Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 11. Aufl. Göttingen, 1825.

Bild:
<< vorherige Seite

So wie auch 9) zu einem Beyspiele statt mehrerer
diejenige, übrigens noch so gemeine Gattung von Te-
rebratuliten
im Flöz-Kalkstein gerade dadurch merk-
würdig wird, daß sie der jetztlebenden Glasbohrmuschel
(Anomia vitrea S. 388.) gleicht, und nach dem vor-
mahligen Typus aus der Urwelt nun auch in der nach-
wärtigen Schöpfung gleichsam reproducirt worden.

Von einschaligen Conchylien aber erst die so ge-
nannten polythalamiae, deren Schale nähmlich inwen-
dig durch Scheidewände in Kammern oder Fächer ab-
getheilt ist:

So z. B. 1) die Phaciten, Lenticuliten oder
Linsensteine, in theils Gegenden auch Pfennig-
steine
, Kümmelsteine und Fruchtsteine genannt,
porpites, lapis numularis, helicites einiger Schriftstel-
ler (Fr. camerine, pierre lenticulaire oder numis-
male, monnoie du diable
), die außen mit flachge-
wölbten blätterigen Schalen belegt sind, inwendig aber
eine überaus zarte vielkammerige Spiralwindung von
ansehnlicher Länge enthalten (- Abbild. n. h. Gegenst.
tab. 40. -). Sind meist von Linsengröße, theils
aber auch wohl wie ein halber Gulden. Finden sich
in vielen Weltgegenden und theils in mächtigen Lagen;
namentlich in Nieder-Aegypten, wo die Pyramiden
großentheils daraus erbauet sind.

2) Das unübersehliche Heer von Ammoniten
(Engl. Snake-stones)*).

3) Die eben so merkwürdigen als seltenen Ortho-
ceratiten
, die sich theils fußlang, und vorzüglich im
Meklenburgischen finden.

4) Die Belemniten oder Luchssteine, dactyli
idaei
(Engl. thunder-stones, fairies-fingers), un-
ter welchen es aber auch Gattungen ohne Scheidewände
oder Alveolen gibt. Uebrigens eine der allgemeinsten
Versteinerungen der Kalkflözgebirge, wo sie häufig mit
schwarzem Stinkstein durchzogen sind (S. 529); aber
auch in andern Flözlagen, wie z. B. in den Kreide-
bergen von Kent brechen.

*) s. unter andern J. C. M. Reinecke - cornua ammonis -
in agro Coburgico et vicino reperiunda
. Coburg
. 1818. 8.

So wie auch 9) zu einem Beyspiele statt mehrerer
diejenige, übrigens noch so gemeine Gattung von Te-
rebratuliten
im Flöz-Kalkstein gerade dadurch merk-
würdig wird, daß sie der jetztlebenden Glasbohrmuschel
(Anomia vitrea S. 388.) gleicht, und nach dem vor-
mahligen Typus aus der Urwelt nun auch in der nach-
wärtigen Schöpfung gleichsam reproducirt worden.

Von einschaligen Conchylien aber erst die so ge-
nannten polythalamiae, deren Schale nähmlich inwen-
dig durch Scheidewände in Kammern oder Fächer ab-
getheilt ist:

So z. B. 1) die Phaciten, Lenticuliten oder
Linsensteine, in theils Gegenden auch Pfennig-
steine
, Kümmelsteine und Fruchtsteine genannt,
porpites, lapis numularis, helicites einiger Schriftstel-
ler (Fr. camérine, pierre lenticulaire oder numis-
male, monnoie du diable
), die außen mit flachge-
wölbten blätterigen Schalen belegt sind, inwendig aber
eine überaus zarte vielkammerige Spiralwindung von
ansehnlicher Länge enthalten (– Abbild. n. h. Gegenst.
tab. 40. –). Sind meist von Linsengröße, theils
aber auch wohl wie ein halber Gulden. Finden sich
in vielen Weltgegenden und theils in mächtigen Lagen;
namentlich in Nieder-Aegypten, wo die Pyramiden
großentheils daraus erbauet sind.

