"nullum characterem hactenus eruere potui, vnde Homo a Simia internoscatur." Ich glaube in gegenwärtiger neuen Ausgabe dieses Buchs außer andern mehrern noch eine neuen, vom Gebisse hergenommenen Character der Humanität angege- ben zu haben, wodurch sich der Mensch von den noch so menschenähnlichen Affen (wie man sie nennt) so wie überhaupt von allen andern Säu- gethieren auszeichnet. Aber auch ohne denselben wird doch hoffentlich nie ein Naturforscher in praxi in Verlegenheit gekommen seyn, Menschen und Affen etwa zu verwechseln. - Außerdem aber können ferner Geschöpfe aus noch so ver- schiedenen Classen manche theils auffallende und unerwartete Aehnlichkeit mit einander haben, ohne daß dadurch die demohngeachtet unverkenn- bare Verschiedenheit zwischen diesen Classen selbst wegfallen dürfte. Man theilt die Thiere sehr natürlich in warmblütige und kaltblütige; und rechnet eben so natürlicher Weise die Säugethiere zu jenen und hingegen die Insecten zu diesen; ohne je deßhalb irre zu werden, daß die Bienen in ihrem Stocke so ganz ohne Vergleich wärmer sind, als etwa ein Igel während seines Winter- schlafs. - In der Classe der Gewürme gibt es Geschlechter, wie z. B. die Sepien, die sich von den übrigen Thieren dieser Classe sehr auszeichnen, und dagegen manche auffallende Aehnlichkeit mit den Fischen haben. Aber niemand wird meynen, deßhalb müsse nun die Scheidewand zwischen der Classe der Fische und der Classe der Gewürme auf- gehoben werden. - Und eben so wenig wird jemand im Ernst in Versuchung gerathen, das Thier- und Pflanzenreich deßhalb mit einander zu verbinden, weil man an gewissen Pflanzen gewisse Aehnlichkeiten mit gewissen Thieren bemerkt hat. Von der Art sind z. B. die sonderbaren Bewe- gungen mancher Mimosenarten, und des hedysa- rum gyrans etc., die, so merkwürdig sie auch an sich bleiben, doch gar nicht einmahl in den oben angegebnen Character der Animalität eingreifen. So wenig als hinwiederum diejenigen Aehnlichkei- ten, so die Arm-Polypen mit den Gewächsen haben,
„nullum characterem hactenus eruere potui, vnde Homo a Simia internoscatur.“ Ich glaube in gegenwärtiger neuen Ausgabe dieses Buchs außer andern mehrern noch eine neuen, vom Gebisse hergenommenen Character der Humanität angege- ben zu haben, wodurch sich der Mensch von den noch so menschenähnlichen Affen (wie man sie nennt) so wie überhaupt von allen andern Säu- gethieren auszeichnet. Aber auch ohne denselben wird doch hoffentlich nie ein Naturforscher in praxi in Verlegenheit gekommen seyn, Menschen und Affen etwa zu verwechseln. – Außerdem aber können ferner Geschöpfe aus noch so ver- schiedenen Classen manche theils auffallende und unerwartete Aehnlichkeit mit einander haben, ohne daß dadurch die demohngeachtet unverkenn- bare Verschiedenheit zwischen diesen Classen selbst wegfallen dürfte. Man theilt die Thiere sehr natürlich in warmblütige und kaltblütige; und rechnet eben so natürlicher Weise die Säugethiere zu jenen und hingegen die Insecten zu diesen; ohne je deßhalb irre zu werden, daß die Bienen in ihrem Stocke so ganz ohne Vergleich wärmer sind, als etwa ein Igel während seines Winter- schlafs. – In der Classe der Gewürme gibt es Geschlechter, wie z. B. die Sepien, die sich von den übrigen Thieren dieser Classe sehr auszeichnen, und dagegen manche auffallende Aehnlichkeit mit den Fischen haben. Aber niemand wird meynen, deßhalb müsse nun die Scheidewand zwischen der Classe der Fische und der Classe der Gewürme auf- gehoben werden. – Und eben so wenig wird jemand im Ernst in Versuchung gerathen, das Thier- und Pflanzenreich deßhalb mit einander zu verbinden, weil man an gewissen Pflanzen gewisse Aehnlichkeiten mit gewissen Thieren bemerkt hat. Von der Art sind z. B. die sonderbaren Bewe- gungen mancher Mimosenarten, und des hedysa- rum gyrans ꝛc., die, so merkwürdig sie auch an sich bleiben, doch gar nicht einmahl in den oben angegebnen Character der Animalität eingreifen. So wenig als hinwiederum diejenigen Aehnlichkei- ten, so die Arm-Polypen mit den Gewächsen haben,
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„nullum characterem hactenus eruere potui, vnde
Homo a Simia internoscatur.“ Ich glaube in
gegenwärtiger neuen Ausgabe dieses Buchs außer
andern mehrern noch eine neuen, vom Gebisse
hergenommenen Character der Humanität angege-
ben zu haben, wodurch sich der Mensch von den
noch so menschenähnlichen Affen (wie man sie
nennt) so wie überhaupt von allen andern Säu-
gethieren auszeichnet. Aber auch ohne denselben
wird doch hoffentlich nie ein Naturforscher in
praxi in Verlegenheit gekommen seyn, Menschen
und Affen etwa zu verwechseln. – Außerdem
aber können ferner Geschöpfe aus noch so ver-
schiedenen Classen manche theils auffallende und
unerwartete Aehnlichkeit mit einander haben,
ohne daß dadurch die demohngeachtet unverkenn-
bare Verschiedenheit zwischen diesen Classen selbst
wegfallen dürfte. Man theilt die Thiere sehr
natürlich in warmblütige und kaltblütige; und
rechnet eben so natürlicher Weise die Säugethiere
zu jenen und hingegen die Insecten zu diesen;
ohne je deßhalb irre zu werden, daß die Bienen
in ihrem Stocke so ganz ohne Vergleich wärmer
sind, als etwa ein Igel während seines Winter-
schlafs. – In der Classe der Gewürme gibt es
Geschlechter, wie z. B. die Sepien, die sich von
den übrigen Thieren dieser Classe sehr auszeichnen,
und dagegen manche auffallende Aehnlichkeit mit
den Fischen haben. Aber niemand wird meynen,
deßhalb müsse nun die Scheidewand zwischen der
Classe der Fische und der Classe der Gewürme auf-
gehoben werden. – Und eben so wenig wird
jemand im Ernst in Versuchung gerathen, das
Thier- und Pflanzenreich deßhalb mit einander zu
verbinden, weil man an gewissen Pflanzen gewisse
Aehnlichkeiten mit gewissen Thieren bemerkt hat.
Von der Art sind z. B. die sonderbaren Bewe-
gungen mancher Mimosenarten, und des hedysa-
rum gyrans ꝛc., die, so merkwürdig sie auch an
sich bleiben, doch gar nicht einmahl in den oben
angegebnen Character der Animalität eingreifen.
So wenig als hinwiederum diejenigen Aehnlichkei-
ten, so die Arm-Polypen mit den Gewächsen haben,
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Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 5. Aufl. Göttingen, 1797, S. 7. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1797/29>, abgerufen am 27.11.2024.
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