geboren, ohne doch selbst vollkommene Geschlechtsorgane zu haben*). - Hier bey der Imme hat das Weib- chen, die so genannte Königinn oder Mutter- biene, oder der Weißler, einen schlanken schmalen Leib, länger als die Dronen, kurze Flügel, einen be- haarten Kopf, ein zackiges Gebiß, braune Füße u. s. w. - Die männlichen Bienen, oder Dronen (Deck- oder Wasser- oder Holmbienen) sind groß und stark von Leibe, mit langen Flügeln etc. - Die Werk- und Arbeits-Bienen hingegen sind weit kleiner als jene beiden, von mittlern Wuchs, nach Verhältniß langen Flügeln, glattem Gebiß, schwarzen Füßen und einer besondern Grube am Hinterschenkel, die zum Eintragen dient, u. s. w. Diese letztern, deren in einem großen Stock wohl auf 10000 seyn können, haben allein die mannigfaltigen Verrichtungen des Eintragens, Bauens und der Besorgung der Brut. Die jüngern sammeln aus Blüthen den Stoff zu Honig und Wachs, den sie als Höschen zum Stocke tragen, wo er ihnen von den ältern abgenommen, und das Wachs vom Honig ge- schieden wird. Sie füttern die Bienen-Larven mit Blumenstaub, halten den Stock rein, und schaffen ihre Todten von da hinaus. Sie sind mit Stachel als Waf- fen versehen, den sie aber wenn sie tief stechen, leicht in der Wunde stecken lassen. - Die männlichen Bie- nen (etwa 700 in einem großen Stocke) haben keine andere Bestimmung, als sich mit ihrer Königinn ( - und zwar wie es scheint im Fluge -) zu paaren. Manche sterben gleich darauf, die übrigen müssen nachher verhungern, oder werden von den Arbeitsbienen in der so genannten Dronenschlacht umgebracht. Die so reich- lich befruchtete Mutterbiene legt ihre Eyer in die Zellen oder Mutterpfeiffen, von denen schon vorläufig die für die Dronen bestimmten größer als die übrigen gebaut sind. Wenn die Nachkommenschaft nach etlichen und 20 Tagen zur Reife gekommen, so trennt sie sich
*) Bey den bekannten, zumahl seit Schirach und Wil- helmi so vielseitig besprochenen Versuchen, nach welchen man Lar- ven der sonst unfruchtbaren Werkbienen in königliche umwandeln, und zu Ablegern benutzen könne, zeigen sich bis jetzt noch so manche Varianten und Dunkelheiten, daß sie wohl noch erst einer ächtkritischen Revision zu bedürfen scheinen.
geboren, ohne doch selbst vollkommene Geschlechtsorgane zu haben*). – Hier bey der Imme hat das Weib- chen, die so genannte Königinn oder Mutter- biene, oder der Weißler, einen schlanken schmalen Leib, länger als die Dronen, kurze Flügel, einen be- haarten Kopf, ein zackiges Gebiß, braune Füße u. s. w. – Die männlichen Bienen, oder Dronen (Deck- oder Wasser- oder Holmbienen) sind groß und stark von Leibe, mit langen Flügeln ꝛc. – Die Werk- und Arbeits-Bienen hingegen sind weit kleiner als jene beiden, von mittlern Wuchs, nach Verhältniß langen Flügeln, glattem Gebiß, schwarzen Füßen und einer besondern Grube am Hinterschenkel, die zum Eintragen dient, u. s. w. Diese letztern, deren in einem großen Stock wohl auf 10000 seyn können, haben allein die mannigfaltigen Verrichtungen des Eintragens, Bauens und der Besorgung der Brut. Die jüngern sammeln aus Blüthen den Stoff zu Honig und Wachs, den sie als Höschen zum Stocke tragen, wo er ihnen von den ältern abgenommen, und das Wachs vom Honig ge- schieden wird. Sie füttern