Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 9. Aufl. Wien, 1816.

Bild:
<< vorherige Seite

aus dem Lucerner Gebieth, die dort in unsäglicher
Menge und unvermengt im dichten Kalkfels liegen*).

4) Der kleine Serpulites coacervatus, der am
Deister im Hannöverischen in ganzen Flötzlagen von
Stinkstein zusammengehäuft ist**).

II. Crustacea.

1) Unter den mancherley See-Igeln, zumahl
diejenigen, so start der Stacheln mit den ehedem so
räthselhaften Judensteinen besetzt sind***).

Dann 2) die Encriniten, und 3) die Pen-
tacriniten
, zwey ansehnliche Petrefactenarten,
die der Seepalme aus der jetzigen Schöpfung zwar
ähneln, aber nicht gleichen; und aus einem viesar-
migen Körper bestehen, der auf einem langen ge-
gliederten Stäugel sitzt.

Bey den Encriniten oder Seelilien+),
(Abbild. n. h. Gegenst. tab. 60.) die sich meist in
dichtem Kalkstein finden, sind die Arme des Körpers ge-
wöhnlich zusammengefaltet, da er dann eine Ähn-
lichkeit mit einer Maiz-Ähre oder einer noch unauf-
geblühten Lilie hat, und deßhalb Lilienstein ge-
nannt wird. Der astlose Stängel muß mit seinem
untern Ende aus dem Meeresboden der Vorwelt
festgesessen haben. Seine wirbelartigen Glieder,
welche die Gestalt kleiner Mühlsteine mit sonnen-
förmiger Zeichnung haben, sind unter dem Nahmen
der Entrochiten, Rädersteinchen, Bonifaciuspfenni-
ge, Hünenthränen, Spangensteinchen, (Engl.
St. Cuthbert's beads) allgemein bekannt, und der
Flötzkalkstein mancher Gegenden wimmelt gleichsam
davon.

*) S. Voigts Magazin. V. Bd. 1. St. S. 14. u. f. tab. 2.
**) Specimen archaeologiae telluris tab. 2. fig. 8.
***) S. Andreä a. a. O. tab. 14. fig. d. S. 263 u. f.
+) Mich. Reinh. Rosini tentaminis de lithozois ac lithophytis
prodromus
. Hamb. 1719. 4.Sam. Chr. Hollmann descriptio pentacrinorum. Goett. 1784. 4.
Voigts Magazin. IV. B. 4. St. S. 1. u. f. tab. 1.

aus dem Lucerner Gebieth, die dort in unsäglicher
Menge und unvermengt im dichten Kalkfels liegen*).

4) Der kleine Serpulites coacervatus, der am
Deister im Hannöverischen in ganzen Flötzlagen von
Stinkstein zusammengehäuft ist**).

II. Crustacea.

1) Unter den mancherley See-Igeln, zumahl
diejenigen, so start der Stacheln mit den ehedem so
räthselhaften Judensteinen besetzt sind***).

Dann 2) die Encriniten, und 3) die Pen-
tacriniten
, zwey ansehnliche Petrefactenarten,
die der Seepalme aus der jetzigen Schöpfung zwar
ähneln, aber nicht gleichen; und aus einem viesar-
migen Körper bestehen, der auf einem langen ge-
gliederten Stäugel sitzt.

Bey den Encriniten oder Seelilien†),
(Abbild. n. h. Gegenst. tab. 60.) die sich meist in
dichtem Kalkstein finden, sind die Arme des Körpers ge-
wöhnlich zusammengefaltet, da er dann eine Ähn-
lichkeit mit einer Maiz-Ähre oder einer noch unauf-
geblühten Lilie hat, und deßhalb Lilienstein ge-
nannt wird. Der astlose Stängel muß mit seinem
untern Ende aus dem Meeresboden der Vorwelt
festgesessen haben. Seine wirbelartigen Glieder,
welche die Gestalt kleiner Mühlsteine mit sonnen-
förmiger Zeichnung haben, sind unter dem Nahmen
der Entrochiten, Rädersteinchen, Bonifaciuspfenni-
ge, Hünenthränen, Spangensteinchen, (Engl.
St. Cuthbert's beads) allgemein bekannt, und der
Flötzkalkstein mancher Gegenden wimmelt gleichsam
davon.

