Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 9. Ausg. Göttingen, 1815.

Bild:
<< vorherige Seite

Hähne unter den Canarienvögeln, Hänflingen,
Stieglitzen etc. überlassen zwar das Brüten bloß
ihren Weibchen, versorgen sie doch aber wäh-
rend der Zeit mit Futter, und ätzen sie theils aus
dem Kropfe.

§. 72.

Während des Brütens geht nun im Eye
selbst
die große Veränderung vor, daß das
Küchelchen darin allmählig gebildet, und von
Tag zu Tag mehr zur Reife gebracht wird*).
Zu dieser Absicht ist nicht nur der Dotter über-
haupt specifisch leichter als das Eyweiß, sondern
auch wiederum diejenige Stelle auf seiner Ober-
fläche (der so genannte Hahnentritt, cicatri-
cula
), neben welcher das künftige Hühnchen zu
liegen kommt, selbst noch leichter als die entge-
gen gesetzte Seite, so daß folglich bey jeder La-
ge des Eyes doch immer jene Stelle dem Leibe
des bebrütenden Vogels zugekehrt ist. Die erste
Spur des neuen Küchelchens zeiget sich immer
erst eine geraume Zeit, nachdem das Brüten sei-
nen Anfang genommen. Beym Hühnerey z. B.
kaum vor Ende des ersten Tages: so wie am
Ende des zweyten das berühmte Schauspiel der
ersten Bewegung des dann noch sehr unvollkomm-
nen Herzchens (das punctum saliens) seinen An-
fang nimmt. Zu Ende des fünften Tages sieht
man schon das ganze kleine gallertartige Geschöpf

*) Von dieser Ausbildung des bebrüteten Küchelchen,
und den zu seiner Oeconomie gehörigen Organen
des Eyes s. den XXVII. Abschn. des Handb. der
vergleichend. Anatomie
.

Hähne unter den Canarienvögeln, Hänflingen,
Stieglitzen ꝛc. überlassen zwar das Brüten bloß
ihren Weibchen, versorgen sie doch aber wäh-
rend der Zeit mit Futter, und ätzen sie theils aus
dem Kropfe.

§. 72.

Während des Brütens geht nun im Eye
selbst
die große Veränderung vor, daß das
Küchelchen darin allmählig gebildet, und von
Tag zu Tag mehr zur Reife gebracht wird*).
Zu dieser Absicht ist nicht nur der Dotter über-
haupt specifisch leichter als das Eyweiß, sondern
auch wiederum diejenige Stelle auf seiner Ober-
fläche (der so genannte Hahnentritt, cicatri-
cula
), neben welcher das künftige Hühnchen zu
liegen kommt, selbst noch leichter als die entge-
gen gesetzte Seite, so daß folglich bey jeder La-
ge des Eyes doch immer jene Stelle dem Leibe
des bebrütenden Vogels zugekehrt ist. Die erste
Spur des neuen Küchelchens zeiget sich immer
erst eine geraume Zeit, nachdem das Brüten sei-
nen Anfang genommen. Beym Hühnerey z. B.
kaum vor Ende des ersten Tages: so wie am
Ende des zweyten das berühmte Schauspiel der
ersten Bewegung des dann noch sehr unvollkomm-
nen Herzchens (das punctum saliens) seinen An-
fang nimmt. Zu Ende des fünften Tages sieht
man schon das ganze kleine gallertartige Geschöpf

