Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 11. Aufl. Göttingen, 1825.

Bild:
<< vorherige Seite
IV. Von Fischen*).

Zu den merkwürdigsten Arten des Vorkommens der
Ichthyolithen gehören die einzelnen so sonderbar in
länglichen Thonschollen gleichsam mumisirten Fischchen
[Angmarset? (Salmo arcticus) S. 249.] vom Zucker-
top auf der Westküste von Grönland**).

Die versteinerten Fische im Tafelschiefer vom Blatten-
berg im Canton Glaris und die im Mansfeldischen und
Hessischen bituminösen Mergelschiefer zeigen selten die zur
specifischen Charakteristik wichtigsten Theile deutlich ge-
nug, daß man die Gattungen wie Zuversicht bestimmen
könnte.

Die meist sehr gut erhaltenen Fischgerippe in Stink-
schiefer vom Bolcaberg im Veronesischen***) werden zwar
insgemein sehr bestimmt auf bekannte Urbilder referirt.
Aber schon das scheint dabey bedenklich, daß dem zu
Folge jener Berg die gemeinschaftliche Niederlage nicht
nur von Flußfischen sowohl, als von Seefischen, son-
dern unter den letztern zumahl, zugleich von Thieren
aus den weitst von einander entfernten Oceanen seyn
soll. Von Utaheiti sowohl als aus dem mittländischen
Meere und von den Küsten von Japan, Brasilien, dem
nordöstlichen America, Africa etc.

Was sich aber im dichten Flöz-Kalkstein von ver-
steinten Fischen findet, sind meist nur einzelne Wirbel,
Gräten und Zähne. Unter letztern zumahl die so ge-
nannten Schlangenzungen (glossopetrae) aus dem
Hayfischgeschlechte, und die Bufoniten oder so genann-
ten Schlangenaugen (Fr. crapaudines), wovon
manche mit den stumpfen Zähnen des Klippfisches (Anar-
rhichas lupus) Aehnlichkeit haben.



*) M. H. de Blainville sur le poissons fossiles im
nouveau Dictionn. d'hist. nat. übers. mit Anmerk. von G. F.
Krüger. Quedlinb. 1823. 8.
**) Nehem. Grew museum Reg. Soc. Lond. tab. 19
***) S. des Grafen Gazzola prächtige Ittiolitologia Veronese
1794. gr. Fol. und G. Graydon in den Transactions of the
Royal Irish Academy
. Vol
. V. 1794. p. 281.
IV. Von Fischen*).

Zu den merkwürdigsten Arten des Vorkommens der
Ichthyolithen gehören die einzelnen so sonderbar in
länglichen Thonschollen gleichsam mumisirten Fischchen
[Angmarset? (Salmo arcticus) S. 249.] vom Zucker-
top auf der Westküste von Grönland**).

Die versteinerten Fische im Tafelschiefer vom Blatten-
berg im Canton Glaris und die im Mansfeldischen und
Hessischen bituminösen Mergelschiefer zeigen selten die zur
specifischen Charakteristik wichtigsten Theile deutlich ge-
nug, daß man die Gattungen wie Zuversicht bestimmen
könnte.

Die meist sehr gut erhaltenen Fischgerippe in Stink-
schiefer vom Bolcaberg im Veronesischen***) werden zwar
insgemein sehr bestimmt auf bekannte Urbilder referirt.
Aber schon das scheint dabey bedenklich, daß dem zu
Folge jener Berg die gemeinschaftliche Niederlage nicht
nur von Flußfischen sowohl, als von Seefischen, son-
dern unter den letztern zumahl, zugleich von Thieren
aus den weitst von einander entfernten Oceanen seyn
soll. Von Utaheiti sowohl als aus dem mittländischen
Meere und von den Küsten von Japan, Brasilien, dem
nordöstlichen America, Africa ꝛc.

