Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 8. Aufl. Göttingen, 1807.der Kleisteraal, das Räderthier etc. besitzen §. 154. Die meisten thierischen Eingeweidewürmer, §. 155. Die unübersehliche Menge von Seegeschöpfen *) Auch die Paarung hat bey manchen Thieren dieser
Classe ungemein viel Eigenes, wie z. B. bey den gemeinsten Garten- und Wald-Schnecken (helix arbustorum, nemoralis etc.), als welche zur Brunst- zeit mit einem überaus sonderbaren kleinen Pfeile versehen sind, der von kalkartiger Substanz ist, und ungefähr die Gestalt eines vierschneidigen Lan- zenschaftes hat. (tab. 1. fig. 8.) Dieser Liebes- pfeil steckt ihnen dann ganz locker in einer Oeff- nung des Halses, und wenn ihrer zwey und zwey einander aufgefunden haben, so drückt jedes sei- nen Pfeil dem andern in die Brust, und erst auf diese vorgängige Auswechselung dieser Pfeile und dadurch verursachte Anreitzung erfolgt die wahre Paarung. der Kleisteraal, das Räderthier ꝛc. besitzen §. 154. Die meisten thierischen Eingeweidewürmer, §. 155. Die unübersehliche Menge von Seegeschöpfen *) Auch die Paarung hat bey manchen Thieren dieser
Classe ungemein viel Eigenes, wie z. B. bey den gemeinsten Garten- und Wald-Schnecken (helix arbustorum, nemoralis etc.), als welche zur Brunst- zeit mit einem überaus sonderbaren kleinen Pfeile versehen sind, der von kalkartiger Substanz ist, und ungefähr die Gestalt eines vierschneidigen Lan- zenschaftes hat. (tab. 1. fig. 8.) Dieser Liebes- pfeil steckt ihnen dann ganz locker in einer Oeff- nung des Halses, und wenn ihrer zwey und zwey einander aufgefunden haben, so drückt jedes sei- nen Pfeil dem andern in die Brust, und erst auf diese vorgängige Auswechselung dieser Pfeile und dadurch verursachte Anreitzung erfolgt die wahre Paarung. <TEI> <text xml:id="blume_hbnatur_000030"> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0443" xml:id="pb419_0001" n="419"/> der Kleisteraal, das Räderthier ꝛc. besitzen<lb/> eine Art von Reviviscenz, wodurch sie ge-<lb type="inWord"/> wisser Maßen unzerstörbar scheinen.</p> </div> <div n="2"> <head rendition="#c">§. 154.</head><lb/> <p>Die meisten thierischen Eingeweidewürmer,<lb/> auch die Tintenfische ꝛc. ausgenommen, sind<lb/> wohl die allermehrsten Würmer wahre<lb/> Hermaphroditen, von denen jedes Indivi-<lb/> duum sein Geschlecht auf eine der oben an-<lb/> gegebenen Weisen (§. 20. S. 31.) fortzupflan-<lb/> zen im Stande ist.<note anchored="true" place="foot" n="*)"><p>Auch die Paarung hat bey manchen Thieren dieser<lb/> Classe ungemein viel Eigenes, wie z. B. bey den<lb/> gemeinsten Garten- und Wald-Schnecken (<hi rendition="#aq">helix</hi><lb/><hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">arbustorum, nemoralis</hi></hi> <hi rendition="#aq">etc</hi>.), als welche zur Brunst-<lb/> zeit mit einem überaus sonderbaren kleinen Pfeile<lb/> versehen sind, der von kalkartiger Substanz ist,<lb/> und ungefähr die Gestalt eines vierschneidigen Lan-<lb/> zenschaftes hat. (<hi rendition="#aq">tab</hi>. 1. <hi rendition="#aq">fig</hi>. 8.) Dieser Liebes-<lb/> pfeil steckt ihnen dann ganz locker in einer Oeff-<lb/> nung des Halses, und wenn ihrer zwey und zwey<lb/> einander aufgefunden haben, so drückt jedes sei-<lb/> nen Pfeil dem andern in die Brust, und erst auf<lb/> diese vorgängige Auswechselung dieser Pfeile und<lb/> dadurch verursachte Anreitzung erfolgt die wahre<lb/> Paarung.</p></note></p> </div> <div n="2"> <head rendition="#c">§. 155.</head><lb/> <p>Die unübersehliche Menge von Seegeschöpfen<lb/> in dieser Classe (§. 152.), zumahl die Conchy-<lb/> lien und Corallen, werden in der großen Haus-<lb/> haltung der Natur vorzüglichst dadurch äußerst<lb/> wichtig, daß sie im Ocean [– so wie die In-<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [419/0443]
der Kleisteraal, das Räderthier ꝛc. besitzen
eine Art von Reviviscenz, wodurch sie ge-
wisser Maßen unzerstörbar scheinen.
§. 154.
Die meisten thierischen Eingeweidewürmer,
auch die Tintenfische ꝛc. ausgenommen, sind
wohl die allermehrsten Würmer wahre
Hermaphroditen, von denen jedes Indivi-
duum sein Geschlecht auf eine der oben an-
gegebenen Weisen (§. 20. S. 31.) fortzupflan-
zen im Stande ist. *)
§. 155.
Die unübersehliche Menge von Seegeschöpfen
in dieser Classe (§. 152.), zumahl die Conchy-
lien und Corallen, werden in der großen Haus-
haltung der Natur vorzüglichst dadurch äußerst
wichtig, daß sie im Ocean [– so wie die In-
*) Auch die Paarung hat bey manchen Thieren dieser
Classe ungemein viel Eigenes, wie z. B. bey den
gemeinsten Garten- und Wald-Schnecken (helix
arbustorum, nemoralis etc.), als welche zur Brunst-
zeit mit einem überaus sonderbaren kleinen Pfeile
versehen sind, der von kalkartiger Substanz ist,
und ungefähr die Gestalt eines vierschneidigen Lan-
zenschaftes hat. (tab. 1. fig. 8.) Dieser Liebes-
pfeil steckt ihnen dann ganz locker in einer Oeff-
nung des Halses, und wenn ihrer zwey und zwey
einander aufgefunden haben, so drückt jedes sei-
nen Pfeil dem andern in die Brust, und erst auf
diese vorgängige Auswechselung dieser Pfeile und
dadurch verursachte Anreitzung erfolgt die wahre
Paarung.
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Zitationshilfe: | Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 8. Aufl. Göttingen, 1807, S. 419. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1807/443>, abgerufen am 23.07.2024. |