gewachsenen fleischigen Fruchtboden auf, wie bey den Erdbeeren, die folglich nacht der Kunstsprache nicht sollten Beere genannt werden.
§. 201.
Besonders machen die Obstbäume eine eigene und sehr ansehnliche Familie von Ge- wächsen aus, deren Frucht entweder, wie bey den Birnen, Aepfeln und Quitten, ein Kern- haus oder Kröbs einschließt, die dann Kern- früchte (und die Bäume dieser ganzen Ordnung pomaceae) heißen; oder aber, wie bey den Pflaumen, Kirschen, Abrikosen und Pfirschen, eine Nuß enthält, die dann Steinfrüchte (die Bäume drupaceae) genannt werden.
§. 202.
Die Ursachen der Degeneration (§. 15. 16.) scheinen bey den Gewächsen leichter als bey den Thieren auf den Bildungstrieb wirken, und ihm eine abweichende veränderliche Richtung geben zu können: daher viele theils in ihrer ganzen Bildung, besonders aber in Rücksicht der Blüthe und der Frucht in so zahlreiche Spielarten ausgeartet sind. So zählt man z. B. jetzt auf drey tausend Varietäten von Tulipanen, wovon doch vor 200 Jahren bloß die gelbe Stammart in Europa bekannt war. - So ist der Stängel (§. 168) bey
gewachsenen fleischigen Fruchtboden auf, wie bey den Erdbeeren, die folglich nacht der Kunstsprache nicht sollten Beere genannt werden.
§. 201.
Besonders machen die Obstbäume eine eigene und sehr ansehnliche Familie von Ge- wächsen aus, deren Frucht entweder, wie bey den Birnen, Aepfeln und Quitten, ein Kern- haus oder Kröbs einschließt, die dann Kern- früchte (und die Bäume dieser ganzen Ordnung pomaceae) heißen; oder aber, wie bey den Pflaumen, Kirschen, Abrikosen und Pfirschen, eine Nuß enthält, die dann Steinfrüchte (die Bäume drupaceae) genannt werden.
§. 202.
Die Ursachen der Degeneration (§. 15. 16.) scheinen bey den Gewächsen leichter als bey den Thieren auf den Bildungstrieb wirken, und ihm eine abweichende veränderliche Richtung geben zu können: daher viele theils in ihrer ganzen Bildung, besonders aber in Rücksicht der Blüthe und der Frucht in so zahlreiche Spielarten ausgeartet sind. So zählt man z. B. jetzt auf drey tausend Varietäten von Tulipanen, wovon doch vor 200 Jahren bloß die gelbe Stammart in Europa bekannt war. – So ist der Stängel (§. 168) bey
<TEI><textxml:id="blume_hbnatur_000030"><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0539"xml:id="pb515_0001"n="515"/>
gewachsenen fleischigen Fruchtboden auf, wie<lb/>
bey den Erdbeeren, die folglich nacht der<lb/>
Kunstsprache nicht sollten Beere genannt<lb/>
werden.</p></div><divn="2"><headrendition="#c">§. 201.</head><lb/><p>Besonders machen die Obstbäume eine<lb/>
eigene und sehr ansehnliche Familie von Ge-<lb/>
wächsen aus, deren Frucht entweder, wie bey<lb/>
den Birnen, Aepfeln und Quitten, ein Kern-<lb/>
haus oder Kröbs einschließt, die dann Kern-<lb/>
früchte (und die Bäume dieser ganzen Ordnung<lb/><hirendition="#aq">pomaceae</hi>) heißen; oder aber, wie bey den<lb/>
Pflaumen, Kirschen, Abrikosen und Pfirschen,<lb/>
eine Nuß enthält, die dann Steinfrüchte<lb/>
(die Bäume <hirendition="#aq">drupaceae</hi>) genannt werden.</p></div><divn="2"><headrendition="#c">§. 202.</head><lb/><p>Die Ursachen der Degeneration (§. 15. 16.)<lb/>
scheinen bey den Gewächsen leichter als bey den<lb/>
Thieren auf den Bildungstrieb wirken, und<lb/>
ihm eine abweichende veränderliche Richtung<lb/>
geben zu können: daher viele theils in ihrer<lb/>
ganzen Bildung, besonders aber in Rücksicht<lb/>
der Blüthe und der Frucht in so zahlreiche<lb/>
Spielarten ausgeartet sind. So zählt man<lb/>
z. B. jetzt auf drey tausend Varietäten von<lb/>
Tulipanen, wovon doch vor 200 Jahren bloß<lb/>
die gelbe Stammart in Europa bekannt<lb/>
war. – So ist der Stängel (§. 168) bey<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[515/0539]
gewachsenen fleischigen Fruchtboden auf, wie
bey den Erdbeeren, die folglich nacht der
Kunstsprache nicht sollten Beere genannt
werden.
§. 201.
Besonders machen die Obstbäume eine
eigene und sehr ansehnliche Familie von Ge-
wächsen aus, deren Frucht entweder, wie bey
den Birnen, Aepfeln und Quitten, ein Kern-
haus oder Kröbs einschließt, die dann Kern-
früchte (und die Bäume dieser ganzen Ordnung
pomaceae) heißen; oder aber, wie bey den
Pflaumen, Kirschen, Abrikosen und Pfirschen,
eine Nuß enthält, die dann Steinfrüchte
(die Bäume drupaceae) genannt werden.
§. 202.
Die Ursachen der Degeneration (§. 15. 16.)
scheinen bey den Gewächsen leichter als bey den
Thieren auf den Bildungstrieb wirken, und
ihm eine abweichende veränderliche Richtung
geben zu können: daher viele theils in ihrer
ganzen Bildung, besonders aber in Rücksicht
der Blüthe und der Frucht in so zahlreiche
Spielarten ausgeartet sind. So zählt man
z. B. jetzt auf drey tausend Varietäten von
Tulipanen, wovon doch vor 200 Jahren bloß
die gelbe Stammart in Europa bekannt
war. – So ist der Stängel (§. 168) bey
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 8. Aufl. Göttingen, 1807, S. 515. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1807/539>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.