Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 10. Aufl. Göttingen, 1821.In vielen Meeren der alten Welt, auch im 66. Encrinus. Stirps elongata, cor- *) Unter den Normännern geht eine Volkssage, als
ob dieses Medusenhaupt das Junge des famosen Kraken sey, wovon Pontoppidan in s. N. G. von Norwegen so viel Abentheuerliches erzählt hat. - Dieses vermeinte Seeungeheuer soll nähmlich in der Tiefe des Meeres hausen, aber zu Zeiten empor steigen, zur großen Gefährde der Schiffe, die sich dann etwa gerade über ihm be- fänden; da dann auch sein über der Meeresfläche herausragender Rücken für eine schwimmende In- sel angesehen worden sey u. s. w.Wenn man alles, was von diesem Dinge ge- sagt worden, critisch vergleicht, so zeigt sich, daß sehr verschiedne und zugleich sehr mißverstandene Erscheinungen dazu Anlaß gegeben haben mögen.Manches darunter paßt auf den Wallfisch (- s. z. B. einen Unglücksfall, der sich durchs Aufsteigen eines solchen Thiers unter einem be- mannten Fahrzeug ereignet in Watk. Tench's account of the settlement at Pt. Jackson p. 52. -) Manches hingegen auf dicke, niedrig- stehende Nebel, dergleichen zuweilen selbst von sehr erfahrnen Seeleuten für Küsten etc. angesehen wor- den: (- einen merkwürdigen Fall der Art s. im vogage de la Perouse autour du monde vol. III. p. 10 -) Und so löst sich das auf, was vorlängst der alte Thormod Torfesen in s. Groenlandia antiqua p. 100 vom Kraken sagt: "Tracta In vielen Meeren der alten Welt, auch im 66. Encrinus. Stirps elongata, cor- *) Unter den Normännern geht eine Volkssage, als
ob dieses Medusenhaupt das Junge des famosen Kraken sey, wovon Pontoppidan in s. N. G. von Norwegen so viel Abentheuerliches erzählt hat. – Dieses vermeinte Seeungeheuer soll nähmlich in der Tiefe des Meeres hausen, aber zu Zeiten empor steigen, zur großen Gefährde der Schiffe, die sich dann etwa gerade über ihm be- fänden; da dann auch sein über der Meeresfläche herausragender Rücken für eine schwimmende In- sel angesehen worden sey u. s. w.Wenn man alles, was von diesem Dinge ge- sagt worden, critisch vergleicht, so zeigt sich, daß sehr verschiedne und zugleich sehr mißverstandene Erscheinungen dazu Anlaß gegeben haben mögen.Manches darunter paßt auf den Wallfisch (– s. z. B. einen Unglücksfall, der sich durchs Aufsteigen eines solchen Thiers unter einem be- mannten Fahrzeug ereignet in Watk. Tench's account of the settlement at Pt. Jackson p. 52. –) Manches hingegen auf dicke, niedrig- stehende Nebel, dergleichen zuweilen selbst von sehr erfahrnen Seeleuten für Küsten ꝛc. angesehen wor- den: (– einen merkwürdigen Fall der Art s. im vogage de la Pérouse autour du monde vol. III. p. 10 –) Und so löst sich das auf, was vorlängst der alte Thormod Torfesen in s. Groenlandia antiqua p. 100 vom Kraken sagt: „Tracta <TEI> <text xmlns:xsi="http://www.w3.org/2001/XMLSchema-instance" xml:id="blume_hbnatur_000032"> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0511" xml:id="pb489_0001" n="489"/> <p rendition="#l1em">In vielen Meeren der alten Welt, auch im<lb/> Caspischen. – Doch scheint das im nordischen<lb/> Ocean von dem Südindischen ꝛc. specifisch ver-<lb/> schieden zu seyn. Ein überaus träges und son-<lb/> derbar gebildetes Thier, an dessen Umfang man<lb/> auf 82000 Endzweige gezählt hat<note anchored="true" place="foot" n="*)"><p>Unter den Normännern geht eine Volkssage, als<lb/> ob dieses Medusenhaupt das Junge des famosen<lb/><hi rendition="#g">Kraken</hi> sey, wovon Pontoppidan in s. N. G.