2) Das unübersehliche Heer von Ammoniten
(Engl. Snake-stones)*).

3) Die eben so merkwürdigen als seltenen Ortho-
ceratiten
, die sich theils fußlang, und vorzüglich im
Meklenburgischen finden.

4) Die Belemniten oder Luchssteine, dactyli
idaei
(Engl. thunder-stones, fairies-fingers), un-
ter welchen es aber auch Gattungen ohne Scheidewände
oder Alveolen gibt. Uebrigens eine der allgemeinsten
Versteinerungen der Kalkflözgebirge, wo sie häufig mit
schwarzem Stinkstein durchzogen sind (S. 529); aber
auch in andern Flözlagen, wie z. B. in den Kreide-
bergen von Kent brechen.

*) s. unter andern J. C. M. Reineckecornua ammonis –
in agro Coburgico et vicino reperiunda
. Coburg
. 1818. 8.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <pb facs="#f0647" xml:id="pb625_0001" n="625"/>
                <p>So wie auch 9) zu einem Beyspiele statt mehrerer<lb/>
diejenige, übrigens noch so gemeine Gattung von <hi rendition="#g">Te-<lb/>
rebratuliten</hi> im Flöz-Kalkstein gerade dadurch merk-<lb/>
würdig wird, daß sie der jetztlebenden Glasbohrmuschel<lb/>
(<hi rendition="#aq">Anomia <hi rendition="#i">vitrea</hi></hi> S. 388.) gleicht, und nach dem vor-<lb/>
mahligen Typus aus der Urwelt nun auch in der nach-<lb/>
wärtigen Schöpfung gleichsam reproducirt worden.</p>
                <p>Von <hi rendition="#g">einschaligen</hi> Conchylien aber erst die so ge-<lb/>
nannten <hi rendition="#aq">polythalamiae,</hi> deren Schale nähmlich inwen-<lb/>
dig durch Scheidewände in Kammern oder Fächer ab-<lb/>
getheilt ist:</p>
                <p>So z. B. 1) die <hi rendition="#g">Phaciten, Lenticuliten</hi> oder<lb/><hi rendition="#g">Linsensteine</hi>, in theils Gegenden auch <hi rendition="#g">Pfennig-<lb/>
steine</hi>, <hi rendition="#g">Kümmelsteine</hi> und <hi rendition="#g">Fruchtsteine</hi> genannt,<lb/><hi rendition="#aq">porpites, lapis numularis, helicites</hi> einiger Schriftstel-<lb/>
ler (Fr. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">camérine, pierre lenticulaire</hi></hi> oder <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">numis-<lb/>
male, monnoie du diable</hi></hi>), die außen mit flachge-<lb/>
wölbten blätterigen Schalen belegt sind, inwendig aber<lb/>
eine überaus zarte vielkammerige Spiralwindung von<lb/>
ansehnlicher Länge enthalten (&#x2013; <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Abbild. n. h. Gegenst</hi></hi>.<lb/><hi rendition="#aq">tab</hi>. 40. &#x2013;). Sind meist von Linsengröße, theils<lb/>
aber auch wohl wie ein halber Gulden. Finden sich<lb/>
in vielen Weltgegenden und theils in mächtigen Lagen;<lb/>
namentlich in Nieder-Aegypten, wo die Pyramiden<lb/>
großentheils daraus erbauet sind.</p>
                <p>2) Das unübersehliche Heer von <hi rendition="#g">Ammoniten</hi><lb/>
(<hi rendition="#g">Engl</hi>. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Snake-stones</hi></hi>)<note anchored="true" place="foot" n="*)"><p>s. unter andern <hi rendition="#aq">J. C. M. <hi rendition="#k">Reinecke</hi></hi> &#x2013; <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">cornua ammonis &#x2013;<lb/>
in agro Coburgico et vicino reperiunda</hi>. Coburg</hi>. 1818. 8.</p></note>.</p>
                <p>3) Die eben so merkwürdigen als seltenen <hi rendition="#g">Ortho-<lb/>
ceratiten</hi>, die sich theils fußlang, und vorzüglich im<lb/>
Meklenburgischen finden.</p>
                <p>4) Die <hi rendition="#g">Belemniten</hi> oder <hi rendition="#g">Luchssteine</hi>, <hi rendition="#aq">dactyli<lb/>
