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Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 4. Aufl. Göttingen, 1791.

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deren ganzer Körperbau darnach eingerichtet ist um in
beiden Elementen leben zu können.*)

1. Vitulina. der Seehund, die Robbe, das Seekalb.
(Fr. le veau marin. Engl. the seal.) P. capite laeui,
auriculis nullis, corpore griseo
. *

Schreber tab. LXXXIV.

B. S. Albini annot. academ. L. III. tab. VI.

In den nordlichen Meeren. Lebt, wie andre Gat-
tungen dieses Geschlechts, von Seetang, doch auch von
Fischen, und vorzüglich von Häringen. Ist für die

*) So habe ich z. B. bey der Zergliederung eines
Seehund-Auges eine überaus merkwürdige Ein-
richtung entdeckt, wodurch diese Thiere im Stande
sind nach Willkühr die Axe desselben zu verlängern
oder zu verkürzen, um durch zweyerley medium
von so verschiedner Dichtigkeit, durchs Wasser
nähmlich eben so gut als durch die Luft deutlich
sehen zu können. Dieß wird durch den Druck der
überaus starken Augenmuskeln auf die äußerste
Haut des Augapfels bewirkt, welche letztre an
verschiednen Stellen von verschiedner Dicke ist.
Die durchsichtige Hornhaut nähmlich ist dünne
und nachgiebig; von der harten weißen Haut hin-
gegen ist der zunächst an die Hornhaut anstoßende
Theil, so wie auch der Hintergrund, dick und
knorpelartig, ihr mittlerer Gürtel aber wieder
dünne und geschmeidig: so daß wenn das Thier
durch die Luft sehen will, es den Augapfel in die
Augenhöhle zurückzieht, und dadurch den Hinter-
grund desselben etwas flach drückt, mithin der Cry-
stall-Linse näher bringt etc. wie es die starke Bre-
chung der Lichtstrahlen erfodert, die dann aus
dem dünnen medium der Luft in das dichtere des
Auges gehen. Unter Wasser hingegen lassen die
Augenmuskeln nach, damit die Augen-Axe wie-
der verlängert werde etc. - s. Commentationes so-
cietat. scient. Gottingens
. vol
. VII.

deren ganzer Körperbau darnach eingerichtet ist um in
beiden Elementen leben zu können.*)

1. Vitulina. der Seehund, die Robbe, das Seekalb.
(Fr. le veau marin. Engl. the seal.) P. capite laeui,
auriculis nullis, corpore griseo
. *

Schreber tab. LXXXIV.

B. S. Albini annot. academ. L. III. tab. VI.

In den nordlichen Meeren. Lebt, wie andre Gat-
tungen dieses Geschlechts, von Seetang, doch auch von
Fischen, und vorzüglich von Häringen. Ist für die

*) So habe ich z. B. bey der Zergliederung eines
Seehund-Auges eine überaus merkwürdige Ein-
richtung entdeckt, wodurch diese Thiere im Stande
sind nach Willkühr die Axe desselben zu verlängern
oder zu verkürzen, um durch zweyerley medium
von so verschiedner Dichtigkeit, durchs Wasser
nähmlich eben so gut als durch die Luft deutlich
sehen zu können. Dieß wird durch den Druck der
überaus starken Augenmuskeln auf die äußerste
Haut des Augapfels bewirkt, welche letztre an
verschiednen Stellen von verschiedner Dicke ist.
Die durchsichtige Hornhaut nähmlich ist dünne
und nachgiebig; von der harten weißen Haut hin-
gegen ist der zunächst an die Hornhaut anstoßende
Theil, so wie auch der Hintergrund, dick und
knorpelartig, ihr mittlerer Gürtel aber wieder
dünne und geschmeidig: so daß wenn das Thier
durch die Luft sehen will, es den Augapfel in die
Augenhöhle zurückzieht, und dadurch den Hinter-
grund desselben etwas flach drückt, mithin der Cry-
stall-Linse näher bringt ꝛc. wie es die starke Bre-
chung der Lichtstrahlen erfodert, die dann aus
dem dünnen medium der Luft in das dichtere des
Auges gehen. Unter Wasser hingegen lassen die
Augenmuskeln nach, damit die Augen-Axe wie-
der verlängert werde ꝛc. – s. Commentationes so-
cietat. scient. Gottingens
. vol
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[127/0143] deren ganzer Körperbau darnach eingerichtet ist um in beiden Elementen leben zu können. *) 1. Vitulina. der Seehund, die Robbe, das Seekalb. (Fr. le veau marin. Engl. the seal.) P. capite laeui, auriculis nullis, corpore griseo. * Schreber tab. LXXXIV. B. S. Albini annot. academ. L. III. tab. VI. In den nordlichen Meeren. Lebt, wie andre Gat- tungen dieses Geschlechts, von Seetang, doch auch von Fischen, und vorzüglich von Häringen. Ist für die *) So habe ich z. B. bey der Zergliederung eines Seehund-Auges eine überaus merkwürdige Ein- richtung entdeckt, wodurch diese Thiere im Stande sind nach Willkühr die Axe desselben zu verlängern oder zu verkürzen, um durch zweyerley medium von so verschiedner Dichtigkeit, durchs Wasser nähmlich eben so gut als durch die Luft deutlich sehen zu können. Dieß wird durch den Druck der überaus starken Augenmuskeln auf die äußerste Haut des Augapfels bewirkt, welche letztre an verschiednen Stellen von verschiedner Dicke ist. Die durchsichtige Hornhaut nähmlich ist dünne und nachgiebig; von der harten weißen Haut hin- gegen ist der zunächst an die Hornhaut anstoßende Theil, so wie auch der Hintergrund, dick und knorpelartig, ihr mittlerer Gürtel aber wieder dünne und geschmeidig: so daß wenn das Thier durch die Luft sehen will, es den Augapfel in die Augenhöhle zurückzieht, und dadurch den Hinter- grund desselben etwas flach drückt, mithin der Cry- stall-Linse näher bringt ꝛc. wie es die starke Bre- chung der Lichtstrahlen erfodert, die dann aus dem dünnen medium der Luft in das dichtere des Auges gehen. Unter Wasser hingegen lassen die Augenmuskeln nach, damit die Augen-Axe wie- der verlängert werde ꝛc. – s. Commentationes so- cietat. scient. Gottingens. vol. VII.

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Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 4. Aufl. Göttingen, 1791, S. 127. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1791/143>, abgerufen am 23.11.2024.