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Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 9. Ausg. Göttingen, 1815.

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claratum, imago) umgebildet wird, und zu be-
stimmter Zeit aus seinem Kerker hervorbrechen
kann. Manche Insecten absolviren diese letzte Role
ihres Lebens in einer sehr kurzen Zeit. Verschie-
dene bringen, wenn sie aus ihrer Hülse kriechen,
nicht ein Mahl einen Mund mit zur Welt, sie
fressen nicht mehr, sie wachsen nicht weiter; jene
beyden Bestimmungen eines organisirten Körpers
hatten sie schon als Larven erfüllt; jetzt ist ihnen
nur noch die dritte übrig: sie sollen ihr Geschlecht
fortpflanzen, und dann der Nachkommenschaft
Platz machen, und sterben.

§. 143.

Die unmittelbare Brauchbarkeit der In-
secten für den Menschen ist ziemlich einfach: da-
gegen aber ist der Antheil, den diese kleinen we-
nig bemerkten Thiere an der großen Haushaltung
der Natur haben, desto mannigfaltiger und ganz
unermeßlich. Sie sind es, die unzählige Arten
von Unkraut theils im Keim ersticken, theils,
wenn es auch aufgewachsen ist, vertilgen, und
seinem fernern Wuchern vorbeugen. Einen an-
dern ebenfalls äußerst wichtigen Nutzen leisten so
viele Insecten, die sich von Aas nähren, im Mi-
ste leben u. s. w. und die dadurch, daß sie diese
widrigen animalischen Substanzen aufzehren, zer-
streuen und durchwirken, von der einen Seite der
Infection der Luft vorbeugen, und von der
andern die allgemeine Düngung des Erdreichs
befördern. Aus jener Rücksicht werden z. B. die
Schmeißfliegen in den heißen Erdstrichen so wohl-
thätig. Anderseits befördern auch unzählige In-

claratum, imago) umgebildet wird, und zu be-
stimmter Zeit aus seinem Kerker hervorbrechen
kann. Manche Insecten absolviren diese letzte Role
ihres Lebens in einer sehr kurzen Zeit. Verschie-
dene bringen, wenn sie aus ihrer Hülse kriechen,
nicht ein Mahl einen Mund mit zur Welt, sie
fressen nicht mehr, sie wachsen nicht weiter; jene
beyden Bestimmungen eines organisirten Körpers
hatten sie schon als Larven erfüllt; jetzt ist ihnen
nur noch die dritte übrig: sie sollen ihr Geschlecht
fortpflanzen, und dann der Nachkommenschaft
Platz machen, und sterben.

§. 143.

Die unmittelbare Brauchbarkeit der In-
secten für den Menschen ist ziemlich einfach: da-
gegen aber ist der Antheil, den diese kleinen we-
nig bemerkten Thiere an der großen Haushaltung
der Natur haben, desto mannigfaltiger und ganz
unermeßlich. Sie sind es, die unzählige Arten
von Unkraut theils im Keim ersticken, theils,
wenn es auch aufgewachsen ist, vertilgen, und
seinem fernern Wuchern vorbeugen. Einen an-
dern ebenfalls äußerst wichtigen Nutzen leisten so
viele Insecten, die sich von Aas nähren, im Mi-
ste leben u. s. w. und die dadurch, daß sie diese
widrigen animalischen Substanzen aufzehren, zer-
streuen und durchwirken, von der einen Seite der
Infection der Luft vorbeugen, und von der
andern die allgemeine Düngung des Erdreichs
befördern. Aus jener Rücksicht werden z. B. die
Schmeißfliegen in den heißen Erdstrichen so wohl-
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[305/0309] claratum, imago) umgebildet wird, und zu be- stimmter Zeit aus seinem Kerker hervorbrechen kann. Manche Insecten absolviren diese letzte Role ihres Lebens in einer sehr kurzen Zeit. Verschie- dene bringen, wenn sie aus ihrer Hülse kriechen, nicht ein Mahl einen Mund mit zur Welt, sie fressen nicht mehr, sie wachsen nicht weiter; jene beyden Bestimmungen eines organisirten Körpers hatten sie schon als Larven erfüllt; jetzt ist ihnen nur noch die dritte übrig: sie sollen ihr Geschlecht fortpflanzen, und dann der Nachkommenschaft Platz machen, und sterben. §. 143. Die unmittelbare Brauchbarkeit der In- secten für den Menschen ist ziemlich einfach: da- gegen aber ist der Antheil, den diese kleinen we- nig bemerkten Thiere an der großen Haushaltung der Natur haben, desto mannigfaltiger und ganz unermeßlich. Sie sind es, die unzählige Arten von Unkraut theils im Keim ersticken, theils, wenn es auch aufgewachsen ist, vertilgen, und seinem fernern Wuchern vorbeugen. Einen an- dern ebenfalls äußerst wichtigen Nutzen leisten so viele Insecten, die sich von Aas nähren, im Mi- ste leben u. s. w. und die dadurch, daß sie diese widrigen animalischen Substanzen aufzehren, zer- streuen und durchwirken, von der einen Seite der Infection der Luft vorbeugen, und von der andern die allgemeine Düngung des Erdreichs befördern. Aus jener Rücksicht werden z. B. die Schmeißfliegen in den heißen Erdstrichen so wohl- thätig. Anderseits befördern auch unzählige In-

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Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 9. Ausg. Göttingen, 1815, S. 305. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1815/309>, abgerufen am 23.11.2024.