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Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 5. Aufl. Göttingen, 1797.

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Die Gebäude der Guineischen Termiten. Eben-
daselbst tab. 10.

Hier diese Gattung (denn es sind schon jetzt
wenigstens noch vier andre bekannt, die hin und
wieder zwischen beiden Wendezirkeln zumahl in
beiden Indien, im südwestlichen Africa und auf
Neuholland zu Hause sind) findet sich besonders
in Ostindien und Guinea, und führt aus Thon,
Letten etc. kegelförmige, meist mit mehrern Spitzen
besetzte, inwendig hoch ausgewölbte Gebäude auf,
die zuweilen wohl 10 bis 12 Fuß lang sind, und
theils in solcher Menge beysammen stehen, daß
sie von Ferne das Ansehn eines Dorfs kriegen.
Mit den Jahren wird so ein hohler Ameisenhaufen
von außen ganz mit Gras überwachsen etc. und ist
dabey so fest, daß er mehrere Menschen zu tragen
im Stande ist, ungeachtet die Wände selbst mit
großen weiten Gängen durchzogen sind, die theils
über eine halbe Elle im Durchmesser haben. Unauf-
hörlich wird in diesen Stöcken gebaut, alte Zellen
abgebrochen, neue aufgeführt, andre erweitert
u. s. w. Die Zellen des Königs und der Königin
(als von welchen in jedem Stocke nur Ein Paar
befindlich ist) sind im Innersten des Gebäudes
verborgen. Zunächst um dieselben herum wohnen
die Arbeiter, hierauf folgen die Eyerzellen für die
junge Brut und dicht bey diesen die Magazine.
Diese Thiere zerbeißen und verzehren Holzwerk,
Geräthe, Hütten etc. kurz alles außer Erz und
Stein; und können binnen wenigen Wochen mäch-
tige Baumstämme gleichsam vernichten. Daß der
Hinterleib der befruchteten Königin 2000 Mahl
dicker und größer wird als er vorher war, ist schon
oben erwähnt. Sie kann dann binnen 24 Stun-
den auf 80000 Eyer legen.

Die Gebäude der Guineischen Termiten. Eben-
daselbst tab. 10.

Hier diese Gattung (denn es sind schon jetzt
wenigstens noch vier andre bekannt, die hin und
wieder zwischen beiden Wendezirkeln zumahl in
beiden Indien, im südwestlichen Africa und auf
Neuholland zu Hause sind) findet sich besonders
in Ostindien und Guinea, und führt aus Thon,
Letten ꝛc. kegelförmige, meist mit mehrern Spitzen
besetzte, inwendig hoch ausgewölbte Gebäude auf,
die zuweilen wohl 10 bis 12 Fuß lang sind, und
theils in solcher Menge beysammen stehen, daß
sie von Ferne das Ansehn eines Dorfs kriegen.
Mit den Jahren wird so ein hohler Ameisenhaufen
von außen ganz mit Gras überwachsen ꝛc. und ist
dabey so fest, daß er mehrere Menschen zu tragen
im Stande ist, ungeachtet die Wände selbst mit
großen weiten Gängen durchzogen sind, die theils
über eine halbe Elle im Durchmesser haben. Unauf-
hörlich wird in diesen Stöcken gebaut, alte Zellen
abgebrochen, neue aufgeführt, andre erweitert
u. s. w. Die Zellen des Königs und der Königin
(als von welchen in jedem Stocke nur Ein Paar
befindlich ist) sind im Innersten des Gebäudes
verborgen. Zunächst um dieselben herum wohnen
die Arbeiter, hierauf folgen die Eyerzellen für die
junge Brut und dicht bey diesen die Magazine.
Diese Thiere zerbeißen und verzehren Holzwerk,
Geräthe, Hütten ꝛc. kurz alles außer Erz und
Stein; und können binnen wenigen Wochen mäch-
tige Baumstämme gleichsam vernichten. Daß der
Hinterleib der befruchteten Königin 2000 Mahl
dicker und größer wird als er vorher war, ist schon
oben erwähnt. Sie kann dann binnen 24 Stun-
den auf 80000 Eyer legen.

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[377/0399] Die Gebäude der Guineischen Termiten. Eben- daselbst tab. 10. Hier diese Gattung (denn es sind schon jetzt wenigstens noch vier andre bekannt, die hin und wieder zwischen beiden Wendezirkeln zumahl in beiden Indien, im südwestlichen Africa und auf Neuholland zu Hause sind) findet sich besonders in Ostindien und Guinea, und führt aus Thon, Letten ꝛc. kegelförmige, meist mit mehrern Spitzen besetzte, inwendig hoch ausgewölbte Gebäude auf, die zuweilen wohl 10 bis 12 Fuß lang sind, und theils in solcher Menge beysammen stehen, daß sie von Ferne das Ansehn eines Dorfs kriegen. Mit den Jahren wird so ein hohler Ameisenhaufen von außen ganz mit Gras überwachsen ꝛc. und ist dabey so fest, daß er mehrere Menschen zu tragen im Stande ist, ungeachtet die Wände selbst mit großen weiten Gängen durchzogen sind, die theils über eine halbe Elle im Durchmesser haben. Unauf- hörlich wird in diesen Stöcken gebaut, alte Zellen abgebrochen, neue aufgeführt, andre erweitert u. s. w. Die Zellen des Königs und der Königin (als von welchen in jedem Stocke nur Ein Paar befindlich ist) sind im Innersten des Gebäudes verborgen. Zunächst um dieselben herum wohnen die Arbeiter, hierauf folgen die Eyerzellen für die junge Brut und dicht bey diesen die Magazine. Diese Thiere zerbeißen und verzehren Holzwerk, Geräthe, Hütten ꝛc. kurz alles außer Erz und Stein; und können binnen wenigen Wochen mäch- tige Baumstämme gleichsam vernichten. Daß der Hinterleib der befruchteten Königin 2000 Mahl dicker und größer wird als er vorher war, ist schon oben erwähnt. Sie kann dann binnen 24 Stun- den auf 80000 Eyer legen.

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Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 5. Aufl. Göttingen, 1797, S. 377. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1797/399>, abgerufen am 22.11.2024.