Was sich aber im dichten Flöz-Kalkstein von ver-
steinten Fischen findet, sind meist nur einzelne Wirbel,
Gräten und Zähne. Unter letztern zumahl die so ge-
nannten Schlangenzungen (glossopetrae) aus dem
Hayfischgeschlechte, und die Bufoniten oder so genann-
ten Schlangenaugen (Fr. crapaudines), wovon
manche mit den stumpfen Zähnen des Klippfisches (Anar-
rhichas lupus) Aehnlichkeit haben.



*) M. H. de Blainville sur le poissons fossiles im
nouveau Dictionn. d'hist. nat. übers. mit Anmerk. von G. F.
Krüger. Quedlinb. 1823. 8.
**) Nehem. Grew museum Reg. Soc. Lond. tab. 19
***) S. des Grafen Gazzola prächtige Ittiolitologia Veronese
1794. gr. Fol. und G. Graydon in den Transactions of the
Royal Irish Academy
. Vol
. V. 1794. p. 281.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <pb facs="#f0644" xml:id="pb622_0001" n="622"/>
              <head rendition="#c">IV. <hi rendition="#g">Von Fischen</hi><note anchored="true" place="foot" n="*)"><p><hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">M. H. de Blainville</hi><hi rendition="#i">sur le poissons fossiles</hi></hi> im<lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">nouveau Dictionn. d'hist. nat</hi></hi>. übers. mit Anmerk. von G. F.<lb/><hi rendition="#g">Krüger</hi>. Quedlinb. 1823. 8.</p></note>.</head><lb/>
              <p>Zu den merkwürdigsten Arten des Vorkommens der<lb/><hi rendition="#g">Ichthyolithen</hi> gehören die einzelnen so sonderbar in<lb/>
länglichen Thonschollen gleichsam mumisirten Fischchen<lb/>
[<hi rendition="#g">Angmarset</hi>? (<hi rendition="#aq">Salmo <hi rendition="#i">arcticus</hi></hi>) S. 249.] vom Zucker-<lb/>
top auf der Westküste von Grönland<note anchored="true" place="foot" n="**)"><p><hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">Nehem. Grew</hi><hi rendition="#i">museum Reg. Soc. Lond</hi>. tab</hi>. 19</p></note>.</p>
              <p>Die versteinerten Fische im Tafelschiefer vom Blatten-<lb/>
berg im Canton Glaris und die im Mansfeldischen und<lb/>
Hessischen bituminösen Mergelschiefer zeigen selten die zur<lb/>
specifischen Charakteristik wichtigsten Theile deutlich ge-<lb/>
nug, daß man die Gattungen wie Zuversicht bestimmen<lb/>
könnte.</p>
              <p>Die meist sehr gut erhaltenen Fischgerippe in Stink-<lb/>
schiefer vom Bolcaberg im Veronesischen<note anchored="true" place="foot" n="***)"><p>S. des Grafen <hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">Gazzola</hi></hi> prächtige <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Ittiolitologia Veronese<lb/></hi></hi>1794. <hi rendition="#aq">gr. Fol</hi>. und <hi rendition="#aq">G. <hi rendition="#k">Graydon</hi></hi> in den <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Transactions of the<lb/>
Royal Irish Academy</hi>. Vol</hi>. V. 1794. <hi rendition="#aq">p</hi>. 281.</p></note> werden zwar<lb/>
insgemein sehr bestimmt auf bekannte Urbilder referirt.<lb/>
Aber schon das scheint dabey bedenklich, daß dem zu<lb/>
Folge jener Berg die gemeinschaftliche Niederlage nicht<lb/>
nur von Flußfischen sowohl, als von Seefischen, son-<lb/>
dern unter den letztern zumahl, zugleich von Thieren<lb/>
aus den weitst von einander entfernten Oceanen seyn<lb/>
soll. Von Utaheiti sowohl als aus dem mittländischen<lb/>
Meere und von den Küsten von Japan, Brasilien, dem<lb/>
nordöstlichen America, Africa &#xA75B;c.</p>
              <p>Was sich aber im dichten Flöz-Kalkstein von ver-<lb/>
steinten Fischen findet, sind meist nur einzelne Wirbel,<lb/>
Gräten und Zähne. Unter letztern zumahl die so ge-<lb/>
