Nachdem die organisirten Körper die Be- stimmungen ihres Lebens erfüllt haben, so weicht endlich alle Lebenskraft von ihnen, und sie ster- ben. Die wenigsten erreichen aber das Ziel, das ihnen die Natur zum Laufe ihres Lebens vorge- steckt hat, sondern tausenderley Zufälle verkürzen ihnen diesen Weg, meist lange vor der bestimm- ten Zeit. So rechnet man z. B., daß von 1000 gebornen Menschen nur ungefähr 78 für Alter sterben; und von den großen furchtbaren Amphi- bien, Crocodilen, Riesenschlangen etc. erreicht viel- leicht nicht das tausendste sein gesetztes Alter und Größe. Nach dem Tode der Thiere und Pflan- zen wird ihr Körper durch Gährung, Fäulniß oder Verbrennen, kurz durch die chemische Zer- setzung seiner Urstoffe allmählich aufgelöset, mit- hin ihr Organismus zerstört, und ihre Asche end- lich mit der übrigen Erde vermengt, die ihnen vorher Nahrung und Aufenthalt gegeben hatte.
§. 21.
Nachdem die organisirten Körper die Be- stimmungen ihres Lebens erfüllt haben, so weicht endlich alle Lebenskraft von ihnen, und sie ster- ben. Die wenigsten erreichen aber das Ziel, das ihnen die Natur zum Laufe ihres Lebens vorge- steckt hat, sondern tausenderley Zufälle verkürzen ihnen diesen Weg, meist lange vor der bestimm- ten Zeit. So rechnet man z. B., daß von 1000 gebornen Menschen nur ungefähr 78 für Alter sterben; und von den großen furchtbaren Amphi- bien, Crocodilen, Riesenschlangen ꝛc. erreicht viel- leicht nicht das tausendste sein gesetztes Alter und Größe. Nach dem Tode der Thiere und Pflan- zen wird ihr Körper durch Gährung, Fäulniß oder Verbrennen, kurz durch die chemische Zer- setzung seiner Urstoffe allmählich aufgelöset, mit- hin ihr Organismus zerstört, und ihre Asche end- lich mit der übrigen Erde vermengt, die ihnen vorher Nahrung und Aufenthalt gegeben hatte.
<TEI><textxml:id="blume_hbnatur_000040"><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0048"xml:id="pb044_0001"n="44"/><headrendition="#c">§. 21.</head><lb/><p>Nachdem die organisirten Körper die Be-<lb/>
stimmungen ihres Lebens erfüllt haben, so weicht<lb/>
endlich alle Lebenskraft von ihnen, und sie <hirendition="#g">ster-<lb/>
ben</hi>. Die wenigsten erreichen aber das Ziel, das<lb/>
ihnen die Natur zum Laufe ihres Lebens vorge-<lb/>
steckt hat, sondern tausenderley Zufälle verkürzen<lb/>
ihnen diesen Weg, meist lange vor der bestimm-<lb/>
ten Zeit. So rechnet man z. B., daß von 1000<lb/>
gebornen Menschen nur ungefähr 78 für Alter<lb/>
sterben; und von den großen furchtbaren Amphi-<lb/>
bien, Crocodilen, Riesenschlangen ꝛc. erreicht viel-<lb/>
leicht nicht das tausendste sein gesetztes Alter und<lb/>
Größe. Nach dem Tode der Thiere und Pflan-<lb/>
zen wird ihr Körper durch Gährung, Fäulniß<lb/>
oder Verbrennen, kurz durch die chemische Zer-<lb/>
setzung seiner Urstoffe allmählich aufgelöset, mit-<lb/>
hin ihr Organismus zerstört, und ihre Asche end-<lb/>
lich mit der übrigen Erde vermengt, die ihnen<lb/>
vorher Nahrung und Aufenthalt gegeben hatte.</p><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/></div></div><divn="1"></div></body></text></TEI>
[44/0048]
§. 21.
Nachdem die organisirten Körper die Be-
stimmungen ihres Lebens erfüllt haben, so weicht
endlich alle Lebenskraft von ihnen, und sie ster-
ben. Die wenigsten erreichen aber das Ziel, das
ihnen die Natur zum Laufe ihres Lebens vorge-
steckt hat, sondern tausenderley Zufälle verkürzen
ihnen diesen Weg, meist lange vor der bestimm-
ten Zeit. So rechnet man z. B., daß von 1000
gebornen Menschen nur ungefähr 78 für Alter
sterben; und von den großen furchtbaren Amphi-
bien, Crocodilen, Riesenschlangen ꝛc. erreicht viel-
leicht nicht das tausendste sein gesetztes Alter und
Größe. Nach dem Tode der Thiere und Pflan-
zen wird ihr Körper durch Gährung, Fäulniß
oder Verbrennen, kurz durch die chemische Zer-
setzung seiner Urstoffe allmählich aufgelöset, mit-
hin ihr Organismus zerstört, und ihre Asche end-
lich mit der übrigen Erde vermengt, die ihnen
vorher Nahrung und Aufenthalt gegeben hatte.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 9. Ausg. Göttingen, 1815, S. 44. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1815/48>, abgerufen am 18.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.