die Bienen-Larven mit Blumenstaub, halten den Stock rein, und schaffen ihre Todten von da hinaus. Sie sind mit Stachel als Waf- fen versehen, den sie aber wenn sie tief stechen, leicht in der Wunde stecken lassen. – Die männlichen Bie- nen (etwa 700 in einem großen Stocke) haben keine andere Bestimmung, als sich mit ihrer Königinn ( – und zwar wie es scheint im Fluge –) zu paaren. Manche sterben gleich darauf, die übrigen müssen nachher verhungern, oder werden von den Arbeitsbienen in der so genannten Dronenschlacht umgebracht. Die so reich- lich befruchtete Mutterbiene legt ihre Eyer in die Zellen oder Mutterpfeiffen, von denen schon vorläufig die für die Dronen bestimmten größer als die übrigen gebaut sind. Wenn die Nachkommenschaft nach etlichen und 20 Tagen zur Reife gekommen, so trennt sie sich
*) Bey den bekannten, zumahl seit Schirach und Wil- helmi so vielseitig besprochenen Versuchen, nach welchen man Lar- ven der sonst unfruchtbaren Werkbienen in königliche umwandeln, und zu Ablegern benutzen könne, zeigen sich bis jetzt noch so manche Varianten und Dunkelheiten, daß sie wohl noch erst einer ächtkritischen Revision zu bedürfen scheinen.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><prendition="#l1em"><pbfacs="#f0351"xml:id="pb329_0001"n="329"/>
geboren, ohne doch selbst vollkommene Geschlechtsorgane<lb/>
zu haben<noteanchored="true"place="foot"n="*)"><p>Bey den bekannten, zumahl seit <hirendition="#g">Schirach</hi> und <hirendition="#g">Wil-<lb/>
helmi</hi> so vielseitig besprochenen Versuchen, nach welchen man Lar-<lb/>
ven der sonst unfruchtbaren Werkbienen in königliche umwandeln,<lb/>
und zu Ablegern benutzen könne, zeigen sich bis jetzt noch so<lb/>
manche Varianten und Dunkelheiten, daß sie wohl noch erst<lb/>
einer ächtkritischen Revision zu bedürfen scheinen.</p></note>. – Hier bey der Imme hat das Weib-<lb/>
chen, die so genannte <hirendition="#g">Königinn</hi> oder <hirendition="#g">Mutter-<lb/>
biene</hi>, oder der <hirendition="#g">Weißler</hi>, einen schlanken schmalen<lb/>
Leib, länger als die Dronen, kurze Flügel, einen be-<lb/>
haarten Kopf, ein zackiges Gebiß, braune Füße u. s. w. –<lb/>
Die männlichen Bienen, oder <hirendition="#g">Dronen</hi> (<hirendition="#g">Deck</hi>- oder<lb/><hirendition="#g">Wasser</hi>- oder <hirendition="#g">Holmbienen</hi>) sind groß und stark<lb/>
von Leibe, mit langen Flügeln ꝛc. – Die <hirendition="#g">Werk</hi>- und<lb/><hirendition="#g">Arbeits-Bienen</hi> hingegen sind weit kleiner als jene<lb/>
beiden, von mittlern Wuchs, nach Verhältniß langen<lb/>
Flügeln, glattem Gebiß, schwarzen Füßen und einer<lb/>
besondern Grube am Hinterschenkel, die zum Eintragen<lb/>
dient, u. s. w. Diese letztern, deren in einem großen<lb/>
Stock wohl auf 10000 seyn können, haben allein die<lb/>
mannigfaltigen Verrichtungen des Eintragens, Bauens<lb/>
und der Besorgung der Brut. Die jüngern sammeln<lb/>
aus Blüthen den Stoff zu Honig und Wachs, den sie<lb/>
als Höschen zum Stocke tragen, wo er ihnen von den<lb/>
ältern abgenommen, und das Wachs vom Honig ge-<lb/>
schieden wird. Sie füttern die Bienen-Larven mit<lb/>
Blumenstaub, halten den Stock rein, und schaffen ihre<lb/>
Todten von da hinaus. Sie sind mit Stachel als Waf-<lb/>
