Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 10. Aufl. Göttingen, 1821.eine Art von Reviviscenz, wodurch sie ge- §. 154. Die meisten thierischen Eingeweidewürmer, §. 155. Die unübersehliche Menge von Seege- *) Auch die Paarung hat bey manchen Thieren dieser
Classe ungemein viel Eigenes, wie z. B. bey den gemeinsten Garten- und Wald-Schnecken (helix arbustorum, nemoralis etc.), als welche zur Brunst- zeit mit einem überaus sonderbaren kleinen Pfeile versehen sind, der von kalkartiger Substanz ist, und ungefähr die Gestalt eines vierschneidigen Lan- zenschaftes hat. (tab. 1. fig. 8.) Dieser Liebes- pfeil steckt ihnen dann ganz locker in einer Oeff- nung des Halfes, und wenn ihrer zwey und zwey einander aufgefunden haben, so drückt jedes sei- nen Pfeil dem andern in die Brust, und erst auf diese vorgängige Auswechselung dieser Pfeile und dadurch verursachte Anreißung erfolgt die wahre Paarung. eine Art von Reviviscenz, wodurch sie ge- §. 154. Die meisten thierischen Eingeweidewürmer, §. 155. Die unübersehliche Menge von Seege- *) Auch die Paarung hat bey manchen Thieren dieser
Classe ungemein viel Eigenes, wie z. B. bey den gemeinsten Garten- und Wald-Schnecken (helix arbustorum, nemoralis etc.), als welche zur Brunst- zeit mit einem überaus sonderbaren kleinen Pfeile versehen sind, der von kalkartiger Substanz ist, und ungefähr die Gestalt eines vierschneidigen Lan- zenschaftes hat. (tab. 1. fig. 8.) Dieser Liebes- pfeil steckt ihnen dann ganz locker in einer Oeff- nung des Halfes, und wenn ihrer zwey und zwey einander aufgefunden haben, so drückt jedes sei- nen Pfeil dem andern in die Brust, und erst auf diese vorgängige Auswechselung dieser Pfeile und dadurch verursachte Anreißung erfolgt die wahre Paarung. <TEI> <text xmlns:xsi="http://www.w3.org/2001/XMLSchema-instance" xml:id="blume_hbnatur_000032"> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0454" xml:id="pb432_0001" n="432"/> eine Art von Reviviscenz, wodurch sie ge-<lb/> wisser Maßen unzerstörbar scheinen.</p> </div> <div n="2"> <head rendition="#c">§. 154.</head><lb/> <p>Die meisten thierischen Eingeweidewürmer,<lb/> auch die Tintenfische ꝛc. ausgenommen, sind<lb/> wohl die allermehrsten Würmer wahre Herm-<lb/> aphroditen, von denen jedes Individuum<lb/> sein Geschlecht auf eine der oben angegebenen<lb/> Weisen (§. 20. S. 31.) fortzupflanzen im<lb/> Stande ist<note anchored="true" place="foot" n="*)"><p>Auch die Paarung hat bey manchen Thieren dieser<lb/> Classe ungemein viel Eigenes, wie z. B. bey den<lb/> gemeinsten Garten- und Wald-Schnecken (<hi rendition="#aq">helix<lb/><hi rendition="#i">arbustorum, nemoralis</hi> etc</hi>.), als welche zur Brunst-<lb/> zeit mit einem überaus sonderbaren kleinen Pfeile<lb/> versehen sind, der von kalkartiger Substanz ist,<lb/> und ungefähr die Gestalt eines vierschneidigen Lan-<lb/> zenschaftes hat. (<hi rendition="#aq">tab</hi>. 1. <hi rendition="#aq">fig</hi>. 8.) Dieser Liebes-<lb/> pfeil steckt ihnen dann ganz locker in einer Oeff-<lb/> nung des Halfes, und wenn ihrer zwey und zwey<lb/> einander aufgefunden haben, so drückt jedes sei-<lb/> nen Pfeil dem andern in die Brust, und erst auf<lb/> diese vorgängige Auswechselung dieser Pfeile und<lb/> dadurch verursachte Anreißung erfolgt die wahre<lb/> Paarung.</p></note>.</p> </div> <div n="2"> <head rendition="#c">§. 155.</head><lb/> <p>Die unübersehliche Menge von Seege-<lb/> schöpfen in dieser Classe (§. 152.), zumahl die<lb/> Conchylien und Corallen, werden in der großen<lb/> Haushaltung der Natur vorzüglichst dadurch<lb/> äußerst wichtig, daß sie im Ocean [– so wie die<lb/> Insecten auf und in der Erde (§. 143.) –]<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [432/0454]
eine Art von Reviviscenz, wodurch sie ge-
wisser Maßen unzerstörbar scheinen.
§. 154.
Die meisten thierischen Eingeweidewürmer,
auch die Tintenfische ꝛc. ausgenommen, sind
wohl die allermehrsten Würmer wahre Herm-
aphroditen, von denen jedes Individuum
sein Geschlecht auf eine der oben angegebenen
Weisen (§. 20. S. 31.) fortzupflanzen im
Stande ist *).
§. 155.
Die unübersehliche Menge von Seege-
schöpfen in dieser Classe (§. 152.), zumahl die
Conchylien und Corallen, werden in der großen
Haushaltung der Natur vorzüglichst dadurch
äußerst wichtig, daß sie im Ocean [– so wie die
Insecten auf und in der Erde (§. 143.) –]
*) Auch die Paarung hat bey manchen Thieren dieser
Classe ungemein viel Eigenes, wie z. B. bey den
gemeinsten Garten- und Wald-Schnecken (helix
arbustorum, nemoralis etc.), als welche zur Brunst-
zeit mit einem überaus sonderbaren kleinen Pfeile
versehen sind, der von kalkartiger Substanz ist,
und ungefähr die Gestalt eines vierschneidigen Lan-
zenschaftes hat. (tab. 1. fig. 8.) Dieser Liebes-
pfeil steckt ihnen dann ganz locker in einer Oeff-
nung des Halfes, und wenn ihrer zwey und zwey
einander aufgefunden haben, so drückt jedes sei-
nen Pfeil dem andern in die Brust, und erst auf
diese vorgängige Auswechselung dieser Pfeile und
dadurch verursachte Anreißung erfolgt die wahre
Paarung.
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Zitationshilfe: | Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 10. Aufl. Göttingen, 1821, S. 432. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1821/454>, abgerufen am 22.02.2025. |