Genau lassen sich freylich die Umstände und Naturkräfte nicht angeben, wie und wodurch jene Totalcatastrophe unsers Planeten bewirkt worden, von deren gewaltsamer Größe und Allge- meinheit die Versteinerungen der Flötz-Gebirge zeugen. Daß sie aber wohl nicht ohne heftige Wirkung unterirdischen Feuers, eines ziemlich allgemeinen Erdbrandes denkbar sey, darüber ist doch meines Wissens bey den einsichtsvollsten und präjudizlosesten Geologen so gut wie eine Stimme. Folglich lassen sich auch noch jetzt merkliche Spuren jenes Erdbrandes schon a priori erwarten. Und da sich nun in allen fünf Welttheilen Berge und Gebirge wirklich finden, deren Steinarten solche Spuren zu verrathen scheinen, so hat man sie (nur freylich zum Theil zu unbeschränkt) auf jene allgemeine Revolution der Vorwelt reducirt. Besonders scheint durch dieselbe mancher Trapp und Wacke (- unvul- canischer Basalt etc. -) zu so genanntem vulca- nischen Basalt umgewandelt worden zu seyn; so daß er sogar hin und wieder unerwartet große Aehnlichkeit mit wahren Laven der jetzigen Feuer- speyenden Berge zeigt, wovon er freylich im Ganzen bey jener seiner Entstehungsart unter dem Meersboden der Vorwelt, und seinem uner- meßlich hohen Alter, und bey den Veränderun- gen die er, seitdem er nun ins Trockne versetzt worden, in einer solchen Länge der Zeit in so vielen
§. 229.
Genau lassen sich freylich die Umstände und Naturkräfte nicht angeben, wie und wodurch jene Totalcatastrophe unsers Planeten bewirkt worden, von deren gewaltsamer Größe und Allge- meinheit die Versteinerungen der Flötz-Gebirge zeugen. Daß sie aber wohl nicht ohne heftige Wirkung unterirdischen Feuers, eines ziemlich allgemeinen Erdbrandes denkbar sey, darüber ist doch meines Wissens bey den einsichtsvollsten und präjudizlosesten Geologen so gut wie eine Stimme. Folglich lassen sich auch noch jetzt merkliche Spuren jenes Erdbrandes schon a priori erwarten. Und da sich nun in allen fünf Welttheilen Berge und Gebirge wirklich finden, deren Steinarten solche Spuren zu verrathen scheinen, so hat man sie (nur freylich zum Theil zu unbeschränkt) auf jene allgemeine Revolution der Vorwelt reducirt. Besonders scheint durch dieselbe mancher Trapp und Wacke (– unvul- canischer Basalt ꝛc. –) zu so genanntem vulca- nischen Basalt umgewandelt worden zu seyn; so daß er sogar hin und wieder unerwartet große Aehnlichkeit mit wahren Laven der jetzigen Feuer- speyenden Berge zeigt, wovon er freylich im Ganzen bey jener seiner Entstehungsart unter dem Meersboden der Vorwelt, und seinem uner- meßlich hohen Alter, und bey den Veränderun- gen die er, seitdem er nun ins Trockne versetzt worden, in einer solchen Länge der Zeit in so vielen
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§. 229.
Genau lassen sich freylich die Umstände und
Naturkräfte nicht angeben, wie und wodurch
jene Totalcatastrophe unsers Planeten bewirkt
worden, von deren gewaltsamer Größe und Allge-
meinheit die Versteinerungen der Flötz-Gebirge
zeugen. Daß sie aber wohl nicht ohne heftige
Wirkung unterirdischen Feuers, eines ziemlich
allgemeinen Erdbrandes denkbar sey, darüber
ist doch meines Wissens bey den einsichtsvollsten
und präjudizlosesten Geologen so gut wie eine
Stimme. Folglich lassen sich auch noch jetzt
merkliche Spuren jenes Erdbrandes schon a
priori erwarten. Und da sich nun in allen fünf
Welttheilen Berge und Gebirge wirklich finden,
deren Steinarten solche Spuren zu verrathen
scheinen, so hat man sie (nur freylich zum Theil
zu unbeschränkt) auf jene allgemeine Revolution
der Vorwelt reducirt. Besonders scheint durch
dieselbe mancher Trapp und Wacke (– unvul-
canischer Basalt ꝛc. –) zu so genanntem vulca-
nischen Basalt umgewandelt worden zu seyn;
so daß er sogar hin und wieder unerwartet große
Aehnlichkeit mit wahren Laven der jetzigen Feuer-
speyenden Berge zeigt, wovon er freylich im
Ganzen bey jener seiner Entstehungsart unter
dem Meersboden der Vorwelt, und seinem uner-
meßlich hohen Alter, und bey den Veränderun-
gen die er, seitdem er nun ins Trockne versetzt
worden, in einer solchen Länge der Zeit in so vielen
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Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 4. Aufl. Göttingen, 1791, S. 521. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1791/537>, abgerufen am 22.11.2024.
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