Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 6. Aufl. Göttingen, 1799.

Bild:
<< vorherige Seite

Entstehung derselben lehrt, am ungezwungensten
entspricht.

§. 9.

Und dieß geschieht, wenn man annimmt,
daß der reise, vorher zwar umgeformte, aber
organisirbare Zeugungsstoff der Eltern, wenn
er zu seiner Zeit, und unter den erforderlichen
Umständen an den Ort seiner Bestimmung ge-
langt, dann für eine in denselben nun zweck-
mäßig wirkende Lebenskraft, nähmlich den Bil-
dungstrieb (nisus formativus) zuerst empfäng-
lich wird; - für einen Trieb, der sich von aller
bloß mechanischen bildenden Kraft (als welche
auch im unorganischen Reiche Crystallisationen
u. dergl. hervorbringt) dadurch auszeichnet, daß er
nach der endlos mannichfaltig verschiedenen Be-
stimmung der organisirten Körper und ihrer
Theile, die vielartig organisirbaren Zeugungs-
stoffe auf eben so mannichfaltig aber durchge-
hends zweckmäßig modificirte Weise in be-
stimmte Gestalten zu formen vermag - und
so (- durch die Verbindung des bloß Mecha-
nischen mit dem zweckmäßig Modificirbaren in
diesem Triebe -) zuerst bey der Empfängniß
die allmählige Ausbildung; dann aber auch die
lebenswierige Erhaltung dieser organischen Bil-
dung durch die Ernährung; und selbst wenn die-
selbe durch Zufall gelitten haben sollte, so wie

Entstehung derselben lehrt, am ungezwungensten
entspricht.

§. 9.

Und dieß geschieht, wenn man annimmt,
daß der reise, vorher zwar umgeformte, aber
organisirbare Zeugungsstoff der Eltern, wenn
er zu seiner Zeit, und unter den erforderlichen
Umständen an den Ort seiner Bestimmung ge-
langt, dann für eine in denselben nun zweck-
mäßig wirkende Lebenskraft, nähmlich den Bil-
dungstrieb (nisus formativus) zuerst empfäng-
lich wird; – für einen Trieb, der sich von aller
bloß mechanischen bildenden Kraft (als welche
auch im unorganischen Reiche Crystallisationen
u. dergl. hervorbringt) dadurch auszeichnet, daß er
nach der endlos mannichfaltig verschiedenen Be-
stimmung der organisirten Körper und ihrer
Theile, die vielartig organisirbaren Zeugungs-
stoffe auf eben so mannichfaltig aber durchge-
hends zweckmäßig modificirte Weise in be-
stimmte Gestalten zu formen vermag – und
so (– durch die Verbindung des bloß Mecha-
nischen mit dem zweckmäßig Modificirbaren in
diesem Triebe –) zuerst bey der Empfängniß
die allmählige Ausbildung; dann aber auch die
lebenswierige Erhaltung dieser organischen Bil-
dung durch die Ernährung; und selbst wenn die-
selbe durch Zufall gelitten haben sollte, so wie

