haben, pflegt man folgende viererley Arten zu unterscheiden. Sie finden sich nähmlich:
1) Bloß calcinirt, wenn Knochen, Con- chylien etc. ihren thierischen Leim und mit dem- selben einen großen Theil ihrer sonstigen Festig- keit verloren haben*), da sie statt desselben nur höchstens mit Kalksinter, Mergeltuff u. dergl. durchzogen worden; mithin gemeinig- lich mürbe und leicht sind. Sie finden sich gemeiniglich im aufgeschwemmten Lande (S. 529. 612) und zwischen dem Kalksinter der Berghöhlen und Klüfte (S. 606).
2) Wirklich petrificirt, als eigentlich so ge- nannte Versteinerungen oder Petrefacte im engern Sinne, die in den festern Steinlagen der Flözgebirge eingeschlossen sind, und daher großentheils selbst Steinhärte erlangt haben. Dahin gehören zuvörderst die unbekannten Seegeschöpfe der Vorwelt, wovon zumahl die
*) Ja zuweilen finden sich sogar noch weiche Theile meist unverändert an thierischen Stücken erhalten, die dessenungeachtet wegen ihrer Lage, worein sie durch große Erdrevolutionen der Vorzeit ge- rathen sind, ohne Widerrede zu den Versteine- rungen im weitläuftigen Sinne gezählt werden müssen. So zu einem Beyspiele statt vieler das 1771 am Wilni in Sibirien ausgegrabene Rhino- cer, das noch unverkennbare, sogar noch anima- lisch riechende Reste von Sehnen, Fleisch, Haut und Haar an sich hatte, und wovon Hr. Pallas in den nov. comment. Petropolit. T. XIII. pag. 585 genaue Nachricht gegeben.
haben, pflegt man folgende viererley Arten zu unterscheiden. Sie finden sich nähmlich:
1) Bloß calcinirt, wenn Knochen, Con- chylien ꝛc. ihren thierischen Leim und mit dem- selben einen großen Theil ihrer sonstigen Festig- keit verloren haben*), da sie statt desselben nur höchstens mit Kalksinter, Mergeltuff u. dergl. durchzogen worden; mithin gemeinig- lich mürbe und leicht sind. Sie finden sich gemeiniglich im aufgeschwemmten Lande (S. 529. 612) und zwischen dem Kalksinter der Berghöhlen und Klüfte (S. 606).
2) Wirklich petrificirt, als eigentlich so ge- nannte Versteinerungen oder Petrefacte im engern Sinne, die in den festern Steinlagen der Flözgebirge eingeschlossen sind, und daher großentheils selbst Steinhärte erlangt haben. Dahin gehören zuvörderst die unbekannten Seegeschöpfe der Vorwelt, wovon zumahl die
*) Ja zuweilen finden sich sogar noch weiche Theile meist unverändert an thierischen Stücken erhalten, die dessenungeachtet wegen ihrer Lage, worein sie durch große Erdrevolutionen der Vorzeit ge- rathen sind, ohne Widerrede zu den Versteine- rungen im weitläuftigen Sinne gezählt werden müssen. So zu einem Beyspiele statt vieler das 1771 am Wilni in Sibirien ausgegrabene Rhino- cer, das noch unverkennbare, sogar noch anima- lisch riechende Reste von Sehnen, Fleisch, Haut und Haar an sich hatte, und wovon Hr. Pallas in den nov. comment. Petropolit. T. XIII. pag. 585 genaue Nachricht gegeben.
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haben, pflegt man folgende viererley Arten zu
unterscheiden. Sie finden sich nähmlich:
1) Bloß calcinirt, wenn Knochen, Con-
chylien ꝛc. ihren thierischen Leim und mit dem-
selben einen großen Theil ihrer sonstigen Festig-
keit verloren haben *), da sie statt desselben
nur höchstens mit Kalksinter, Mergeltuff
u. dergl. durchzogen worden; mithin gemeinig-
lich mürbe und leicht sind. Sie finden sich
gemeiniglich im aufgeschwemmten Lande (S. 529. 612)
und zwischen dem Kalksinter der Berghöhlen
und Klüfte (S. 606).
2) Wirklich petrificirt, als eigentlich so ge-
nannte Versteinerungen oder Petrefacte im
engern Sinne, die in den festern Steinlagen
der Flözgebirge eingeschlossen sind, und daher
großentheils selbst Steinhärte erlangt haben.
Dahin gehören zuvörderst die unbekannten
Seegeschöpfe der Vorwelt, wovon zumahl die
*) Ja zuweilen finden sich sogar noch weiche Theile
meist unverändert an thierischen Stücken erhalten,
die dessenungeachtet wegen ihrer Lage, worein sie
durch große Erdrevolutionen der Vorzeit ge-
rathen sind, ohne Widerrede zu den Versteine-
rungen im weitläuftigen Sinne gezählt werden
müssen. So zu einem Beyspiele statt vieler das
1771 am Wilni in Sibirien ausgegrabene Rhino-
cer, das noch unverkennbare, sogar noch anima-
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in den nov. comment. Petropolit. T. XIII. pag. 585
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Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 7. Aufl. Göttingen, 1803, S. 714. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1803/734>, abgerufen am 25.11.2024.
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