idaei</hi> (<hi rendition="#g">Engl</hi>. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">thunder-stones, fairies-fingers</hi></hi>), un-<lb/>
ter welchen es aber auch Gattungen ohne Scheidewände<lb/>
oder Alveolen gibt. Uebrigens eine der allgemeinsten<lb/>
Versteinerungen der Kalkflözgebirge, wo sie häufig mit<lb/>
schwarzem Stinkstein durchzogen sind (S. 529); aber<lb/>
auch in andern Flözlagen, wie z. B. in den Kreide-<lb/>
bergen von Kent brechen.</p>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[625/0647] So wie auch 9) zu einem Beyspiele statt mehrerer diejenige, übrigens noch so gemeine Gattung von Te- rebratuliten im Flöz-Kalkstein gerade dadurch merk- würdig wird, daß sie der jetztlebenden Glasbohrmuschel (Anomia vitrea S. 388.) gleicht, und nach dem vor- mahligen Typus aus der Urwelt nun auch in der nach- wärtigen Schöpfung gleichsam reproducirt worden. Von einschaligen Conchylien aber erst die so ge- nannten polythalamiae, deren Schale nähmlich inwen- dig durch Scheidewände in Kammern oder Fächer ab- getheilt ist: So z. B. 1) die Phaciten, Lenticuliten oder Linsensteine, in theils Gegenden auch Pfennig- steine, Kümmelsteine und Fruchtsteine genannt, porpites, lapis numularis, helicites einiger Schriftstel- ler (Fr. camérine, pierre lenticulaire oder numis- male, monnoie du diable), die außen mit flachge- wölbten blätterigen Schalen belegt sind, inwendig aber eine überaus zarte vielkammerige Spiralwindung von ansehnlicher Länge enthalten (– Abbild. n. h. Gegenst. tab. 40. –). Sind meist von Linsengröße, theils aber auch wohl wie ein halber Gulden. Finden sich in vielen Weltgegenden und theils in mächtigen Lagen; namentlich in Nieder-Aegypten, wo die Pyramiden großentheils daraus erbauet sind. 2) Das unübersehliche Heer von Ammoniten (Engl. Snake-stones) *). 3) Die eben so merkwürdigen als seltenen Ortho- ceratiten, die sich theils fußlang, und vorzüglich im Meklenburgischen finden. 4) Die Belemniten oder Luchssteine, dactyli idaei (Engl. thunder-stones, fairies-fingers), un- ter welchen es aber auch Gattungen ohne Scheidewände oder Alveolen gibt. Uebrigens eine der allgemeinsten Versteinerungen der Kalkflözgebirge, wo sie häufig mit schwarzem Stinkstein durchzogen sind (S. 529); aber auch in andern Flözlagen, wie z. B. in den Kreide- bergen von Kent brechen. *) s. unter andern J. C. M. Reinecke – cornua ammonis – in agro Coburgico et vicino reperiunda. Coburg. 1818. 8.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Editura GmbH & Co.KG, Berlin: Volltexterstellung und Basis-TEI-Auszeichung
Johann Friedrich Blumenbach – online: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-08-26T09:00:15Z)
Frank Wiegand: Konvertierung nach DTA-Basisformat (2013-08-26T09:00:15Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Nicht erfasst: Bogensignaturen und Kustoden, Kolumnentitel.
  • Auf Titelblättern wurde auf die Auszeichnung der Schriftgrößenunterschiede zugunsten der Identifizierung von <titlePart>s verzichtet.
  • Keine Auszeichnung der Initialbuchstaben am Kapitelanfang.
  • Langes ſ: als s transkribiert.
  • Hochgestellte e über Vokalen: in moderner Schreibweise erfasst.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1825
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1825/647
Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 11. Aufl. Göttingen, 1825, S. 625. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1825/647>, abgerufen am 22.11.2024.