<TEI>
  <text xml:id="blume000027">
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0041" xml:id="pb017_0001" n="17"/>
Entstehung derselben lehrt, am ungezwungensten<lb/>
entspricht.</p>
        </div>
        <div n="2">
          <head rendition="#c">§. 9.</head><lb/>
          <p>Und dieß geschieht, wenn man annimmt,<lb/>
daß der reise, vorher zwar umgeformte, aber<lb/>
organisirbare Zeugungsstoff der Eltern, wenn<lb/>
er zu seiner Zeit, und unter den erforderlichen<lb/>
Umständen an den Ort seiner Bestimmung ge-<lb/>
langt, dann für eine in denselben nun zweck-<lb/>
mäßig wirkende Lebenskraft, nähmlich den Bil-<lb/>
dungstrieb (<hi rendition="#aq">nisus formativus</hi>) zuerst empfäng-<lb/>
lich wird; &#x2013; für einen Trieb, der sich von aller<lb/>
bloß mechanischen bildenden Kraft (als welche<lb/>
auch im unorganischen Reiche Crystallisationen<lb/>
u. dergl. hervorbringt) dadurch auszeichnet, daß er<lb/>
nach der endlos mannichfaltig verschiedenen Be-<lb/>
stimmung der organisirten Körper und ihrer<lb/>
Theile, die vielartig organisirbaren Zeugungs-<lb/>
stoffe auf eben so mannichfaltig aber durchge-<lb/>
hends zweckmäßig modificirte Weise in be-<lb/>
stimmte Gestalten zu formen vermag &#x2013; und<lb/>
so (&#x2013; durch die Verbindung des bloß Mecha-<lb/>
nischen mit dem zweckmäßig Modificirbaren in<lb/>
diesem Triebe &#x2013;) zuerst bey der Empfängniß<lb/>
die allmählige Ausbildung; dann aber auch die<lb/>
lebenswierige Erhaltung dieser organischen Bil-<lb/>
dung durch die Ernährung; und selbst wenn die-<lb/>
selbe durch Zufall gelitten haben sollte, so wie<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[17/0041] Entstehung derselben lehrt, am ungezwungensten entspricht. §. 9. Und dieß geschieht, wenn man annimmt, daß der reise, vorher zwar umgeformte, aber organisirbare Zeugungsstoff der Eltern, wenn er zu seiner Zeit, und unter den erforderlichen Umständen an den Ort seiner Bestimmung ge- langt, dann für eine in denselben nun zweck- mäßig wirkende Lebenskraft, nähmlich den Bil- dungstrieb (nisus formativus) zuerst empfäng- lich wird; – für einen Trieb, der sich von aller bloß mechanischen bildenden Kraft (als welche auch im unorganischen Reiche Crystallisationen u. dergl. hervorbringt) dadurch auszeichnet, daß er nach der endlos mannichfaltig verschiedenen Be- stimmung der organisirten Körper und ihrer Theile, die vielartig organisirbaren Zeugungs- stoffe auf eben so mannichfaltig aber durchge- hends zweckmäßig modificirte Weise in be- stimmte Gestalten zu formen vermag – und so (– durch die Verbindung des bloß Mecha- nischen mit dem zweckmäßig Modificirbaren in diesem Triebe –) zuerst bey der Empfängniß die allmählige Ausbildung; dann aber auch die lebenswierige Erhaltung dieser organischen Bil- dung durch die Ernährung; und selbst wenn die- selbe durch Zufall gelitten haben sollte, so wie

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Weitere Informationen:

Dieses Werk stammt vom Projekt „Johann Friedrich Blumenbach – online“ der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen.

Herstellung der Imagedateien des Quelldokuments durch die Utrecht University Library und die Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena.

Anmerkungen zur Transkription:

Bei der Zeichenerkennung wurde nach dem von der Akademie gelieferten Dokument "Buchstabenmuster_Blumenbach.doc" modernisiert.

In Absprache mit der Akademie wurden die folgenden Aspekte der Vorlage nicht erfasst:

  • Bogensignaturen und Kustoden
  • Kolumnentitel
  • Auf Titelblättern wurde auf die Auszeichnung der Schriftgrößenunterscheide zugunsten der Identifizeriung von titleParts verzeichtet.
  • Keine Auszeichnung der Initialbuchstaben am Kapitelanfang.

Es wurden alle Anführungszeichen übernommen und die Zitate zusätzlich mit q ausgezeichnet. Eine Ausnahme bilden Zitate, bei denen das Anführungszeichen zu Beginn jeder Zeile wiederholt wird. Hier wurden die Wiederholungen des öffenenden Zeichens nicht übernommen, sondern jeweils nur das öffnende und das schließende Zeichen. Das umschließende Element q wurde für diese Zitate über das Attribut type mit dem Wert preline gekennzeichnet.

Weiche und harte Zeilentrennungen wurden als 002D übernommen. Weiche Zeilentrennungen wurden über die Ergänzung eines Attributwertes von den harten Trennungen unterscheiden: lb type="inWord". Erstreckt sich die Worttrennung über einen Seitenumbruch steht das Element pb direkt hinter dem schließenden lb type="inWord" bzw. lb.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1799
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1799/41
Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 6. Aufl. Göttingen, 1799, S. 17. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1799/41>, abgerufen am 23.11.2024.