fen versehen, den sie aber wenn sie tief stechen, leicht<lb/>
in der Wunde stecken lassen. – Die männlichen Bie-<lb/>
nen (etwa 700 in einem großen Stocke) haben keine<lb/>
andere Bestimmung, als sich mit ihrer Königinn ( –<lb/>
und zwar wie es scheint im Fluge –) zu paaren.<lb/>
Manche sterben gleich darauf, die übrigen müssen nachher<lb/>
verhungern, oder werden von den Arbeitsbienen in der<lb/>
so genannten Dronenschlacht umgebracht. Die so reich-<lb/>
lich befruchtete <hirendition="#g">Mutterbiene</hi> legt ihre Eyer in die<lb/>
Zellen oder Mutterpfeiffen, von denen schon vorläufig<lb/>
die für die Dronen bestimmten größer als die übrigen<lb/>
gebaut sind. Wenn die Nachkommenschaft nach etlichen<lb/>
und 20 Tagen zur Reife gekommen, so trennt sie sich<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[329/0351]
geboren, ohne doch selbst vollkommene Geschlechtsorgane
zu haben *). – Hier bey der Imme hat das Weib-
chen, die so genannte Königinn oder Mutter-
biene, oder der Weißler, einen schlanken schmalen
Leib, länger als die Dronen, kurze Flügel, einen be-
haarten Kopf, ein zackiges Gebiß, braune Füße u. s. w. –
Die männlichen Bienen, oder Dronen (Deck- oder
Wasser- oder Holmbienen) sind groß und stark
von Leibe, mit langen Flügeln ꝛc. – Die Werk- und
Arbeits-Bienen hingegen sind weit kleiner als jene
beiden, von mittlern Wuchs, nach Verhältniß langen
Flügeln, glattem Gebiß, schwarzen Füßen und einer
besondern Grube am Hinterschenkel, die zum Eintragen
dient, u. s. w. Diese letztern, deren in einem großen
Stock wohl auf 10000 seyn können, haben allein die
mannigfaltigen Verrichtungen des Eintragens, Bauens
und der Besorgung der Brut. Die jüngern sammeln
aus Blüthen den Stoff zu Honig und Wachs, den sie
als Höschen zum Stocke tragen, wo er ihnen von den
ältern abgenommen, und das Wachs vom Honig ge-
schieden wird. Sie füttern die Bienen-Larven mit
Blumenstaub, halten den Stock rein, und schaffen ihre
Todten von da hinaus. Sie sind mit Stachel als Waf-
fen versehen, den sie aber wenn sie tief stechen, leicht
in der Wunde stecken lassen. – Die männlichen Bie-
nen (etwa 700 in einem großen Stocke) haben keine
andere Bestimmung, als sich mit ihrer Königinn ( –
und zwar wie es scheint im Fluge –) zu paaren.
Manche sterben gleich darauf, die übrigen müssen nachher
verhungern, oder werden von den Arbeitsbienen in der
so genannten Dronenschlacht umgebracht. Die so reich-
lich befruchtete Mutterbiene legt ihre Eyer in die
Zellen oder Mutterpfeiffen, von denen schon vorläufig
die für die Dronen bestimmten größer als die übrigen
gebaut sind. Wenn die Nachkommenschaft nach etlichen
und 20 Tagen zur Reife gekommen, so trennt sie sich
*) Bey den bekannten, zumahl seit Schirach und Wil-
helmi so vielseitig besprochenen Versuchen, nach welchen man Lar-
ven der sonst unfruchtbaren Werkbienen in königliche umwandeln,
und zu Ablegern benutzen könne, zeigen sich bis jetzt noch so
manche Varianten und Dunkelheiten, daß sie wohl noch erst
einer ächtkritischen Revision zu bedürfen scheinen.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 11. Aufl. Göttingen, 1825, S. 329. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1825/351>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.