*) S. Voigts Magazin. V. Bd. 1. St. S. 14. u. f. tab. 2.
**) Specimen archaeologiae telluris tab. 2. fig. 8.
***) S. Andreä a. a. O. tab. 14. fig. d. S. 263 u. f.
†) Mich. Reinh. Rosini tentaminis de lithozois ac lithophytis
prodromus
. Hamb. 1719. 4.Sam. Chr. Hollmann descriptio pentacrinorum. Goett. 1784. 4.
Voigts Magazin. IV. B. 4. St. S. 1. u. f. tab. 1.
<TEI xml:lang="de-DE">
  <text xml:id="blume_hbnatur_000041">
    <group>
      <text xml:id="blume_hbnatur_000041_2" n="2">
        <body>
          <div n="1">
            <div n="2">
              <div n="3">
                <div n="4">
                  <p><pb facs="#f0658" xml:id="pb285_02_0001" n="285"/>
aus dem Lucerner Gebieth, die dort in unsäglicher<lb/>
Menge und unvermengt im dichten Kalkfels liegen<note anchored="true" place="foot" n="*)"><p>S. <hi rendition="#g">Voigts</hi> Magazin. V. Bd. 1. St. S. 14. u. f. tab. 2.</p></note>.</p>
                  <p>4) Der kleine <hi rendition="#aq">Serpulites</hi> <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">coacervatus</hi></hi>, der am<lb/>
Deister im Hannöverischen in ganzen Flötzlagen von<lb/>
Stinkstein zusammengehäuft ist<note anchored="true" place="foot" n="**)"><p><hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">Specimen archaeologiae telluris</hi></hi><hi rendition="#aq">tab</hi>. 2. <hi rendition="#aq">fig</hi>. 8.</p></note>.</p>
                </div>
              </div>
              <div n="3">
                <head rendition="#c">II. <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">Crustacea</hi></hi>.</head><lb/>
                <p>1) Unter den mancherley <hi rendition="#g">See</hi>-<hi rendition="#g">Igeln</hi>, zumahl<lb/>
diejenigen, so start der Stacheln mit den ehedem so<lb/>
räthselhaften Judensteinen besetzt sind<note anchored="true" place="foot" n="***)"><p>S. <hi rendition="#g">Andreä</hi> a. a. O. <hi rendition="#aq">tab</hi>. 14. fig. d. S. 263 u. f.</p></note>.</p>
                <p>Dann 2) die <hi rendition="#g">Encriniten</hi>, und 3) die <hi rendition="#g">Pen-<lb/>
tacriniten</hi>, zwey ansehnliche Petrefactenarten,<lb/>
die der Seepalme aus der jetzigen Schöpfung zwar<lb/>
ähneln, aber nicht gleichen; und aus einem viesar-<lb/>
migen Körper bestehen, der auf einem langen ge-<lb/>
gliederten Stäugel sitzt.</p>
                <p>Bey den <hi rendition="#g">Encriniten</hi> oder <hi rendition="#g">Seelilien</hi><note anchored="true" place="foot" n="&#x2020;)"><p><hi rendition="#k"><hi rendition="#aq">Mich. Reinh. Rosini</hi></hi><hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">tentaminis de lithozois ac lithophytis<lb/>
prodromus</hi></hi>. <hi rendition="#aq">Hamb</hi>. 1719. 4.</p><p><hi rendition="#k"><hi rendition="#aq">Sam. Chr. Hollmann</hi></hi><hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">descriptio pentacrinorum</hi></hi>. <hi rendition="#aq">Goett</hi>. 1784. 4.<lb/><hi rendition="#g">Voigts</hi> Magazin. IV. B. 4. St. S. 1. u. f. <hi rendition="#aq">tab</hi>. 1.</p></note>,<lb/>
(<hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">Abbild. n. h. Gegenst</hi></hi>. <hi rendition="#aq">tab</hi>. 60.) die sich meist in<lb/>
dichtem Kalkstein finden, sind die Arme des Körpers ge-<lb/>
wöhnlich zusammengefaltet, da er dann eine Ähn-<lb/>
lichkeit mit einer Maiz-Ähre oder einer noch unauf-<lb/>
geblühten Lilie hat, und deßhalb <hi rendition="#g">Lilienstein</hi> ge-<lb/>
