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Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 9. Ausg. Göttingen, 1815.

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*) sind gal-
lertartig, halb durchsichtig, und daher von unge-
übten Augen nicht immer gleich zu erkennen. In der
Ruhe haben sie den Körper und die Arme ausge-
streckt: bey einer gewaltsamen Berührung aber,
oder außer dem Wasser, ziehen sie sich in ein un-
förmliches Klümpchen zusammen. Sie sind von den
ersten warmen Frühlingstagen an bis in den Herbst
in sanft fließenden Wassern und Teichen zu finden,
und sitzen mit dem hintern Ende an Wasserpflanzen,
Schnecken etc. fest. Ihr ganzer Körper ist eigentlich
bloß ein mit Fangarmen versehener Magen. Den
Sommer hindurch vermehren sie sich, indem sie die
lebendigen Jungen wie Sprossen aus ihrem Körper
treiben, die sich oft erst, wenn ihnen selbst schon
wieder Junge ausgewachsen sind, von der Mutter
losreissen. Bey Annäherung des Winters aber mö-
gen sie wohl Eyer legen*), aus denen im Früh-
jahr die junge Brut hervorbricht. Man kann sie in
sechs und mehr Stücke zerschneiden, und jedes Stück
wird binnen einigen Tagen wieder zu ganzen Poly-
pen erwachsen. Man kann ihnen den Kopf oder den
Hintertheil der Länge nach spalten, und sich viel-
köpfige oder vielgeschwänzte Polypen schaffen. Man
kann mehrere in einander stecken, und so oder auf
andere Weise zu wunderlichen monströsen Gruppen
zusammen heilen. Man kann sie durch einen, frey-
lich Uebung und Geduld erfordernden, Handgriff wie
einen Handschuh umkehren. Man kann sie der Län-
ge nach aufschlitzen, und wie ein Stückchen Band
ausbreiten, und doch können auch dann, wie Rösel
zuerst bemerkt hat, mehrere auf eine schwer zu be-
greifende Weise einander verzehren, oder eigentlich
in einander schmelzen. Man kann sie, nach den

*) H. Baker's natural history of the polype. Lond.
1743. 8.Rösel's Historie der Polypen etc. Nürnb. 1754.
4. (am III. B. seiner Insecten-Belustigungen.)Jac. Chr. Schäffer's Armpolypen in den
süßen Wassern um Regensb. 1754. 4.
*) Pallas elenchus Zoophytor. p. 28.

*) sind gal-
lertartig, halb durchsichtig, und daher von unge-
übten Augen nicht immer gleich zu erkennen. In der
Ruhe haben sie den Körper und die Arme ausge-
streckt: bey einer gewaltsamen Berührung aber,
oder außer dem Wasser, ziehen sie sich in ein un-
förmliches Klümpchen zusammen. Sie sind von den
ersten warmen Frühlingstagen an bis in den Herbst
in sanft fließenden Wassern und Teichen zu finden,
und sitzen mit dem hintern Ende an Wasserpflanzen,
Schnecken ꝛc. fest. Ihr ganzer Körper ist eigentlich
bloß ein mit Fangarmen versehener Magen. Den
Sommer hindurch vermehren sie sich, indem sie die
lebendigen Jungen wie Sprossen aus ihrem Körper
treiben, die sich oft erst, wenn ihnen selbst schon
wieder Junge ausgewachsen sind, von der Mutter
losreissen. Bey Annäherung des Winters aber mö-
gen sie wohl Eyer legen*), aus denen im Früh-
jahr die junge Brut hervorbricht. Man kann sie in
sechs und mehr Stücke zerschneiden, und jedes Stück
wird binnen einigen Tagen wieder zu ganzen Poly-
pen erwachsen. Man kann ihnen den Kopf oder den
Hintertheil der Länge nach spalten, und sich viel-
köpfige oder vielgeschwänzte Polypen schaffen. Man
kann mehrere in einander stecken, und so oder auf
andere Weise zu wunderlichen monströsen Gruppen
zusammen heilen. Man kann sie durch einen, frey-
lich Uebung und Geduld erfordernden, Handgriff wie
einen Handschuh umkehren. Man kann sie der Län-
ge nach aufschlitzen, und wie ein Stückchen Band
ausbreiten, und doch können auch dann, wie Rösel
zuerst bemerkt hat, mehrere auf eine schwer zu be-
greifende Weise einander verzehren, oder eigentlich
in einander schmelzen. Man kann sie, nach den

*) H. Baker’s natural history of the polype. Lond.
1743. 8.Rösel’s Historie der Polypen ꝛc. Nürnb. 1754.
4. (am III. B. seiner Insecten-Belustigungen.)Jac. Chr. Schäffer’s Armpolypen in den
süßen Wassern um Regensb. 1754. 4.
*) Pallas elenchus Zoophytor. p. 28.
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[463/0467] *) sind gal- lertartig, halb durchsichtig, und daher von unge- übten Augen nicht immer gleich zu erkennen. In der Ruhe haben sie den Körper und die Arme ausge- streckt: bey einer gewaltsamen Berührung aber, oder außer dem Wasser, ziehen sie sich in ein un- förmliches Klümpchen zusammen. Sie sind von den ersten warmen Frühlingstagen an bis in den Herbst in sanft fließenden Wassern und Teichen zu finden, und sitzen mit dem hintern Ende an Wasserpflanzen, Schnecken ꝛc. fest. Ihr ganzer Körper ist eigentlich bloß ein mit Fangarmen versehener Magen. Den Sommer hindurch vermehren sie sich, indem sie die lebendigen Jungen wie Sprossen aus ihrem Körper treiben, die sich oft erst, wenn ihnen selbst schon wieder Junge ausgewachsen sind, von der Mutter losreissen. Bey Annäherung des Winters aber mö- gen sie wohl Eyer legen *), aus denen im Früh- jahr die junge Brut hervorbricht. Man kann sie in sechs und mehr Stücke zerschneiden, und jedes Stück wird binnen einigen Tagen wieder zu ganzen Poly- pen erwachsen. Man kann ihnen den Kopf oder den Hintertheil der Länge nach spalten, und sich viel- köpfige oder vielgeschwänzte Polypen schaffen. Man kann mehrere in einander stecken, und so oder auf andere Weise zu wunderlichen monströsen Gruppen zusammen heilen. Man kann sie durch einen, frey- lich Uebung und Geduld erfordernden, Handgriff wie einen Handschuh umkehren. Man kann sie der Län- ge nach aufschlitzen, und wie ein Stückchen Band ausbreiten, und doch können auch dann, wie Rösel zuerst bemerkt hat, mehrere auf eine schwer zu be- greifende Weise einander verzehren, oder eigentlich in einander schmelzen. Man kann sie, nach den *) H. Baker’s natural history of the polype. Lond. 1743. 8. Rösel’s Historie der Polypen ꝛc. Nürnb. 1754. 4. (am III. B. seiner Insecten-Belustigungen.) Jac. Chr. Schäffer’s Armpolypen in den süßen Wassern um Regensb. 1754. 4. *) Pallas elenchus Zoophytor. p. 28.

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Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 9. Ausg. Göttingen, 1815, S. 463. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1815/467>, abgerufen am 25.11.2024.