Die meisten thierischen Eingeweidewürmer, auch die Tintenfische etc. ausgenommen, sind wohl die allermehrsten Würmer wahre Hermaphro- diten, von denen jedes Individuum sein Ge- schlecht auf eine der oben angegebenen Weisen (§. 20. S. 41. und 42.) forzupflanzen im Stande ist*).
§. 155.
Die unübersehliche Menge von Seegeschöpfen in dieser Classe (§. 152.), zumahl die Conchy- lien und Corallen, werden in der großen Haus- haltung der Natur vorzüglichst dadurch äußerst wichtig, daß sie im Ocean (- so wie die In- secten auf und in der Erde (§. 143.) -) un- endlich mannigfaltigen überflüssigen oder nachthei- ligen Stoff verzehren, durchwirken, gleichsam um- wandeln u. s. w. - Dem Menschen insbesonde- re werden sie dadurch nutzbar, daß Viele der- selben, zumahl unter den Mollusken und Conchy- lien, eßbar sind, und vorzüglich einige (wie
*) Auch die Paarung hat bey manchen Thieren dieser Classe ungemein viel Eigenes, wie z. B. bey den gemeinsten Garten- und Wald-Schnecken (helix arbustorum, nemoralisetc.) als welche zur Brunst- zeit mit einem überaus sonderbaren kleinen Pfeile versehen sind, der von kalkartiger Substanz ist, und ungefähr die Gestalt eines vierschneidigen Lanzen- schaftes hat. (tab. I. fig. 8.) Dieser Liebespfeil steckt ihnen dann ganz locker in einer Oeffnung des Hal- ses, und wenn ihrer zwey und zwey einander auf- gefunden haben, so drückt jedes seinen Pfeil dem andern in die Brust, und erst auf diese vorgängige Auswechselung dieser Pfeile und dadurch verursachte Anreitzung erfolgt die wahre Paarung.
§. 154.
Die meisten thierischen Eingeweidewürmer, auch die Tintenfische ꝛc. ausgenommen, sind wohl die allermehrsten Würmer wahre Hermaphro- diten, von denen jedes Individuum sein Ge- schlecht auf eine der oben angegebenen Weisen (§. 20. S. 41. und 42.) forzupflanzen im Stande ist*).
§. 155.
Die unübersehliche Menge von Seegeschöpfen in dieser Classe (§. 152.), zumahl die Conchy- lien und Corallen, werden in der großen Haus- haltung der Natur vorzüglichst dadurch äußerst wichtig, daß sie im Ocean (– so wie die In- secten auf und in der Erde (§. 143.) –) un- endlich mannigfaltigen überflüssigen oder nachthei- ligen Stoff verzehren, durchwirken, gleichsam um- wandeln u. s. w. – Dem Menschen insbesonde- re werden sie dadurch nutzbar, daß Viele der- selben, zumahl unter den Mollusken und Conchy- lien, eßbar sind, und vorzüglich einige (wie
*) Auch die Paarung hat bey manchen Thieren dieser Classe ungemein viel Eigenes, wie z. B. bey den gemeinsten Garten- und Wald-Schnecken (helix arbustorum, nemoralisetc.) als welche zur Brunst- zeit mit einem überaus sonderbaren kleinen Pfeile versehen sind, der von kalkartiger Substanz ist, und ungefähr die Gestalt eines vierschneidigen Lanzen- schaftes hat. (tab. I. fig. 8.) Dieser Liebespfeil steckt ihnen dann ganz locker in einer Oeffnung des Hal- ses, und wenn ihrer zwey und zwey einander auf- gefunden haben, so drückt jedes seinen Pfeil dem andern in die Brust, und erst auf diese vorgängige Auswechselung dieser Pfeile und dadurch verursachte Anreitzung erfolgt die wahre Paarung.
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§. 154.
Die meisten thierischen Eingeweidewürmer,
auch die Tintenfische ꝛc. ausgenommen, sind wohl
die allermehrsten Würmer wahre Hermaphro-
diten, von denen jedes Individuum sein Ge-
schlecht auf eine der oben angegebenen Weisen (§.
20. S. 41. und 42.) forzupflanzen im Stande ist *).
§. 155.
Die unübersehliche Menge von Seegeschöpfen
in dieser Classe (§. 152.), zumahl die Conchy-
lien und Corallen, werden in der großen Haus-
haltung der Natur vorzüglichst dadurch äußerst
wichtig, daß sie im Ocean (– so wie die In-
secten auf und in der Erde (§. 143.) –) un-
endlich mannigfaltigen überflüssigen oder nachthei-
ligen Stoff verzehren, durchwirken, gleichsam um-
wandeln u. s. w. – Dem Menschen insbesonde-
re werden sie dadurch nutzbar, daß Viele der-
selben, zumahl unter den Mollusken und Conchy-
lien, eßbar sind, und vorzüglich einige (wie
*) Auch die Paarung hat bey manchen Thieren dieser
Classe ungemein viel Eigenes, wie z. B. bey den
gemeinsten Garten- und Wald-Schnecken (helix
arbustorum, nemoralis etc.) als welche zur Brunst-
zeit mit einem überaus sonderbaren kleinen Pfeile
versehen sind, der von kalkartiger Substanz ist, und
ungefähr die Gestalt eines vierschneidigen Lanzen-
schaftes hat. (tab. I. fig. 8.) Dieser Liebespfeil steckt
ihnen dann ganz locker in einer Oeffnung des Hal-
ses, und wenn ihrer zwey und zwey einander auf-
gefunden haben, so drückt jedes seinen Pfeil dem
andern in die Brust, und erst auf diese vorgängige
Auswechselung dieser Pfeile und dadurch verursachte
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Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 9. Ausg. Göttingen, 1815, S. 401. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1815/405>, abgerufen am 22.11.2024.
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