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Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 3. Aufl. Göttingen, 1788.

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A. Versteinerungen des Thierreichs.


I. Von Säugethieren.
a) Bekannte.
1) Landthiere dieser Classe.

1. Anthropolithen, foßile Menschenknochen.

Daß man diese nicht als wahre Petrefacten
(§. 258. II.) in den Kalk- und Marmor-Flözen
erwarten dürfe, die das Grab der Seethiere der
Vorwelt ausmachen (§. 229. I.), versteht sich
wohl von selbst.

Blos calcinirte (§. 258 I.) Menschenknochen
hingegen, sind im Grunde wohl eben nicht selt-
ner als die von allen unsern Hausthieren: -
d. h. sie kommen freylich nicht so leicht in eine
Lage wo sie mit Stalactitwasser u. dergl. durch-
zogen werden etc. Und blos verwitterte mürbe
Menschenknochen pflegt man nicht mit unter die
Foßilien zu zählen, ob man gleich die gegrabnen
Rhinocer- und Elephantengebeine etc. dahin rech-
net, wovon doch viele auch keine andre Verän-
derung erlitten haben. - So ist z. B. im Mu-
seum ein ausgegrabner Menschenschedel aus der
hiesigen Gegend der seinem jetzigen Ansehen,
Korne, Festigkeit etc. nach, vollkommen mit eben
dem Rechte foßil genannt werden kan als die
Nashornknochen von Herzberg, oder als viele
Bärenknochen aus der Gailenreuter Höle etc.

A. Versteinerungen des Thierreichs.


I. Von Säugethieren.
a) Bekannte.
1) Landthiere dieser Classe.

1. Anthropolithen, foßile Menschenknochen.

Daß man diese nicht als wahre Petrefacten
(§. 258. II.) in den Kalk- und Marmor-Flözen
erwarten dürfe, die das Grab der Seethiere der
Vorwelt ausmachen (§. 229. I.), versteht sich
wohl von selbst.

Blos calcinirte (§. 258 I.) Menschenknochen
hingegen, sind im Grunde wohl eben nicht selt-
ner als die von allen unsern Hausthieren: –
d. h. sie kommen freylich nicht so leicht in eine
Lage wo sie mit Stalactitwasser u. dergl. durch-
zogen werden ꝛc. Und blos verwitterte mürbe
Menschenknochen pflegt man nicht mit unter die
Foßilien zu zählen, ob man gleich die gegrabnen
Rhinocer- und Elephantengebeine ꝛc. dahin rech-
net, wovon doch viele auch keine andre Verän-
derung erlitten haben. – So ist z. B. im Mu-
seum ein ausgegrabner Menschenschedel aus der
hiesigen Gegend der seinem jetzigen Ansehen,
Korne, Festigkeit ꝛc. nach, vollkommen mit eben
dem Rechte foßil genannt werden kan als die
Nashornknochen von Herzberg, oder als viele
Bärenknochen aus der Gailenreuter Höle ꝛc.

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[665/0685] A. Versteinerungen des Thierreichs. I. Von Säugethieren. a) Bekannte. 1) Landthiere dieser Classe. 1. Anthropolithen, foßile Menschenknochen. Daß man diese nicht als wahre Petrefacten (§. 258. II.) in den Kalk- und Marmor-Flözen erwarten dürfe, die das Grab der Seethiere der Vorwelt ausmachen (§. 229. I.), versteht sich wohl von selbst. Blos calcinirte (§. 258 I.) Menschenknochen hingegen, sind im Grunde wohl eben nicht selt- ner als die von allen unsern Hausthieren: – d. h. sie kommen freylich nicht so leicht in eine Lage wo sie mit Stalactitwasser u. dergl. durch- zogen werden ꝛc. Und blos verwitterte mürbe Menschenknochen pflegt man nicht mit unter die Foßilien zu zählen, ob man gleich die gegrabnen Rhinocer- und Elephantengebeine ꝛc. dahin rech- net, wovon doch viele auch keine andre Verän- derung erlitten haben. – So ist z. B. im Mu- seum ein ausgegrabner Menschenschedel aus der hiesigen Gegend der seinem jetzigen Ansehen, Korne, Festigkeit ꝛc. nach, vollkommen mit eben dem Rechte foßil genannt werden kan als die Nashornknochen von Herzberg, oder als viele Bärenknochen aus der Gailenreuter Höle ꝛc.

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Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 3. Aufl. Göttingen, 1788, S. 665. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1788/685>, abgerufen am 22.11.2024.