*) Von dieser Ausbildung des bebrüteten Küchelchen,
und den zu seiner Oeconomie gehörigen Organen
des Eyes s. den XXVII. Abschn. des Handb. der
vergleichend. Anatomie
.
<TEI>
  <text xml:id="blume_hbnatur_000040">
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0151" xml:id="pb147_0001" n="147"/>
Hähne unter den Canarienvögeln, Hänflingen,<lb/>
Stieglitzen &#xA75B;c. überlassen zwar das Brüten bloß<lb/>
ihren Weibchen, versorgen sie doch aber wäh-<lb/>
rend der Zeit mit Futter, und ätzen sie theils aus<lb/>
dem Kropfe.</p>
        </div>
        <div n="2">
          <head rendition="#c">§. 72.</head><lb/>
          <p>Während des Brütens geht nun im <hi rendition="#g">Eye<lb/>
selbst</hi> die große <hi rendition="#g">Veränderung</hi> vor, daß das<lb/>
Küchelchen darin allmählig gebildet, und von<lb/>
Tag zu Tag mehr zur Reife gebracht wird<note place="foot" n="*)"><p>Von dieser Ausbildung des bebrüteten Küchelchen,<lb/>
und den zu seiner Oeconomie gehörigen Organen<lb/>
des Eyes s. den XXVII. Abschn. des <hi rendition="#g">Handb. der<lb/>
vergleichend. Anatomie</hi>.</p></note>.<lb/>
Zu dieser Absicht ist nicht nur der Dotter über-<lb/>
haupt specifisch leichter als das Eyweiß, sondern<lb/>
auch wiederum diejenige Stelle auf seiner Ober-<lb/>
fläche (der so genannte <hi rendition="#g">Hahnentritt</hi>, <hi rendition="#aq">cicatri-<lb/>
cula</hi>), neben welcher das künftige Hühnchen zu<lb/>
liegen kommt, selbst noch leichter als die entge-<lb/>
gen gesetzte Seite, so daß folglich bey jeder La-<lb/>
ge des Eyes doch immer jene Stelle dem Leibe<lb/>
des bebrütenden Vogels zugekehrt ist. Die erste<lb/>
Spur des neuen Küchelchens zeiget sich immer<lb/>
erst eine geraume Zeit, nachdem das Brüten sei-<lb/>
nen Anfang genommen. Beym Hühnerey z. B.<lb/>
kaum vor Ende des ersten Tages: so wie am<lb/>
Ende des zweyten das berühmte Schauspiel der<lb/>
ersten Bewegung des dann noch sehr unvollkomm-<lb/>
nen Herzchens (das <hi rendition="#aq">punctum saliens</hi>) seinen An-<lb/>
fang nimmt. Zu Ende des fünften Tages sieht<lb/>
man schon das ganze kleine gallertartige Geschöpf<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[147/0151] Hähne unter den Canarienvögeln, Hänflingen, Stieglitzen ꝛc. überlassen zwar das Brüten bloß ihren Weibchen, versorgen sie doch aber wäh- rend der Zeit mit Futter, und ätzen sie theils aus dem Kropfe. §. 72. Während des Brütens geht nun im Eye selbst die große Veränderung vor, daß das Küchelchen darin allmählig gebildet, und von Tag zu Tag mehr zur Reife gebracht wird *). Zu dieser Absicht ist nicht nur der Dotter über- haupt specifisch leichter als das Eyweiß, sondern auch wiederum diejenige Stelle auf seiner Ober- fläche (der so genannte Hahnentritt, cicatri- cula), neben welcher das künftige Hühnchen zu liegen kommt, selbst noch leichter als die entge- gen gesetzte Seite, so daß folglich bey jeder La- ge des Eyes doch immer jene Stelle dem Leibe des bebrütenden Vogels zugekehrt ist. Die erste Spur des neuen Küchelchens zeiget sich immer erst eine geraume Zeit, nachdem das Brüten sei- nen Anfang genommen. Beym Hühnerey z. B. kaum vor Ende des ersten Tages: so wie am Ende des zweyten das berühmte Schauspiel der ersten Bewegung des dann noch sehr unvollkomm- nen Herzchens (das punctum saliens) seinen An- fang nimmt. Zu Ende des fünften Tages sieht man schon das ganze kleine gallertartige Geschöpf *) Von dieser Ausbildung des bebrüteten Küchelchen, und den zu seiner Oeconomie gehörigen Organen des Eyes s. den XXVII. Abschn. des Handb. der vergleichend. Anatomie.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Editura GmbH & Co.KG, Berlin: Volltexterstellung und Basis-TEI-Auszeichung
Johann Friedrich Blumenbach – online: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-08-26T09:00:15Z)
Frank Wiegand: Konvertierung nach DTA-Basisformat (2016-07-22T12:00:15Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Nicht erfasst: Bogensignaturen und Kustoden, Kolumnentitel.
  • Auf Titelblättern wurde auf die Auszeichnung der Schriftgrößenunterschiede zugunsten der Identifizierung von <titlePart>s verzichtet.
  • Keine Auszeichnung der Initialbuchstaben am Kapitelanfang.
  • Langes ſ: als s transkribiert.
  • Hochgestellte e über Vokalen: in moderner Schreibweise erfasst.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1815
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1815/151
Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 9. Ausg. Göttingen, 1815, S. 147. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1815/151>, abgerufen am 24.11.2024.