nannten <hi rendition="#g">Schlangenzungen</hi> (<hi rendition="#aq">glossopetrae</hi>) aus dem<lb/>
Hayfischgeschlechte, und die <hi rendition="#g">Bufoniten</hi> oder so genann-<lb/>
ten <hi rendition="#g">Schlangenaugen</hi> (Fr. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">crapaudines</hi></hi>), wovon<lb/>
manche mit den stumpfen Zähnen des Klippfisches (Anar-<lb/><hi rendition="#aq">rhichas <hi rendition="#i">lupus</hi></hi>) Aehnlichkeit haben.</p>
              <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
            </div>
            <div n="4">
</div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[622/0644] IV. Von Fischen *). Zu den merkwürdigsten Arten des Vorkommens der Ichthyolithen gehören die einzelnen so sonderbar in länglichen Thonschollen gleichsam mumisirten Fischchen [Angmarset? (Salmo arcticus) S. 249.] vom Zucker- top auf der Westküste von Grönland **). Die versteinerten Fische im Tafelschiefer vom Blatten- berg im Canton Glaris und die im Mansfeldischen und Hessischen bituminösen Mergelschiefer zeigen selten die zur specifischen Charakteristik wichtigsten Theile deutlich ge- nug, daß man die Gattungen wie Zuversicht bestimmen könnte. Die meist sehr gut erhaltenen Fischgerippe in Stink- schiefer vom Bolcaberg im Veronesischen ***) werden zwar insgemein sehr bestimmt auf bekannte Urbilder referirt. Aber schon das scheint dabey bedenklich, daß dem zu Folge jener Berg die gemeinschaftliche Niederlage nicht nur von Flußfischen sowohl, als von Seefischen, son- dern unter den letztern zumahl, zugleich von Thieren aus den weitst von einander entfernten Oceanen seyn soll. Von Utaheiti sowohl als aus dem mittländischen Meere und von den Küsten von Japan, Brasilien, dem nordöstlichen America, Africa ꝛc. Was sich aber im dichten Flöz-Kalkstein von ver- steinten Fischen findet, sind meist nur einzelne Wirbel, Gräten und Zähne. Unter letztern zumahl die so ge- nannten Schlangenzungen (glossopetrae) aus dem Hayfischgeschlechte, und die Bufoniten oder so genann- ten Schlangenaugen (Fr. crapaudines), wovon manche mit den stumpfen Zähnen des Klippfisches (Anar- rhichas lupus) Aehnlichkeit haben. *) M. H. de Blainville sur le poissons fossiles im nouveau Dictionn. d'hist. nat. übers. mit Anmerk. von G. F. Krüger. Quedlinb. 1823. 8. **) Nehem. Grew museum Reg. Soc. Lond. tab. 19 ***) S. des Grafen Gazzola prächtige Ittiolitologia Veronese 1794. gr. Fol. und G. Graydon in den Transactions of the Royal Irish Academy. Vol. V. 1794. p. 281.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Editura GmbH & Co.KG, Berlin: Volltexterstellung und Basis-TEI-Auszeichung
Johann Friedrich Blumenbach – online: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-08-26T09:00:15Z)
Frank Wiegand: Konvertierung nach DTA-Basisformat (2013-08-26T09:00:15Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Nicht erfasst: Bogensignaturen und Kustoden, Kolumnentitel.
  • Auf Titelblättern wurde auf die Auszeichnung der Schriftgrößenunterschiede zugunsten der Identifizierung von <titlePart>s verzichtet.
  • Keine Auszeichnung der Initialbuchstaben am Kapitelanfang.
  • Langes ſ: als s transkribiert.
  • Hochgestellte e über Vokalen: in moderner Schreibweise erfasst.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1825
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1825/644
Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 11. Aufl. Göttingen, 1825, S. 622. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1825/644>, abgerufen am 23.11.2024.