nannt wird. Der astlose Stängel muß mit seinem<lb/>
untern Ende aus dem Meeresboden der Vorwelt<lb/>
festgesessen haben. Seine wirbelartigen Glieder,<lb/>
welche die Gestalt kleiner Mühlsteine mit sonnen-<lb/>
förmiger Zeichnung haben, sind unter dem Nahmen<lb/>
der Entrochiten, Rädersteinchen, Bonifaciuspfenni-<lb/>
ge, Hünenthränen, Spangensteinchen, (<hi rendition="#g">Engl</hi>.<lb/>
St. <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">Cuthbert's beads</hi></hi>) allgemein bekannt, und der<lb/>
Flötzkalkstein mancher Gegenden wimmelt gleichsam<lb/>
davon.</p>
              </div>
            </div>
          </div>
        </body>
      </text>
    </group>
  </text>
</TEI>
[285/0658] aus dem Lucerner Gebieth, die dort in unsäglicher Menge und unvermengt im dichten Kalkfels liegen *). 4) Der kleine Serpulites coacervatus, der am Deister im Hannöverischen in ganzen Flötzlagen von Stinkstein zusammengehäuft ist **). II. Crustacea. 1) Unter den mancherley See-Igeln, zumahl diejenigen, so start der Stacheln mit den ehedem so räthselhaften Judensteinen besetzt sind ***). Dann 2) die Encriniten, und 3) die Pen- tacriniten, zwey ansehnliche Petrefactenarten, die der Seepalme aus der jetzigen Schöpfung zwar ähneln, aber nicht gleichen; und aus einem viesar- migen Körper bestehen, der auf einem langen ge- gliederten Stäugel sitzt. Bey den Encriniten oder Seelilien †), (Abbild. n. h. Gegenst. tab. 60.) die sich meist in dichtem Kalkstein finden, sind die Arme des Körpers ge- wöhnlich zusammengefaltet, da er dann eine Ähn- lichkeit mit einer Maiz-Ähre oder einer noch unauf- geblühten Lilie hat, und deßhalb Lilienstein ge- nannt wird. Der astlose Stängel muß mit seinem untern Ende aus dem Meeresboden der Vorwelt festgesessen haben. Seine wirbelartigen Glieder, welche die Gestalt kleiner Mühlsteine mit sonnen- förmiger Zeichnung haben, sind unter dem Nahmen der Entrochiten, Rädersteinchen, Bonifaciuspfenni- ge, Hünenthränen, Spangensteinchen, (Engl. St. Cuthbert's beads) allgemein bekannt, und der Flötzkalkstein mancher Gegenden wimmelt gleichsam davon. *) S. Voigts Magazin. V. Bd. 1. St. S. 14. u. f. tab. 2. **) Specimen archaeologiae telluris tab. 2. fig. 8. ***) S. Andreä a. a. O. tab. 14. fig. d. S. 263 u. f. †) Mich. Reinh. Rosini tentaminis de lithozois ac lithophytis prodromus. Hamb. 1719. 4. Sam. Chr. Hollmann descriptio pentacrinorum. Goett. 1784. 4. Voigts Magazin. IV. B. 4. St. S. 1. u. f. tab. 1.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Editura GmbH & Co.KG, Berlin: Volltexterstellung und Basis-TEI-Auszeichung
Johann Friedrich Blumenbach – online: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-08-26T09:00:15Z)
Frank Wiegand: Konvertierung nach DTA-Basisformat (2013-08-26T09:00:15Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Nicht erfasst: Bogensignaturen und Kustoden, Kolumnentitel.
  • Auf Titelblättern wurde auf die Auszeichnung der Schriftgrößenunterschiede zugunsten der Identifizierung von <titlePart>s verzichtet.
  • Keine Auszeichnung der Initialbuchstaben am Kapitelanfang.
  • Langes ſ: als s transkribiert.
  • Hochgestellte e über Vokalen: in moderner Schreibweise erfasst.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1816
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1816/658
Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 9. Aufl. Wien, 1816, S. 285. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1816/658>, abgerufen am 21.11.2024.