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Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 4. Aufl. Göttingen, 1791.

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Bäumen und in Hecken aufhält, und von Insecten lebt,
die es beschleicht und dann mit einer langen klebrigen
Zunge sehr behende zu fangen versteht. Seine Lungen
sind ungeheuer groß, füllen den größten Theil des Lei-
bes aus, und das Thier kann sich damit nach Willkühr
aufblasen oder dünner machen, daher vermuthlich die
Sage der Alten entstanden seyn mag, daß das Cha-
mäleon bloß von Luft lebe. Die Augen des Thiers ha-
ben die ganz eigne Einrichtung, daß jedes besonders,
oder auch beide zugleich nach verschiedenen Richtungen,
eins z. B. aufwärts, das andere hinterwärts u. s. w.
und zwar sehr schnell bewegt werden können. Die na-
türliche Farbe des Chamäleons ist stahlgrau, zuweilen
wird es aber gelb, schwarz, auch gefleckt etc. und das
zwar ohne alle Beziehung auf die Farbe der benachbar-
ten Gegenstände, sondern theils von freyen Stücken,
am sichtbarsten aber wenn es gereitzt und böse gemacht
wird.

6. Gecko. (vermuthlich der wahre stellio oder saurus der
Alten.) L. cauda tereti mediocri, digitis moticis sub-
tus lamellatis, corpore verrucoso, auribus concauis
. *

Seba vol. I. tab. CVIII.

In Ostindien, auch auf den Inseln der Südsee und
selbst hin und wieder im südlichen Europa, z. B. im
Neapolitanischen. Am häufigsten aber in Aegypten, wo
er sich gern in die Häuser zieht und oft gefährlich wird.
Er hat nähmlich einen giftigen Saft zwischen seinen
blättrichten Fußzehen, der sich den Eßwaaren, wo das
Thier drüber wegläuft, mittheilt: deren Genuß nach-
her die gefährlichsten und fast tödtlichen Coliken nach
sich zieht.

Bäumen und in Hecken aufhält, und von Insecten lebt,
die es beschleicht und dann mit einer langen klebrigen
Zunge sehr behende zu fangen versteht. Seine Lungen
sind ungeheuer groß, füllen den größten Theil des Lei-
bes aus, und das Thier kann sich damit nach Willkühr
aufblasen oder dünner machen, daher vermuthlich die
Sage der Alten entstanden seyn mag, daß das Cha-
mäleon bloß von Luft lebe. Die Augen des Thiers ha-
ben die ganz eigne Einrichtung, daß jedes besonders,
oder auch beide zugleich nach verschiedenen Richtungen,
eins z. B. aufwärts, das andere hinterwärts u. s. w.
und zwar sehr schnell bewegt werden können. Die na-
türliche Farbe des Chamäleons ist stahlgrau, zuweilen
wird es aber gelb, schwarz, auch gefleckt ꝛc. und das
zwar ohne alle Beziehung auf die Farbe der benachbar-
ten Gegenstände, sondern theils von freyen Stücken,
am sichtbarsten aber wenn es gereitzt und böse gemacht
wird.

6. Gecko. (vermuthlich der wahre stellio oder saurus der
Alten.) L. cauda tereti mediocri, digitis moticis sub-
tus lamellatis, corpore verrucoso, auribus concauis
. *

Seba vol. I. tab. CVIII.

In Ostindien, auch auf den Inseln der Südsee und
selbst hin und wieder im südlichen Europa, z. B. im
Neapolitanischen. Am häufigsten aber in Aegypten, wo
er sich gern in die Häuser zieht und oft gefährlich wird.
Er hat nähmlich einen giftigen Saft zwischen seinen
blättrichten Fußzehen, der sich den Eßwaaren, wo das
Thier drüber wegläuft, mittheilt: deren Genuß nach-
her die gefährlichsten und fast tödtlichen Coliken nach
sich zieht.

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[249/0265] Bäumen und in Hecken aufhält, und von Insecten lebt, die es beschleicht und dann mit einer langen klebrigen Zunge sehr behende zu fangen versteht. Seine Lungen sind ungeheuer groß, füllen den größten Theil des Lei- bes aus, und das Thier kann sich damit nach Willkühr aufblasen oder dünner machen, daher vermuthlich die Sage der Alten entstanden seyn mag, daß das Cha- mäleon bloß von Luft lebe. Die Augen des Thiers ha- ben die ganz eigne Einrichtung, daß jedes besonders, oder auch beide zugleich nach verschiedenen Richtungen, eins z. B. aufwärts, das andere hinterwärts u. s. w. und zwar sehr schnell bewegt werden können. Die na- türliche Farbe des Chamäleons ist stahlgrau, zuweilen wird es aber gelb, schwarz, auch gefleckt ꝛc. und das zwar ohne alle Beziehung auf die Farbe der benachbar- ten Gegenstände, sondern theils von freyen Stücken, am sichtbarsten aber wenn es gereitzt und böse gemacht wird. 6. Gecko. (vermuthlich der wahre stellio oder saurus der Alten.) L. cauda tereti mediocri, digitis moticis sub- tus lamellatis, corpore verrucoso, auribus concauis. * Seba vol. I. tab. CVIII. In Ostindien, auch auf den Inseln der Südsee und selbst hin und wieder im südlichen Europa, z. B. im Neapolitanischen. Am häufigsten aber in Aegypten, wo er sich gern in die Häuser zieht und oft gefährlich wird. Er hat nähmlich einen giftigen Saft zwischen seinen blättrichten Fußzehen, der sich den Eßwaaren, wo das Thier drüber wegläuft, mittheilt: deren Genuß nach- her die gefährlichsten und fast tödtlichen Coliken nach sich zieht.

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Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 4. Aufl. Göttingen, 1791, S. 249. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1791/265>, abgerufen am 24.11.2024.