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Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 10. Aufl. Göttingen, 1821.

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§. 7.

Sich die Entstehung der organisirten Kör-
per zu erklären, hat man, zumahl neuerlich,
die so genannte Evolutions-Hypothese be-
quem gefunden, und gemeint, es werde gar
kein Mensch, und kein anderes Thier, und
keine Pflanze erzeugt, - sondern sie lägen
alle schon seit der ersten Schöpfung als völlig
präformirte Keime*) bey ihren Aeltern und
Vorfahren längst vorräthig; die verschiede-
nen Generationen steckten, gleichsam wie ein-
gepackte Schachteln, in einander, und würden
nur nach und nach, so wie die Reihe an sie
käme, durch die Befruchtung entwickelt und
aus Licht gebracht. - Eine Meynung, die
doch schon sowohl durch den dabey erforder-
lichen Aufwand von übernatürlichen (hyper-

*) "Denn" (so sagt Haller, das Haupt der neue-
ren Evolutionisten -) "alle Eingeweide und die
Knochen selbst waren schon im unsichtbaren Keim
vorhero gebaut gegenwärtig, obgleich in einem
fast flüssigen Zustande."

Und das ist doch wenigstens bestimmte Sprache.Wenn hingegen einige Neuere, um die Evolu-
tionshypothese mit der Lehre von der allmählichen
Bildung zu vereinbaren, zwar zugeben, daß der
Zeugungsstoff nicht präformirt sey, aber doch mei-
nen, daß er dessen ungeachtet einen Keim ent-
halte, der dennoch was anders sey, als ungeform-
ter Zeugungsstoff etc. so sind das unbestimmte,
leere Ausdrücke. Wenigstens geht mir es dann mit
solchen Quasi-Keimen, wie dem Cicero mit dem
quasi corpus des Gottes der Epicuräer, wovon
er sagt: "corpus quid sit, intelligo: quasi cor-
pus
quid sit, nullo prorsus modo intelligo
."
§. 7.

Sich die Entstehung der organisirten Kör-
per zu erklären, hat man, zumahl neuerlich,
die so genannte Evolutions-Hypothese be-
quem gefunden, und gemeint, es werde gar
kein Mensch, und kein anderes Thier, und
keine Pflanze erzeugt, – sondern sie lägen
alle schon seit der ersten Schöpfung als völlig
präformirte Keime*) bey ihren Aeltern und
Vorfahren längst vorräthig; die verschiede-
nen Generationen steckten, gleichsam wie ein-
gepackte Schachteln, in einander, und würden
nur nach und nach, so wie die Reihe an sie
käme, durch die Befruchtung entwickelt und
aus Licht gebracht. – Eine Meynung, die
doch schon sowohl durch den dabey erforder-
lichen Aufwand von übernatürlichen (hyper-

*) „Denn“ (so sagt Haller, das Haupt der neue-
ren Evolutionisten –) „alle Eingeweide und die
Knochen selbst waren schon im unsichtbaren Keim
vorhero gebaut gegenwärtig, obgleich in einem
fast flüssigen Zustande.”

Und das ist doch wenigstens bestimmte Sprache.Wenn hingegen einige Neuere, um die Evolu-
tionshypothese mit der Lehre von der allmählichen
Bildung zu vereinbaren, zwar zugeben, daß der
Zeugungsstoff nicht präformirt sey, aber doch mei-
nen, daß er dessen ungeachtet einen Keim ent-
halte, der dennoch was anders sey, als ungeform-
ter Zeugungsstoff ꝛc. so sind das unbestimmte,
leere Ausdrücke. Wenigstens geht mir es dann mit
solchen Quasi-Keimen, wie dem Cicero mit dem
quasi corpus des Gottes der Epicuräer, wovon
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pus
quid sit, nullo prorsus modo intelligo
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[13/0035] §. 7. Sich die Entstehung der organisirten Kör- per zu erklären, hat man, zumahl neuerlich, die so genannte Evolutions-Hypothese be- quem gefunden, und gemeint, es werde gar kein Mensch, und kein anderes Thier, und keine Pflanze erzeugt, – sondern sie lägen alle schon seit der ersten Schöpfung als völlig präformirte Keime *) bey ihren Aeltern und Vorfahren längst vorräthig; die verschiede- nen Generationen steckten, gleichsam wie ein- gepackte Schachteln, in einander, und würden nur nach und nach, so wie die Reihe an sie käme, durch die Befruchtung entwickelt und aus Licht gebracht. – Eine Meynung, die doch schon sowohl durch den dabey erforder- lichen Aufwand von übernatürlichen (hyper- *) „Denn“ (so sagt Haller, das Haupt der neue- ren Evolutionisten –) „alle Eingeweide und die Knochen selbst waren schon im unsichtbaren Keim vorhero gebaut gegenwärtig, obgleich in einem fast flüssigen Zustande.” Und das ist doch wenigstens bestimmte Sprache. Wenn hingegen einige Neuere, um die Evolu- tionshypothese mit der Lehre von der allmählichen Bildung zu vereinbaren, zwar zugeben, daß der Zeugungsstoff nicht präformirt sey, aber doch mei- nen, daß er dessen ungeachtet einen Keim ent- halte, der dennoch was anders sey, als ungeform- ter Zeugungsstoff ꝛc. so sind das unbestimmte, leere Ausdrücke. Wenigstens geht mir es dann mit solchen Quasi-Keimen, wie dem Cicero mit dem quasi corpus des Gottes der Epicuräer, wovon er sagt: „corpus quid sit, intelligo: quasi cor- pus quid sit, nullo prorsus modo intelligo.”

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Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 10. Aufl. Göttingen, 1821, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1821/35>, abgerufen am 23.11.2024.