">le double, l'herbier, la panse,</hi></hi><lb/>
der Pansen, Wanst), als in ein Magazin, worin es nur<lb/>
ein wenig durchweicht wird. Von da wird eine kleine<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[45/0067]
beiden organisirten Reichen nähren, in der Mitte ein-
gedruckt, und an den Ecken abgerundet.
Manche Säugethiere, wie z. B. der Elephant
und der Narhwal, haben große prominirende Stoß-
zähne (dentes exserti); andere, wie z. B. das
Wallroß, Hauzähne.
§. 45.
Bloß unter den Säugethieren, und zwar nur
unter den grasfressenden, gibt es wirklich wieder-
kauende Gattungen, bey welchen nähmlich das zu-
erst bloß obenhin zerbissene und geschluckte Futter bis-
senweise wieder durch den Schlund zurück getrieben,
und nun erst recht durchkaut und dann zum zweyten
Mahl geschluckt wird.
Zu diesem Zweck haben die wiederkauenden Thiere
eine eigene Einrichtung des Gebisses; indem ihre
Backenzähne wie mit sägeförmigen Queerfurchen aus-
geschnitten sind, und die Kronen derselben nicht ho-
rizontal liegen, sondern schräg ausgeschlägelt sind,
so daß an denen im Oberkiefer die Außenseite, an
denen im untern aber die nach der Zunge hingerich-
tete innere Seite die höchste ist. Dabey haben sie
einen schmalen Unterkiefer, der eine sehr freye Sei-
tenbewegung gestattet, wodurch denn, wie der Au-
genschein lehrt, der Mechanismus dieser sonderbaren
Verrichtung von dieser Seite bewirkt wird.
Anm. 1. Bey den ruminantibus, die zugleich ge-
spaltene Klauen haben (bisulca), kommt nun außerdem
noch der vierfache Magen hinzu, dessen innerer Bau
und Mechanismus überaus merkwürdig ist. Das zum
ersten Mahl geschluckte noch halb rohe Futter gelangt
nähmlich in den ungeheuern ersten Magen (rumen,
magnus venter, franz. le double, l'herbier, la panse,
der Pansen, Wanst), als in ein Magazin, worin es nur
ein wenig durchweicht wird. Von da wird eine kleine
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 11. Aufl. Göttingen, 1825, S. 45. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1825/67>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.