<lb/> von Norwegen so viel Abentheuerliches erzählt<lb/> hat. – Dieses vermeinte Seeungeheuer soll<lb/> nähmlich in der Tiefe des Meeres hausen, aber<lb/> zu Zeiten empor steigen, zur großen Gefährde der<lb/> Schiffe, die sich dann etwa gerade über ihm be-<lb/> fänden; da dann auch sein über der Meeresfläche<lb/> herausragender Rücken für eine schwimmende In-<lb/> sel angesehen worden sey u. s. w.</p><p>Wenn man alles, was von diesem Dinge ge-<lb/> sagt worden, critisch vergleicht, so zeigt sich, daß<lb/> sehr verschiedne und zugleich sehr mißverstandene<lb/> Erscheinungen dazu Anlaß gegeben haben mögen.</p><p>Manches darunter paßt auf den Wallfisch<lb/> (– s. z. B. einen Unglücksfall, der sich durchs<lb/> Aufsteigen eines solchen Thiers unter einem be-<lb/> mannten Fahrzeug ereignet in <hi rendition="#aq">Watk. Tench's<lb/><hi rendition="#i">account of the settlement at</hi> Pt. Jackson<lb/> p</hi>. 52. –) Manches hingegen auf dicke, niedrig-<lb/> stehende Nebel, dergleichen zuweilen selbst von sehr<lb/> erfahrnen Seeleuten für Küsten ꝛc. angesehen wor-<lb/> den: (– einen merkwürdigen Fall der Art s. im<lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">vogage de</hi> la Pérouse <hi rendition="#i">autour du monde</hi> vol.</hi> III.<lb/><hi rendition="#aq">p</hi>. 10 –) Und so löst sich das auf, was vorlängst<lb/> der alte <hi rendition="#aq">Thormod <hi rendition="#g">Tor</hi>fesen</hi> in s. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Groenlandia<lb/> antiqua</hi> p.</hi> 100 vom <hi rendition="#g">Kraken</hi> sagt: <q type="preline">„<hi rendition="#aq">Tracta<lb/> haec <hi rendition="#g">fabula</hi>videtur ex insula <hi rendition="#g">–</hi> aliquando<lb/> conspicus, sapius tamen inconspicua</hi>.”</q></p></note>.</p> <p rendition="#indent-1">66. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#k"><hi rendition="#g">Encrinus</hi></hi>. Stirps elongata, cor-<lb/> pore terminali radiato.</hi></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [489/0511]
In vielen Meeren der alten Welt, auch im
Caspischen. – Doch scheint das im nordischen
Ocean von dem Südindischen ꝛc. specifisch ver-
schieden zu seyn. Ein überaus träges und son-
derbar gebildetes Thier, an dessen Umfang man
auf 82000 Endzweige gezählt hat *).
66. Encrinus. Stirps elongata, cor-
pore terminali radiato.
*) Unter den Normännern geht eine Volkssage, als
ob dieses Medusenhaupt das Junge des famosen
Kraken sey, wovon Pontoppidan in s. N. G.
von Norwegen so viel Abentheuerliches erzählt
hat. – Dieses vermeinte Seeungeheuer soll
nähmlich in der Tiefe des Meeres hausen, aber
zu Zeiten empor steigen, zur großen Gefährde der
Schiffe, die sich dann etwa gerade über ihm be-
fänden; da dann auch sein über der Meeresfläche
herausragender Rücken für eine schwimmende In-
sel angesehen worden sey u. s. w.
Wenn man alles, was von diesem Dinge ge-
sagt worden, critisch vergleicht, so zeigt sich, daß
sehr verschiedne und zugleich sehr mißverstandene
Erscheinungen dazu Anlaß gegeben haben mögen.
Manches darunter paßt auf den Wallfisch
(– s. z. B. einen Unglücksfall, der sich durchs
Aufsteigen eines solchen Thiers unter einem be-
mannten Fahrzeug ereignet in Watk. Tench's
account of the settlement at Pt. Jackson
p. 52. –) Manches hingegen auf dicke, niedrig-
stehende Nebel, dergleichen zuweilen selbst von sehr
erfahrnen Seeleuten für Küsten ꝛc. angesehen wor-
den: (– einen merkwürdigen Fall der Art s. im
vogage de la Pérouse autour du monde vol. III.
p. 10 –) Und so löst sich das auf, was vorlängst
der alte Thormod Torfesen in s. Groenlandia
antiqua p. 100 vom Kraken sagt: „Tracta
haec fabulavidetur ex insula – aliquando
conspicus, sapius tamen inconspicua.”
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